Linde Technology - Linde Gas
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8<br />
Titelthema Energie<br />
Montage-Puzzle: Auf acht Großbaustellen in Europa wurden<br />
die Einzelteile für die Verflüssigungsanlage vormontiert.<br />
● Melkøya, Norwegen: Sprengungen, Baustellenvorbereitung,<br />
Dockaushebung für die Prozessbarge, Bau der Tanks, des<br />
Kühlwassertunnels, der Gebäude für die Mitarbeiter sowie<br />
des untermeerischen Zufahrttunnels.<br />
● Bremen, Deutschland: Modulfertigung der Coldboxen.<br />
● Antwerpen, Belgien: Verschiffung der Coldboxen.<br />
● Zwijndrecht, Niederlande: Produktion des „Slug Catchers“.<br />
● Hoboken, Belgien: Herstellung von Ausrüstungskomponenten<br />
und Rohrbrücken.<br />
● Schalchen, Deutschland: Herstellung der kryogenen<br />
Wärmetauscher für die Ergasverflüssigungsanlage.<br />
● Massa und Florenz, Italien: Herstellung der <strong>Gas</strong>turbinen<br />
und Kompressoren.<br />
● Ferrol, Spanien: Montage der Barge (=Stahlponton).<br />
● Cádiz, Spanien: Installation der Prozessanlage auf der Barge.<br />
ten Zeit an Ort und Stelle sein müssen. So wurden die einzelnen<br />
Etagen der Stahlkonstruktion in so genannten „Pancakes“ vorgefertigt.<br />
Diese Stahlrahmen haben ein Gewicht von bis zu 300<br />
Tonnen, die als eine Art Zwischendecke die einzelnen Etagen<br />
voneinander trennen. Zum Zeitpunkt der Montage eines jeden<br />
Pancakes mussten alle darunter befindlichen Teile, wie Pumpen,<br />
Kompressoren, Behälter und auch die großen Rohrleitungsabschnitte,<br />
bereits fertig an ihrem Platz stehen. „Wenn der Deckel<br />
aufgesetzt wird, muss darunter natürlich alles komplett sein“,<br />
erläutert Spiller.<br />
Coldbox aus Antwerpen<br />
Nach Fertigstellung sollte die Barge dann auf ihre 2.700 Seemeilen<br />
(knapp 5.000 Kilometer) lange Seereise nach Hammerfest<br />
gehen. Dafür musste sie ausgesprochen kompakt ausgelegt<br />
werden. Den Ingenieuren bescherte das einige besondere Herausforderungen.<br />
Für Anlagen auf dem Festland gibt es meist<br />
reichlich Platz. Man stellt die verschiedenen Komponenten einfach<br />
nebeneinander auf. Auf der Barge mussten die Entwickler<br />
hingegen alles in mehreren engen Stockwerken planen. Zusätzlich<br />
sollte das 30 Meter hohe, glänzende Anlagen-Patchwork<br />
seefest sein. Spiller: „Rund 110.000 Mal wiegt sich ein Schiff<br />
auf einer so langen Schiffsreise hin und her, das muss die Anlage<br />
verkraften können.“ Der Stahl darf nicht ermüden, kein Bauteil<br />
aus der Verankerung reißen. So waren die Ingenieure am<br />
Ende fast ein Jahr lang mit der Berechnung eines Anlagendesigns<br />
beschäftigt, das Platz sparend ist und zugleich den Kräften<br />
der Wellen Stand hält. Und noch ein Problem mussten die<br />
<strong>Linde</strong>-Ingenieure meistern. Im Hafen von Cádiz hatte man die<br />
Barge geflutet und auf Grund gesetzt, um Bewegungen des<br />
Stahlrumpfes während der Bauarbeiten zu vermeiden. Unter-<br />
Ferrol<br />
Cádiz<br />
Antwerpen/<br />
Hoboken<br />
Bremen<br />
Zwijndrecht<br />
Schalchen<br />
Massa<br />
Hammerfest<br />
spült durch Meeresströmungen sackte der Koloss ungleichmäßig<br />
ab. Bis zu 20 Zentimeter betrug der Höhenunterschied zwischen<br />
den beiden Enden der Barge zwischenzeitlich. „Sie bog sich wie<br />
eine Banane“, sagt Spiller.<br />
Die Ingenieure hatten schon in der Planungsphase berücksichtigt,<br />
dass sich der mächtige Rumpf beim Abpumpen des Wassers<br />
aus den einzelnen Rumpfkammern und dem folgenden Auftauchen<br />
in Gegenrichtung zurückdehnen würde. „Wir haben die<br />
Stahlkonstruktion daran angepasst und Dehnungsfugen ähnlich<br />
einer Autobahnbrücke eingebaut. Damit ließ sich die Bewegung<br />
tatsächlich ausgleichen“, so Spiller. Knifflig war auch das Abseilen<br />
schwerer Lasten auf das Deck, denn auch die hätten die Barge<br />
verbogen. 450 Tonnen wog die schwerste Last, die während der<br />
Bauarbeiten von einem Kran herabgelassen wurde. Die Experten<br />
halfen sich, indem sie die verschiedenen Kammern der Barge unterschiedlich<br />
fluteten. Damit ließ sich der Riesen-Kahn im Gleichgewicht<br />
halten. 35.000 Tonnen – soviel wie 500 Dieselloks – wog<br />
die Barge schließlich, als sie Ende Juni zum Abtransport in den<br />
Golf von Cádiz geschleppt wurde.<br />
Anschließend nahm sie dann ein Schwerlastschiff Huckepack,<br />
das in elf Tagen vom Mittelmeer bis nach Hammerfest<br />
dampfte. Wind und Wellen stellten für den Transport die größte<br />
Herausforderung dar. Aber die Experten hatten den Koloss gut gerüstet.<br />
Rund 60 Tonnen Stahl stabilisierten die Ladung und speziell<br />
installierte Sensoren meldeten jede Bewegung, die auf ein Verrutschen<br />
hätten schließen lassen. Zusätzlich wurden sichere Rückzugshäfen<br />
für zu hohen Wellengang bestimmt. In Nordnorwegen<br />
angekommen, zogen die Spezialisten die Barge mit Hilfe von Hafenschleppern<br />
und zwei starken Seilwinden in ihre Endposition in<br />
einem extra dafür ausgesparten Dock auf Melkøya. Inzwischen ist<br />
die Barge auf einzelne Betonfundamentsockel abgesenkt worden.