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Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa

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Michael Meyer & Dirk Raetzel-Fabian<br />

<strong>Neolithische</strong> Erdwerke im Überblick<br />

15. Dezember 2006<br />

Sassendorf). Ohne Parallele ist die Erneuerung von Tor III <strong>in</strong> Langweiler<br />

9 mit gabelförmig getrennten Gräbchen.<br />

Astronomische Bezüge<br />

O. Höckmann (1990, 79) hat darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass „sich bei<br />

e<strong>in</strong>deutig def<strong>in</strong>ierten Graben- oder Palisadenstrecken e<strong>in</strong>e auffällige<br />

Vorliebe für Richtungen um NO-SW und N-S ab[zeichnet], während<br />

die im Hausbau dom<strong>in</strong>ierende NW-SO-Achse ke<strong>in</strong>e Rolle spielt“,<br />

und hat dies im Zusammenhang mit Sonnenbeobachtungen zur Kalenderregelung<br />

gesehen.<br />

Gleichzeitige Befunde im Inneren<br />

Der Nachweis e<strong>in</strong>er Gleichzeitigkeit von Bauten und Gräben ist<br />

methodisch schwierig und bislang nur <strong>in</strong> wenigen Fällen auf breiter<br />

Basis versucht worden (z. B. Köln-L<strong>in</strong>denthal; Langweiler 8 und 9,<br />

im Vorbericht: Vaih<strong>in</strong>gen). Sicher ist, dass fast ausnahmslos im weiteren<br />

Bereich der E<strong>in</strong>hegungen auch Siedlungsspuren vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d. In wenigen Fällen konnten bodenkundliche Daten klären, ob<br />

befundfreie Innenräume tatsächlich ke<strong>in</strong>e Befunde aufweisen (gute<br />

Erhaltungsbed<strong>in</strong>gungen z. B. <strong>in</strong> Langweiler 9) oder ob starke Erosion<br />

diese möglicherweise zerstört haben könnte (Heilbronn-Neckargartach;<br />

Langweiler 8; vgl. hierzu Lün<strong>in</strong>g 1997, 46 f.). In Schön<strong>in</strong>gen-Esbeck<br />

orientieren sich die Häuser rechtw<strong>in</strong>klig zum Verlauf der<br />

Gräben, <strong>in</strong> Vaih<strong>in</strong>gen sche<strong>in</strong>t m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Haus auf e<strong>in</strong> Zaungräbchen<br />

bezogen zu se<strong>in</strong>, das an die Palisade angeschlossen ist, und der<br />

Grabenverlauf im Norden und Nordosten sche<strong>in</strong>t Rücksicht auf zwei<br />

Häuser zu nehmen (Krause 1998, 76) – gute Indizien für e<strong>in</strong>e Gleichzeitigkeit.<br />

In Köln-L<strong>in</strong>denthal gab es nach der Bearbeitung von Bernhardt<br />

sowohl siedlungsfreie als auch besiedelte Graben- bzw. Palisadenphasen,<br />

die Siedlung von Schletz „gehört stratigrafisch e<strong>in</strong>er<br />

grabenlosen Phase zwischen den beiden Grabenphasen an“ (W<strong>in</strong>dl<br />

1994, 14).<br />

Nutzungsgeschichte<br />

E<strong>in</strong>e Reihe von <strong>Grabenwerke</strong>n weisen zwei und mehr Phasen auf.<br />

In Eilsleben wurde nach der Anlage e<strong>in</strong>es Grabens <strong>in</strong> der ältesten<br />

Bandkeramik am Ende der Bandkeramik e<strong>in</strong> zweiphasiges Grabensystem<br />

errichtet, Köln-L<strong>in</strong>denthal hat vier, die <strong>in</strong> Ausschnitten gegrabene<br />

Anlage von Langweiler 3 (bis zu) fünf Phasen, <strong>in</strong> Straub<strong>in</strong>g-<br />

Lerchenhaid s<strong>in</strong>d drei große, sich überschneidende <strong>Grabenwerke</strong><br />

bekannt, deren Tore <strong>in</strong> den Überschneidungsbereichen aufe<strong>in</strong>ander<br />

Bezug zu nehmen sche<strong>in</strong>en. Zeitgleich ist <strong>in</strong> der Regel nur e<strong>in</strong> Graben,<br />

ab und an s<strong>in</strong>d zwei, nur <strong>in</strong> zwei Fällen drei zeitgleiche Gräben<br />

belegt. Nur siebenmal weist der Graben e<strong>in</strong> oder zwei begleitende<br />

Palisaden auf. Es ist auffällig, dass häufig bei mehrphasigen bandkeramischen<br />

Siedlungen, <strong>in</strong> denen Aussagen möglich waren, die <strong>Grabenwerke</strong><br />

am Ende der Besiedlungsdauer errichtet wurden.<br />

Grabenverfüllung<br />

Detailuntersuchungen an <strong>Grabenwerke</strong>n der Aldenhovener Platte<br />

(zusammenfassend: Lün<strong>in</strong>g 1997, 46 f.) ergaben für Lamersdorf 2<br />

e<strong>in</strong> gehäuftes Auftreten von Kochste<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> Langweiler 8 und 9<br />

sprechen die Silexspektren gegen normale Siedlungsaktivitäten.<br />

Ebenfalls <strong>in</strong> Langweiler 8 konnte gezeigt werden, dass unverzierte<br />

Keramik überrepräsentiert ist, dass die verzierte Keramik <strong>in</strong> größer<br />

erhaltenen Stücken vorliegt und auf e<strong>in</strong>e Herkunft aus verschiedenen<br />

Siedlungen h<strong>in</strong>weist und dass Getreidemühlen <strong>in</strong> den Gräben<br />

dreimal so häufig wie <strong>in</strong> der Siedlung auftreten. Die herausgestellte<br />

kurze Nutzungsdauer bei z. T. mehrfachen Aushebungen der Gräben<br />

spricht für e<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>tensive Nutzung und Begehung der Anlagen.

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