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Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa

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Michael Meyer & Dirk Raetzel-Fabian<br />

<strong>Neolithische</strong> Erdwerke im Überblick<br />

15. Dezember 2006<br />

1<br />

Anlagentypen<br />

Wie schon <strong>in</strong> der Bandkeramik fällt es auch im Mittelneolithikum<br />

schwer, klare Typen zu def<strong>in</strong>ieren. Neben den <strong>in</strong> wenigen Exemplaren<br />

auftretenden kle<strong>in</strong>en runden gibt es auch viereckige Anlagen. E<strong>in</strong>zelne<br />

Aspekte wie Doppelgräben lassen sich regional weitgehend<br />

auf den Donauraum beschränken, erlauben aber auch noch ke<strong>in</strong>e<br />

klare Typendef<strong>in</strong>ition.<br />

Zeitliche Gliederung<br />

Von den 40 Anlagen liegen zu 24 Plätzen genauere Datierungsh<strong>in</strong>weise<br />

vor: sechs s<strong>in</strong>d dem älteren (SOB I – H<strong>in</strong>kelste<strong>in</strong> und Großgartach<br />

– ältere Stichbandkeramik), 13 dem mittleren (SOB II – Planig-Friedberg<br />

bis mittleres Rössen – MOG I b) und fünf dem jüngeren<br />

Mittelneolithikum (SOB III – jüngeres Rössen – MOG II a) zuzuweisen.<br />

Bei der nach wie vor ger<strong>in</strong>gen Zahl an sicher datierten Anlagen sollte<br />

dieses Ungleichgewicht nicht über<strong>in</strong>terpretiert werden. Wichtig<br />

ist, dass ke<strong>in</strong> größerer Zeitabschnitt ohne <strong>Grabenwerke</strong> bleibt, auch<br />

wenn gerade die Anlagen des späten Abschnitts ausgesprochen heterogen<br />

s<strong>in</strong>d – mit Warburg-Daseburg und Obernjesa gehören sowohl<br />

die mit Abstand kle<strong>in</strong>ste als auch größte Anlage zu dieser kle<strong>in</strong>en<br />

Gruppe. Während die kle<strong>in</strong>en viereckigen Anlagen eventuell nur<br />

der jüngeren Phase zugehören – und mit den Münchshöfener Anlagen<br />

von Buxheim (Rieder 1997), Murr (Neumair 2000) und, mit E<strong>in</strong>schränkungen,<br />

auch Tabertshausen (Faßb<strong>in</strong>der/Irrl<strong>in</strong>ger 1996) ihre<br />

Fortsetzung f<strong>in</strong>den könnten – , weichen die kle<strong>in</strong>en Kreisgräben <strong>in</strong><br />

ihrer Datierung deutlich vone<strong>in</strong>ander ab.<br />

In Südostbayern – der Region mit den meisten Nachweisen – ist<br />

die Parallelität mit der Datierung der Kreisgrabenanlagen <strong>in</strong> dieser<br />

Region augenfällig: beide Gruppen treten im jüngeren Abschnitt<br />

des Mittelneolithikums hier so gut wie nicht mehr auf. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

sche<strong>in</strong>en gerade für den jüngeren Abschnitt des Mittelneolithikums<br />

<strong>in</strong> diesem Raum die chronologischen Fragen noch nicht entgültig<br />

geklärt (vgl. z. B. Engelhardt 1995) und mittlerweile liegen aus<br />

der anschließenden Münchshöfener Gruppe neben den genannten<br />

viereckigen offensichtlich auch gerundete Anlagen vor, die auf e<strong>in</strong>e<br />

Fortsetzung der mittelneolithischen Tradition h<strong>in</strong>deuten (Landau:<br />

Kre<strong>in</strong>er 1996; Niederpör<strong>in</strong>g: Schmotz 1997, 138 ff.)<br />

Deutung<br />

Im Fall der offensichtlich unbesiedelten Anlage von Falkenste<strong>in</strong><br />

wird e<strong>in</strong>e Funktion als Fluchtburg vorgeschlagen (Neugebauer<br />

1983/84). E<strong>in</strong>er pauschalen Beurteilung der e<strong>in</strong>gehegten Siedlungen<br />

bzw. – vor e<strong>in</strong>er Klärung der exakten Phasenabfolge – Siedlungsteile<br />

als Befestigung steht die Beobachtung von Urban (1983/84, 211) <strong>in</strong><br />

Wetzle<strong>in</strong>sdorf entgegen, wo die Außenflanken der Gräben steiler als<br />

Innenflanken ausgeführt waren. Nach Urban wird dadurch die Überw<strong>in</strong>dung<br />

des Grabens erleichtert, so dass er eher an e<strong>in</strong>e Funktion<br />

als e<strong>in</strong> „mit besonderen Rechten (z. B. Markt- oder Handelsrecht, etc.)<br />

ausgestattetes Gebiet“ denkt.<br />

Kreisgrabenanlagen<br />

Allgeme<strong>in</strong>es<br />

Durch die neuen Möglichkeiten der Prospektion und durch großflächige<br />

Baumaßnahmen <strong>in</strong> Mittel- und Ostdeutschland nach 1990<br />

hat sich das Verbreitungsbild bis nach Brandenburg erweitert und<br />

deckt sich hier mit der Verbreitung der Stichbandkeramik. Die Häufung<br />

von jünger datierenden ‚Kreisgrabenanlagen’ (Jungneolithikum:<br />

Becker/Tillmann 1995; Endneolithikum: Osterhaus 1990; Früh-

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