Linde Technology - Linde Gas
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Interview<br />
Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, dass so eine Anlage<br />
tatsächlich funktionieren könnte?<br />
Wir beschäftigen uns ja schon seit vielen Jahren mit thermodynamischen<br />
Fragestellungen im Verdichterbau. Vor etwa zwei<br />
Jahren kamen wir zum ersten Mal in Kontakt mit den ionischen<br />
Flüssigkeiten und erkannten schnell, dass diese die Lösung für<br />
das Verschleißproblem bei Kolbenverdichtern darstellen könnten.<br />
Das ganze funktioniert aber nur, wenn die Flüssigkeit keinen<br />
Dampfdruck aufweist, sich also nicht mit dem <strong>Gas</strong> mischt.<br />
Wie lange haben Sie an der Entwicklung gearbeitet?<br />
Von der ersten groben Idee bis zum Bau des Prototypen sind<br />
etwa eineinhalb Jahre vergangen. Den größten Teil davon hat das<br />
Design der optimalen Eigenschaften der ionischen Flüssigkeit<br />
in Anspruch genommen. Wir haben dabei auch sehr intensiv<br />
mit externen Dienstleistern und <strong>Linde</strong> Hydraulics zusammen<br />
gearbeitet. Anfang 2005 haben wir dann die erste Maschine<br />
in industriellem Maßstab gebaut.<br />
Im Profil<br />
Robert Adler (43) ist Maschinenbauingenieur<br />
mit dem Spezialgebiet Thermodynamik und<br />
Inhaber zahlreicher Patente. Seit vier Jahren<br />
leitet er das Anwendungstechnische Zentrum<br />
(ATZ) von <strong>Linde</strong> <strong>Gas</strong> in Wien mit derzeit 12 Mitarbeitern.<br />
In dieser Zeit wurden dort bereits<br />
hundert Patente angemeldet. Mit 15 Jahren<br />
baute er seinen ersten Verbrennungsmotor und<br />
mit 19 entwickelte Adler einen 140 PS starken<br />
Automotor mit Wassereinspritzung. Derzeit<br />
beschäftigt er sich intensiv mit dem ionischen<br />
Verdichter.<br />
Sind ionischen Flüssigkeiten nicht ziemlich teuer?<br />
Dabei kommt es, wie bei den meisten Produkten, auf die Produktionsmenge<br />
an. Wenn man solche Flüssigkeiten, die beispielsweise<br />
in Zahnarztbohrern zur Schmierung eingesetzt werden,<br />
im Milliliter-Maßstab produziert, wird das schon recht teuer.<br />
Aber wir haben die Herstellung bei unserem Lieferanten jetzt<br />
in eine großtechnische Produktion überführt und da sieht der<br />
Preis dann schon sehr viel freundlicher aus. Und wie überall gilt:<br />
Wächst die Nachfrage, kann in größeren Mengen produziert<br />
werden und der Preis fällt. Allerdings verbraucht sich die Flüssigkeit<br />
im Verdichter auch nicht. Sie können den Verdichter<br />
bei reinen <strong>Gas</strong>en wie Wasserstoff nahezu über die komplette<br />
Lebensdauer mit der gleichen Flüssigkeit betreiben. Sie altert<br />
fast nicht.<br />
Wie viele dieser Anlagen sind derzeit in Betrieb?<br />
In der so genannten Beta-Phase befinden sich gerade drei<br />
Anlagen bei unseren Kunden mit derzeit rund 3.000 Betriebsstunden.<br />
Eine Anlage für Wasserstoff-Betankung steht bei BMW<br />
in München und zwei Erdgas-Anlagen bei der WienEnergie hier<br />
in Wien. Diese Maschinen müssen insgesamt 10.000 Betriebsstunden<br />
absolvieren, damit wir alle Präventiv-Maßnahmen in<br />
unserem Anlagen-Manual vorsehen können.