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Markus Wolf Geheimnisse der russischen Küche

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(7)<br />

EINLEITUNG<br />

Kochkunst und Nachrichtendienst teilen ihr Alter mit dem des<br />

Menschengeschlechts. Gelehrte mögen darüber streiten, bei welchem<br />

Gewerbe Noah o<strong>der</strong> Moses <strong>der</strong> geistige Vater war. Wer will ihr Alter<br />

bestimmen, und wer will entscheiden, ob <strong>der</strong> Erfolg mehr von<br />

handwerklichem Können o<strong>der</strong> von schöpferischer Inspiration abhängt?<br />

Wer kann uns sagen, wo das eine endet und das an<strong>der</strong>e beginnt?<br />

Der Erfolg des Kochs hängt jedenfalls nicht vom Kaviar ab, auch nicht<br />

von an<strong>der</strong>en, beson<strong>der</strong>s teuren Zutaten, selbst wenn man darauf nicht<br />

verzichtet, so man sie hat. Die Frauen und Männer im Nachrichtendienst<br />

(die eigenen nannten wir »Kundschafter«, die <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />

abwertend »Spione«), haben mit den Filmhelden vom Schlage eines 007<br />

genausowenig zu tun wie ihre Ausrüstung mit <strong>der</strong> ausgeklügelten Technik<br />

eines James Bond. Die normale Spionage ist eher mit dem täglichen Brot<br />

o<strong>der</strong> den Kartoffeln <strong>der</strong> normalen <strong>Küche</strong> zu vergleichen.<br />

Frischgebackenes Brot o<strong>der</strong> frischgepellte heiße Kartoffeln schmecken mit<br />

Salz und Butter übrigens besser und sind bekömmlicher als ausgeklügelte<br />

Gerichte. Doch:<br />

»Der Mensch lebt nicht vom Brot allein... «<br />

Vielleicht gab <strong>der</strong> Roman mit dem berühmten Titel Es muß nicht immer<br />

Kaviar sein den Anstoß zu diesem Buch. Ich warne aber den Leser, von<br />

mir ähnliches zu erwarten! Sollte er dieses Buch gekauft haben, weil er<br />

sich für die russische <strong>Küche</strong> interessiert, so wird er interessante Rezepte<br />

von verschiedenartigen Gerichten finden, die ich nicht nur einmal selbst<br />

erprobt und zubereitet habe. Bei ihnen fürchte ich nicht einmal die<br />

Konkurrenz erfahrener Berufsköche aus bekannten Restaurants in<br />

Moskau o<strong>der</strong> St. Petersburg. Auch den Leser hoffe ich nicht zu<br />

enttäuschen, <strong>der</strong> etwas mehr über den Autor erfahren möchte, dem die<br />

Medien lange Zeit das Image eines »Mannes ohne Gesicht« angehängt<br />

haben. (8)<br />

Oft werde ich nach meinen Erfolgsrezepten befragt. Wer hört nicht gern<br />

Komplimente? Ich habe mich daran gewöhnt, sie von Gästen zu hören, die<br />

von meinem Borstsch o<strong>der</strong> meinen Pelmeni kosten durften. Was die<br />

»Spionageküche« angeht, darf ich das Urteil getrost meinen ehemaligen<br />

Gegnern überlassen. Allerdings war die Würdigung durch den Generalbundesanwalt<br />

und die Richter in meinem Strafprozeß, so<br />

schmeichelhaft sie auch ausgefallen ist, nicht gerade die von mir<br />

angestrebte Form <strong>der</strong> Anerkennung. Dieses Urteil wollen wir lieber<br />

vergessen.

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