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Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa

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Michael Meyer & Dirk Raetzel-Fabian<br />

<strong>Neolithische</strong> Erdwerke im Überblick<br />

15. Dezember 2006<br />

ke<strong>in</strong>e zeitgleichen Hausgrundrisse aufweist. Neben kle<strong>in</strong>eren E<strong>in</strong>wänden<br />

wie der Tatsache, dass von den „Erdwerken vom Typ Köln-<br />

L<strong>in</strong>denthal“ nur e<strong>in</strong> Graben von Eilsleben die als regelhaft bezeichnete<br />

Palisade aufweist, bleibt die Frage, ob der ‚Typ Darion’, der nach<br />

Kaufmann bislang nur e<strong>in</strong>mal belegt ist, als eigenständiger Typ aufrecht<br />

erhalten werden kann. Dies setzt e<strong>in</strong>e klare Identifikation aller<br />

zugehörigen Bauspuren voraus, e<strong>in</strong> Problem, dass auch für den<br />

‚Typ Langweiler’ relevant ersche<strong>in</strong>t, da z. B. das Grabenwerk von Heilbronn-Neckargartach<br />

durch die starke Erosion nur noch Reste der<br />

durchaus denkbaren zeitgleichen Innenbebauung aufweist (<strong>in</strong> diesem<br />

S<strong>in</strong>ne auch Krause 1998, 29 Anm. 42). Unter Berücksichtigung<br />

der Kriterien Form und Größe lässt sich jedoch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppe<br />

eckiger Anlagen mit e<strong>in</strong>em größten Durchmesser bis zu 160 m und<br />

Spitzgraben herausstellen, deren Auftreten auf das Rhe<strong>in</strong>land beschränkt<br />

ist (Meyer 2003). Für die meisten dieser <strong>Grabenwerke</strong> s<strong>in</strong>d<br />

ke<strong>in</strong>e zeitgleichen Baubefunde aus dem Inneren überliefert (Jüchen;<br />

Langweiler 8 und 9, Köln-L<strong>in</strong>denthal A), wobei dies jedoch nur für<br />

Langweiler 9 als gesichert gelten darf, bei Erkelenz-Kückhoven und<br />

Weisweiler 36 muss die Publikation abgewartet werden.<br />

Zeitliche Gliederung<br />

Der überwiegende Teil der bandkeramischen <strong>Grabenwerke</strong> datiert<br />

<strong>in</strong> die jüngere und jüngste Bandkeramik. Sichere Nachweise für<br />

Graben – und Palisadenwerke (Me<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>g) liegen jedoch seit der ältesten<br />

Bandkeramik vor, wobei der Graben von Eitzum bemerkenswert<br />

flach ist. Mit Vaih<strong>in</strong>gen liegt mittlerweile auch e<strong>in</strong> gut untersuchtes<br />

Grabenwerk der Stufe 2 vor, Nachweise für die mittlere<br />

Bandkeramik s<strong>in</strong>d u. a. Bietigheim-Biss<strong>in</strong>gen, Großseelheim, Schletz,<br />

Straub<strong>in</strong>g-Lerchenhaid. Nach wie vor auf die jüngere und jüngste<br />

Bandkeramik beschränkt bleiben die Anlagen des Rhe<strong>in</strong>lands, also<br />

auch der oben beschriebene eckige und kle<strong>in</strong>e Grabenwerkstyp.<br />

Deutung<br />

Während W. Buttler (1938, 9 ff.) bei se<strong>in</strong>er ersten Zusammenstellung<br />

bandkeramischer <strong>Grabenwerke</strong> noch selbstverständlich von<br />

e<strong>in</strong>em Befestigungscharakter ausg<strong>in</strong>g, wird die Funktionsdeutung<br />

heute häufig recht vorsichtig angegangen (Lün<strong>in</strong>g 1988, 156). Bestimmend<br />

ist jedoch die Beobachtung, dass es besiedelte und unbesiedelte<br />

Anlagen gibt, und die Erkenntnis, dass nicht alle Anlagen<br />

gleich zu beurteilen s<strong>in</strong>d. Dass auch die Befunde aus den Grabenfüllungen<br />

differenziert zu sehen s<strong>in</strong>d, zeigt die aufgrund der exakten<br />

Dokumentation möglich gewordenen unterschiedlichen Deutung<br />

der Skelettfunde aus Schletz und Vaih<strong>in</strong>gen. Kaufmann (1997,<br />

73) sieht se<strong>in</strong>en ‚Typ Langweiler’ als „Kultplätze oder überregionale<br />

Versammlungsorte an […], <strong>in</strong> denen geme<strong>in</strong>schaftlich gefeiert und/<br />

oder kultische Handlungen vorgenommen worden s<strong>in</strong>d“. Für die besiedelten<br />

<strong>Grabenwerke</strong> und auch für die Palisaden wird an e<strong>in</strong>er Deutung<br />

als Befestigung festgehalten, wobei die außerordentlichen Befunde<br />

von Schletz dies untermauern. Die Häufung der Anlagen am<br />

Ende der Bandkeramik wird mit Krisenzeiten <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht<br />

(Kaufmann 1997, 74 ff.; Spatz 1998).

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