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Geleitworte<br />

Kurt W. Rothschild wurde kurz nach dem Ausbruch des Erster Weltkrieges am 21. Oktober<br />

1914 geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und konnte noch vor der nationalsozialistischen<br />

Machtergreifung <strong>in</strong> Österreich im Jahre 1938 <strong>in</strong> Wien promovieren. Kurz nach dem Anschluss an<br />

Hitler-Deutschland wurde für Rothschild wie für viele andere damals oder später <strong>in</strong>ternational<br />

anerkannte Persönlichkeiten aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft das<br />

Verlassen der Heimat zur Überlebensfrage. Rothschild erhielt an der University of Glasgow die<br />

Möglichkeit zum Studium und nachher zu Forschung und Lehre. England bot sowohl durch se<strong>in</strong>e<br />

große wirtschaftswissenschaftliche Tradition als auch durch die mit dem Namen Keynes verbundenen<br />

grundlegenden Veränderungen bzw. Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der<br />

Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftspolitik optimale Bed<strong>in</strong>gungen für die Entwicklung der<br />

hervorragenden, <strong>in</strong>tellektuellen Fähigkeiten von Kurt W. Rothschild. Geprägt wurde Rothschild<br />

sicherlich auch durch e<strong>in</strong> Klima der relativ hohen wissenschaftlichen Liberalität und Toleranz an<br />

englischen Universitäten, das sich erheblich von der durch den Ständestaat und später durch den<br />

Nationalsozialismus zwanghaft geschaffenen geistigen Uniformität unterschied.<br />

Nach der Niederlage des Faschismus kehrte Rothschild 1947 trotz <strong>in</strong>teressanter Angebote <strong>in</strong><br />

England nach Wien zurück, um im neuen, demokratischen Österreich tätig zu se<strong>in</strong>. Er fand im<br />

Österreichischen Institut für Wirtschafsforschung e<strong>in</strong> Wirkungsfeld, wo er neben der Rout<strong>in</strong>earbeit,<br />

die <strong>in</strong> zahlreichen Beiträgen <strong>in</strong> den „Monatsberichten“ dieses Instituts ihren Niederschlag fand, auch<br />

noch Bücher und zahlreiche Beiträge für <strong>in</strong>ternationale Zeitschriften verfasste.<br />

Zweifellos stark bee<strong>in</strong>flusst wurde Rothschild auch von der Weltwirtschaftskrise mit<br />

Massenarbeitslosigkeit und elend. Beschäftigungstheorie und Arbeitsmarktpolitik bilden demgemäß<br />

e<strong>in</strong>en wichtigen Tätigkeitsbereich Rothschilds.<br />

Die Weltwirtschaftskrise und deren verheerende soziale, politische und militärische Folgen<br />

und die Emigration haben auch bei Rothschild zu politischer Parte<strong>in</strong>ahme geführt. Die Erkenntnis,<br />

dass diese und andere negative wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Entwicklungen <strong>in</strong><br />

Zusammenhang und als Folge e<strong>in</strong>er nicht regulierten Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaft<br />

gesehen werden müssen, hat Rothschild der sozialistischen Ideenwelt zugeführt. Aber Rothschild war<br />

<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise Dogmatiker. „Für jede Art von Orthodoxie fehlt Kurt Rothschild das ausschließlichausschließende<br />

Engagement und besitzt er viel zu sehr e<strong>in</strong>e wache, stets kritische Vernunft“ (E.<br />

Streissler).<br />

Die Ursache, dass Rothschild erst lang nachdem se<strong>in</strong>e Arbeiten <strong>in</strong>ternationale Anerkennung<br />

gefunden haben, e<strong>in</strong>en Ruf als Hochschullehrer erhielt, ist <strong>in</strong> der mangelnden Liberalität der<br />

konservativ orientierten Ord<strong>in</strong>arien österreichischer Universitäten zu suchen, denen die tatsächlichen<br />

und vermuteten systemkritischen und politischen E<strong>in</strong>stellungen von Kurt Rothschild nicht opportun<br />

waren. Im Laufe der Jahre hat aber Rothschild durch se<strong>in</strong>e Arbeiten nicht nur <strong>in</strong>ternational, sondern<br />

auch <strong>in</strong> Österreich bei politisch und ökonomisch „Andersdenkenden“ Beachtung und Anerkennung<br />

gefunden. Beispiele dafür f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den <strong>in</strong> dieser Broschüre wiedergegebenen Beiträgen der<br />

Wirtschaftswissenschafter Tichy, Streissler und Seidel.<br />

Kurt Rothschild begann se<strong>in</strong>e Tätigkeiten <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt, als sich <strong>in</strong> Westeuropa<br />

Reformbestrebungen <strong>in</strong> vielen gesellschaftlichen Bereichen immer nachhaltiger artikulierten. Dies<br />

galt <strong>in</strong> besonderem Maße für die Hochschulen und Universitäten. Die Studentenbewegung Ende der<br />

sechziger und Anfang der siebziger Jahre hat so wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von westeuropäischen Ländern<br />

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