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Neolithische Grabenwerke in Mitteleuropa

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Michael Meyer & Dirk Raetzel-Fabian<br />

<strong>Neolithische</strong> Erdwerke im Überblick<br />

15. Dezember 2006<br />

1<br />

na s<strong>in</strong>d Anlagen mit e<strong>in</strong>em, zwei, drei und vier Gräben vertreten, es<br />

handelt sich also nicht um regional unterschiedliche Bauschemata.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Gleichzeitigkeit zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>iger dieser Anlagen wäre<br />

aber e<strong>in</strong>e unterschiedliche Funktion denkbar.<br />

Zeitliche Gliederung<br />

Die mittelneolithischen Kreisgräben gehören <strong>in</strong> den Zeithorizont<br />

Oberlauterbach ( SOB II) – jüngere Stichbandkeramik – Lengyel I<br />

und damit <strong>in</strong> die Mitte der ersten Hälfte des 5. Jts. (Petrasch 1990 a,<br />

482 ff.) bzw. das ältere 5. Jt. (Trnka 1991 b, 318 ff.). Petrasch engt den<br />

Datierungszeitraum sogar auf etwa e<strong>in</strong> Jahrhundert e<strong>in</strong>, wobei diese<br />

gut begründete These mit 14 C-Datenserien überprüft werden sollte.<br />

Vollkommen unklar ist bislang, ob nicht vielleicht doch e<strong>in</strong>e direkte<br />

Traditionsl<strong>in</strong>ie zu den jungneolithischen, früh- und jungbronzezeitlichen<br />

‚Kreisgrabenanlagen’ besteht.<br />

Deutung<br />

Die Herleitung der Kreisgrabenanlagen wird aus den kle<strong>in</strong>eren<br />

geometrischen spätbandkeramischen <strong>Grabenwerke</strong>n mit befundfreiem<br />

Innenraum des Rhe<strong>in</strong>landes vermutet (Petrasch 1990 a, 488 ff.;<br />

Matuschik 1999 a, 1065; skeptisch: Trnka 1991 b, 315). Problematisch<br />

bleibt dabei die räumliche Distanz (entgegen Kaufmann 1997, 73<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Anlagen dieser Art aus Südwest- und Süddeutschland gesichert,<br />

da die Anlagen von Heilbronn-Neckargartach und Stephansposch<strong>in</strong>g<br />

nicht sicher diesem Typ zugeordnet werden können). Jedoch<br />

tritt ja auch das charakterisierende Element des Spitzgrabens<br />

<strong>in</strong> der vorausgehenden Epoche fast ausschließlich und <strong>in</strong> großer<br />

Zahl im Rhe<strong>in</strong>land auf, so dass diese Achse nicht verwundern muss.<br />

Aus dem großen Repertoire der Möglichkeiten wurde für die<br />

Kreisgrabenanlagen „mit ungewöhnlicher E<strong>in</strong>helligkeit e<strong>in</strong>e Funktionsdeutung<br />

ausgewählt: fast alle Bearbeiter entschieden sich für<br />

e<strong>in</strong>e Funktion der Kreisgrabenanlagen im sozialen und/oder religiösen<br />

Bereich, wobei man an Plätze dachte, an denen Versammlungen<br />

der Bevölkerung e<strong>in</strong>er klar umrissenen Region stattfanden“<br />

(Petrasch 2001, 43). W<strong>in</strong>dls (1997, 38) E<strong>in</strong>wände, dass e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>ere Innenfläche<br />

leichter zu verteidigen ist und mehrere E<strong>in</strong>gänge e<strong>in</strong> rasches<br />

Operieren ermöglichen, verlieren vor dem H<strong>in</strong>tergrund der<br />

häufig nachgewiesenen größeren E<strong>in</strong>hegungen um die Kreisgrabenanlagen<br />

herum an Gewicht. Da der Befund aus Ruž<strong>in</strong>dol-Borova mit<br />

den vielen Erschlagenen im Graben bislang e<strong>in</strong>zigartig geblieben ist,<br />

dürfte dort e<strong>in</strong> lokales Ereignis gefasst worden se<strong>in</strong> – es spricht im<br />

Übrigen nichts dagegen davon auszugehen, dass wie etwa bei den<br />

mittelalterlichen Wehrkirchen e<strong>in</strong>e Kultanlage auch zu bestimmten<br />

Zeiten sekundär e<strong>in</strong>e fortifikatiorische Funktion erfüllte.<br />

Mit der Ausrichtung der Anlagen hat sich am Intensivsten Becker<br />

(1996) befasst. Er sieht e<strong>in</strong>e Besonderheit „<strong>in</strong> den astronomisch orientierten<br />

Torachsen, die e<strong>in</strong>en Bezug zum Jahres- bzw. Sonnenkreislauf<br />

haben und e<strong>in</strong>e Interpretation als Sonnentempel oder Kalenderbauten<br />

nahelegen“ (ebd. 121).<br />

Liste 3. Mittelneolithische <strong>Grabenwerke</strong> (Abb. 5)<br />

(Literaturangabe: PB bzw. PC nach Petrasch 1990 a, 525 ff. Liste B bzw. C)<br />

1. Aldenhoven-Langweiler 12, Kr. Düren (P 59)<br />

2. Aldersbach-Kriestorf, Kr. Passau (Wandl<strong>in</strong>g 1997; Riedhammer u. a. 1999)<br />

3. Att<strong>in</strong>g-R<strong>in</strong>kam, Kr. Straub<strong>in</strong>g-Bogen (Engelhardt 1995)<br />

4. Bad Abbach-Geml<strong>in</strong>g, Kr. Kehlheim (PC 2) [unpubl.]<br />

5. Bochum-Harpen, Kr. Bochum (P 58)<br />

6. Bochum-Laer, Kr. Bochum (Rettungsgrabungen 1979, 17 ff.)<br />

7. Ech<strong>in</strong>g-Viecht (?), Kr. Landshut (PC 11; Becker 1996, 116 ff.)

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