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man das Inflationsproblem der Nachkriegszeit nicht sozial und wirtschaftlich befriedigend durch e<strong>in</strong>e<br />

Beschränkung der Geldmenge lösen könne, sondern alles unternehmen sollte, um die Produktion<br />

wieder anzukurbeln. Es wurden ferner Verteilungsaspekte betont, so etwa wenn er vor e<strong>in</strong>er<br />

vorzeitigen Aufhebung kriegs- und nachkriegsbed<strong>in</strong>gter Kontrollen warnte, weil das e<strong>in</strong>er<br />

Neuverteilung der Waren zugunsten der höheren E<strong>in</strong>kommensgruppen gleichkäme. Nicht zuletzt<br />

wurde auch unter den Bed<strong>in</strong>gungen der Nachkriegsperiode vor den Risiken e<strong>in</strong>er Deflation gewarnt.<br />

Ich übergehe die folgenden Arbeiten und hebe als nächstes e<strong>in</strong>e Arbeit aus dem Jahr 1952<br />

hervor: „Die Bedeutung der Ausfuhr für Produktion und Beschäftigung“ (Monatsberichte 6/1952). In<br />

dieser Studie tritt der wirtschaftspolitisch <strong>in</strong>teressierte und engagierte Rothschild zurück. Sie ist e<strong>in</strong><br />

Musterbeispiel für die Kunstfertigkeit der früheren Wirtschaftsforscher, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante quantitative<br />

Frage aufzuspüren und sie mit Hilfe fachmännischer Schätzungen aus bruchstückhaften<br />

Primärstatistiken zu beantworten. Über die Höhe der Exportquote der österreichischen Wirtschaft<br />

<strong>in</strong>sgesamt und der österreichischen Industrie im Besonderen gab es zu verschiedenen Zeitpunkten<br />

stark vone<strong>in</strong>ander abweichende und offenbar mite<strong>in</strong>ander nicht zu vere<strong>in</strong>barende Angaben. Es war<br />

daher e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen des Wirtschaftsforschers, mit angemessenen Methoden e<strong>in</strong>e<br />

Neuschätzung zu versuchen, und zwar zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt, als es noch ke<strong>in</strong>e Input-Output-Tabelle<br />

gab. Diese Aufgabe erforderte jenes Zahlengefühl, das Schätzungen oft verlässlicher ersche<strong>in</strong>en ließ<br />

als statische Erhebungen (und das <strong>in</strong>zwischen teilweise verlorengegangen ist, weil nicht mehr<br />

Menschen, sondern Computer „auf Zahlen schauen“).<br />

Von ähnlicher Bedeutung für die empirische Erforschung des Außenhandels war e<strong>in</strong>e Studie<br />

„Die weltwirtschaftliche Verflechtung Österreichs“ (Monatsberichte 5/1958), <strong>in</strong> der anhand der<br />

warenmäßigen und regionalen Konzentration auf wichtige Strukturschwächen des österreichischen<br />

Exports h<strong>in</strong>gewiesen wurde. Dieses Thema wird seither von der empirischen Wirtschaftsforschung <strong>in</strong><br />

verschiedenen Varianten immer wieder aufgegriffen (zuletzt im OECD-Länderbericht 1984/85 über<br />

Österreich).<br />

„Zur Reform des österreichischen Zolltarifs“ (Monatsberichte, Beilage 24/1954) lautete e<strong>in</strong>e<br />

Arbeit, die vordergründig technischer Natur war, aber Rothschild doch die Gelegenheit gab, se<strong>in</strong><br />

Unbehagen gegen e<strong>in</strong>e unkontrollierte und bed<strong>in</strong>gungslose wirtschaftliche Öffnung der Grenzen<br />

auszudrücken. „Wenn … heute Schutzzölle überall e<strong>in</strong>e so bedeutende Rolle spielen, so ist das auch<br />

darauf zurückzuführen, dass der Freihandel <strong>in</strong> der konkreten Wirklichkeit nicht immer die<br />

Voraussetzungen f<strong>in</strong>det, die e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>fachende Theorie angenommen hat, und dass auf kurze Sicht,<br />

die im Leben so entscheidend ist, vielfach gewichtige Argumente für den Schutzzoll sprechen.“ Die<br />

Entwicklung der Weltwirtschaft im letzten Jahrzehnt hat Rothschild <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Unbehagen gegen die<br />

zu offene Volkswirtschaft noch verstärkt, wie se<strong>in</strong> jüngster Aufsatz erkennen lässt („Beschäftigung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er verflochtenen Wirtschaft“, <strong>in</strong>: Wirtschaft und Gesellschaft 1/1985).<br />

Aus den fünfziger Jahren s<strong>in</strong>d noch Arbeiten aus dem Themenbereich „Arbeitsmarkt“ über die<br />

regionale Struktur der Arbeitslosigkeit (Monatsberichte 3/1951 und 6/1951) sowie über „Österreichs<br />

Beschäftigtenstruktur <strong>in</strong> den Jahren 1938, 1948 und 1951“ (Beilage zu den Monatsberichten 13/1951)<br />

zu erwähnen. Alle diese Arbeiten lassen das besondere Engagement Rothschilds für Vollbeschäftigung<br />

erkennen.<br />

Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre wurde das Thema „Österreich und die<br />

europäische Integration“ aktuell. Die Ause<strong>in</strong>andersetzung damit <strong>in</strong> mehreren Aufsätzen mag für<br />

Rothschild nicht besonders erfreulich gewesen se<strong>in</strong>, weil Nemschak zu dieser Frage e<strong>in</strong>e sehr<br />

profilierte (und von Rothschild abweichende) Ansicht hatte und sie mit großem Nachdruck vertrat. Ich<br />

er<strong>in</strong>nere mich noch an hartnäckige Grabenkämpfe über Formulierungen wie etwa über die Frage,<br />

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