Phänomelogie der Schrift - Peter-matussek.de
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These ("Pointe"): Der Nichtverliebte ist ein besserer Liebhaber, <strong>de</strong>shalb soll man ihm seine Gunst schenken.<br />
Argument Nr. Konjunktion Verliebte Nichtverliebte<br />
1 (231a2) "Denn..." sind wankelmütig sind konstant<br />
2 (231a7) "Ferner..." verleugnen sich und rechnen das später auf wahren ihre Interessen, machen <strong>de</strong>shalb später keine<br />
Vorhaltungen<br />
3 (231c1) "Und ferner..." sind immer nur gut zu <strong>de</strong>m aktuell Geliebten,<br />
lassen <strong>de</strong>n früher Geliebten im Stich<br />
4 sind krank, können sich nicht beherrschen<br />
5 (231d6) "Und dann..." wenige von ihnen sind tüchtig, also<br />
eingeschränkte Partnerwahl<br />
6 wollen wegen ihrer Eroberung öffentlich<br />
bewun<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
7 (232a6) "Und ferner..." fallen mit ihrem Geturtel in <strong><strong>de</strong>r</strong> Öffentlichkeit auf,<br />
was zu Phantasien über ihr Sexualleben Anlass<br />
gibt<br />
bieten große Auswahl an Tüchtigen, also bessere Chance,<br />
<strong>de</strong>n passen<strong>de</strong>n zu fin<strong>de</strong>n<br />
sind von öffentlicher Meinung unabhängig, achten<br />
<strong>de</strong>shalb mehr auf innere Werte<br />
unterhalten sich ganz normal, geben also keinen Anlass<br />
zu solchen Phantasien<br />
8 (232b6) "Und dann..." sind zu fürchten, weil mißgünstig und neidisch haben keine Verlustangst, sind also toleranter<br />
9 (233a5) "Und dann..." schmeicheln, teils aus Furcht sich unbeliebt zu<br />
machen, teils weil ihr Urteil durch Lei<strong>de</strong>nschaft<br />
getrübt ist<br />
haben nüchternes Urteil, sind <strong>de</strong>shalb auch bei Fehlern<br />
großzügiger und somit die besseren Freun<strong>de</strong><br />
10 (233d5) "Und ferner..." sind bedürftig und betteln sind unabhängig und können <strong>de</strong>shalb geben<br />
11 "nicht...son<strong><strong>de</strong>r</strong>n" Wh. von 6 Wh. von 6<br />
12 "nicht...son<strong><strong>de</strong>r</strong>n" Wh. von 1 Wh. von 1<br />
13 "nicht...son<strong><strong>de</strong>r</strong>n" Wh. von 3 Wh. von 3<br />
14 (234b2) "auch noch..." wer<strong>de</strong>n von ihren Freun<strong>de</strong>n ermahnt, weil ihr Tun<br />
schlecht sei<br />
15 (234b7) "Vielleicht aber..." wollen nicht, dass an<strong><strong>de</strong>r</strong>e auch <strong>de</strong>n Geliebten<br />
begehren<br />
7.3.2.3 Sokrates' erste Re<strong>de</strong> (237b2-241d1) - Aufbauschema<br />
ernten solche Vorwürfe nicht<br />
sind hierin zumin<strong>de</strong>st nicht schlechter<br />
These: Ein Verliebter ist schädlich für <strong>de</strong>n Geliebten (<strong>de</strong>shalb sollte <strong><strong>de</strong>r</strong> sich besser einem Nichtverliebten anschließen).<br />
1. Inklusion: Wird unter äußerem Zwang gehalten (schamverhüllten Hauptes)<br />
2. Inklusion: Setzt Lysias' Hypothese ungeprüft voraus => spricht als ein an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />
3. Inklusion: Fingiert einen Sprecher, <strong><strong>de</strong>r</strong> zur Täuschung das Folgen<strong>de</strong> sagt<br />
a) Wesensbestimmung: Liebe ist ein Begehren b) Bestimmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Arten: nützlich o<strong><strong>de</strong>r</strong> schädlich?<br />
2 Arten <strong>de</strong>s Begehrens:<br />
Urteil<br />
(rational)<br />
Lust (irrational)<br />
Repräsentant Nichtverliebter Verliebter<br />
Charakteristikum Sittsamkeit Maßlosigkeit<br />
Folge <strong>de</strong>s Essens Sättigung Völlerei<br />
Folge <strong>de</strong>s Trinkens Durstlöschung Trunksucht<br />
Folge schönen Anblicks Geistbefriedigung Eros (als Krankheit): Aspekt Wirkung<br />
Geist Besonnenheit wird verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
Körper Verweichlichung wird geför<strong><strong>de</strong>r</strong>t<br />
Besitz Kontaktarmut und Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>wille<br />
durch Zwang<br />
Schlussfolgerung: => Verliebter für Geliebten schädlich. (Der Umkehrschluss, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Nichtverliebte nützlich ist, folgt schon aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Begründung.)<br />
7.3.2.4 Sokrates' zweite Re<strong>de</strong> (243e9-257b6) - Aufbauschema<br />
These: Der Verliebte ist besser für <strong>de</strong>n Geliebten, <strong>de</strong>nn nur er kann <strong>de</strong>n Trieb wecken, die Seele aufsteigen zu lassen<br />
1. Inklusion: Deklariert sich als Palinodie an Eros.<br />
2. Inklusion: Inspiriert sich durch konkreten Adressaten (Phaidros als Geliebter).<br />
3. Inklusion: Fingiert Sprecher (Stesichoros),<br />
http://peter-<strong>matussek</strong>.<strong>de</strong>/Leh/V_13_Materia!compact.php<br />
4. Inklusion: <strong><strong>de</strong>r</strong> sich abgrenzt von einem an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Sprecher (Phaidros als Rhetoriker).<br />
Wesensbestimmung (wie zuvor) als Ausgangspunkt: Liebe ist ein Begehren<br />
31.01.2009 19:40 Uhr