Linde Technology - Linde Gas
Linde Technology - Linde Gas
Linde Technology - Linde Gas
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
24<br />
Kompressortechnik<br />
<strong>Linde</strong>-Ingenieure entwickeln ionischen Kompressor<br />
Mobilität unter Hochdruck<br />
Der Maschinenbauingenieur Robert Adler und sein Team von <strong>Linde</strong> <strong>Gas</strong> in Wien haben einen<br />
alten Traum der Technik verwirklicht: Eine Anlage zur Verdichtung von <strong>Gas</strong>en bei gleich bleibender<br />
Temperatur – die isotherme Verdichtung. Die Erfindung, an der sich Ingenieure seit<br />
mehr als 150 Jahren vergeblich versuchten, könnte den Maschinenbau revolutionieren. Erste<br />
Anwendungen findet die Technik in Wasserstoff- und <strong>Gas</strong>tankstellen.<br />
Busse, Pkw und selbst Gabelstapler fahren schon seit Jahren<br />
mit Erdgas. Auch die ersten wasserstoffbetriebenen Autos und<br />
einige wenige Gabelstapler rollen bereits über die Straßen und<br />
in den Werkshallen der USA, Europas und Asiens. Sie alle brauchen<br />
einen gasförmigen Treibstoff, der – anders als Benzin oder<br />
Diesel – hohe Anforderungen an die Betankungs- und Speichertechnik<br />
stellt: „Um eine möglichst große Menge Wasserstoff im<br />
Tank speichern zu können und damit auch eine vernünftige<br />
Reichweite zu erzielen, muss der Treibstoff unter Hochdruck mit<br />
mindestens 450 bar in die Tanks gepresst werden“, erklärt Ingenieur<br />
Helmut Mayer von <strong>Linde</strong> <strong>Gas</strong> in Wien.<br />
Für Drücke zwischen 200 und 1.000 bar übernehmen die<br />
Verdichtung meist so genannte Kolbenkompressoren. Weil sich<br />
dabei viele mechanische Teile bewegen, müssen Führungen,<br />
Lager und Buchsen immer gut geschmiert sein, damit kein Verschleiß<br />
auftritt. Das bedeutet aber auch, dass der <strong>Gas</strong>raum absolut<br />
dicht sein muss, damit kein Schmiermittel hinein gelangen<br />
und den Treibstoff verunreinigen kann. „Für die Verbrennung in<br />
Brennstoffzellen, die den doppelten Energiewirkungsgrad herkömmlicher<br />
Fahrzeuge besitzen, benötigen wir aber hochreines<br />
<strong>Gas</strong>, ohne jegliche Verschmutzung, weil sonst die Lebensdauer<br />
der Zelle erheblich verkürzt wird“, erklärt Robert Adler, Leiter<br />
des Anwendungstechnischen Zentrums (ATZ) von <strong>Linde</strong> <strong>Gas</strong> in<br />
Innovationen gefordert: Die zunehmende<br />
Mobilität erfordert unkonventionelle<br />
Technologien. Dazu zählt die Verdichtung<br />
gasförmiger Kraftstoffe mit Hilfe von<br />
ionischen Flüssigkeiten.<br />
Wien. Deshalb dürfen die Kompressoren für Wasserstoff- und<br />
Erdgastankstellen auch nicht geschmiert werden, was wiederum<br />
zu Problemen bei längerem Betrieb führt. „Wenn man aber an<br />
die kommerzielle Nutzung von Wasserstoff denkt, benötigen wir<br />
Anlagen, die viele Tausend Stunden ohne jegliche Wartung auskommen,<br />
damit eine Tankstelle auch die nötige Treibstoffmenge<br />
durchsetzen kann und wirtschaftlich zu betreiben ist.“ Solche<br />
Anlagen müssten pro Tag bis zu 1.500 Kubikmeter Wasserstoff<br />
vertanken und rund 8.000 Betriebsstunden, was etwa 500 Tagen<br />
entspricht, ohne jegliche Wartung auskommen. Für herkömmliche<br />
Kolbenkompressoren eine fast unlösbare Aufgabe.<br />
Ionische Flüssigkeiten als Grundlage<br />
Jetzt fand das Team um den Thermodynamik-Experten Robert<br />
Adler für dieses Problem eine neuartige Lösung, das den Maschinenbau<br />
verändern könnte: den ionischen Verdichter. Seinen<br />
Namen trägt die neuartige Anlage aufgrund des Mediums mit<br />
dem die <strong>Linde</strong>-Spezialisten arbeiten: ionische Flüssigkeiten. Das<br />
sind organische Salze mit Schmelzpunkten zwischen minus 90<br />
und 100 Grad Celsius. „Viele ionische Flüssigkeiten sind bereits<br />
bei Raumtemperatur flüssig“, erläutert Adler. Im Gegensatz zu<br />
herkömmlichen, molekularen Flüssigkeiten bestehen ionische<br />
Flüssigkeiten vollständig aus elektrisch negativ und positiv gela-