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Phänomelogie der Schrift - Peter-matussek.de

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Thoth-Hermes<br />

Thoth mit seinem<br />

Schreibzeug vor <strong>de</strong>m<br />

Sonnengott<br />

Re-Harachte, <strong><strong>de</strong>r</strong> als<br />

Götterkönig thront.<br />

Aus <strong>de</strong>m Totenbuch<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Prinzessin<br />

Nestanebteschra aus<br />

<strong>de</strong>m 11. Jh. v. Chr.<br />

(Pap. Brit. Mus. 10554 Col.<br />

52, 21. Dyn, Theben).<br />

Thamus/Ammon-Zeus:<br />

Quelle: Assmann/Hardmeier (1983) Quellen: Néret (1798), Casson (1965)<br />

7.4.4 Die mehrfach hypoleptische Struktur <strong><strong>de</strong>r</strong> Mythenstelle<br />

Das für die antiken griechischen <strong>Schrift</strong>steller charakteristische Verfahren <strong><strong>de</strong>r</strong> Hypolepse (vgl. 7.4.4.1) wird in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Mythenstelle von Platon auf die Spitze getrieben: Das Für und Wi<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfindung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schrift</strong> (literal) wird durch ein<br />

Gespräch (oral) relativiert, über das wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um nur vom Hörensagen berichtet wird (oral'), was wie<strong><strong>de</strong>r</strong>um von Platon<br />

aufgeschrieben wur<strong>de</strong> (literal') und nur dadurch zu uns gelangt (literal'').<br />

7.4.4.1 Hypolepse als Charakteristikum <strong>de</strong>s fr&uuml;hen <strong>Schrift</strong>tums in <strong><strong>de</strong>r</strong> griechischen Antike<br />

Das griechische Wort "hypólepsis" be<strong>de</strong>utet "Antwort". Es fand ursprünglich Verwendung in Rhapso<strong>de</strong>nwettkämpfen,<br />

bei <strong>de</strong>nen die Regel galt, dass ein Rhapso<strong>de</strong> in seiner Homer-Rezitation genau da weitermachen musste, wo ein<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>er aufgehört hatte. In diesem Sinne wur<strong>de</strong> das Wort auch in <strong><strong>de</strong>r</strong> Rhetorik gebraucht.<br />

Jan Assmann (1992) erweitert dieses Wort zum Terminus für einen bestimmten Typ von Intertextualität, <strong><strong>de</strong>r</strong> dadurch<br />

charakterisiert ist, dass ein Text sich auf seinen Vorläufertext bezieht und dabei die eigene Textualität als solche<br />

thematisiert. Eben dies ist nach Assmann typisch für die frühen Texte <strong><strong>de</strong>r</strong> griechischen Antike. Der Anlass hierfür ist<br />

darin zu sehen, dass die Ersetzung <strong><strong>de</strong>r</strong> oralen Überlieferung durch die literale die Erfahrung eines Mangels mit sich<br />

brachte. An die Stelle <strong><strong>de</strong>r</strong> Unmittelbarkeit mündlicher Re<strong>de</strong> tritt die Anonymität schriftlicher Kommunikation:<br />

"Der ausgebettete, 'situationsabstrakt' gewor<strong>de</strong>ne und sozusagen schutzlos je<strong>de</strong>m Missverständnis und je<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Ablehnung ausgelieferte Text bedarf eines neuen Rahmens, <strong><strong>de</strong>r</strong> diesen Verlust an situativer Determination<br />

kompensiert. [...] Im Falle <strong><strong>de</strong>r</strong> Literatur ist es <strong><strong>de</strong>r</strong> Text selbst, <strong><strong>de</strong>r</strong> dadurch an Selbständigkeit gewinnt, dass er<br />

seine eigenen situativen Rahmenbedingungen in sich aufnimmt und explizit macht." (S. 284 f.)<br />

Ohne dass Assmann näher auf Platons Phaidros eingeht, können wir doch feststellen, dass sein Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Hypolepse<br />

hier gera<strong>de</strong>zu paradigmatisch zur Anwendung kommt: Schon die ausführliche Schil<strong><strong>de</strong>r</strong>ung zu Beginn <strong>de</strong>s Dialogs, wie<br />

Sokrates auf Phaidros trifft, die <strong>Schrift</strong> <strong>de</strong>s Lysias bei ihm ent<strong>de</strong>ckt und bei<strong>de</strong> dann umständlich einen geeigneten Ort<br />

für die Lektüre suchen, rückt die situativen Rahmenbedingungen <strong>de</strong>s Dialoginhalts ins Bewusstsein. Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />

aber die verschachtelte Struktur <strong><strong>de</strong>r</strong> Mythenstelle, die die Erfindung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Schrift</strong> als Dialog im Dialog thematisiert, und<br />

damit <strong>de</strong>n Leser dafür sensibilisiert, dass er <strong>de</strong>n Untersuchungsgegenstand nicht unmittelbar, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n als<br />

verschrifteten vor sich hat, ist hypoleptischer Natur.<br />

7.4.5 Rezeptionsgeschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Mythenstelle<br />

7.4.6 Platon diktiert Sokrates<br />

http://peter-<strong>matussek</strong>.<strong>de</strong>/Leh/V_13_Materia!compact.php<br />

31.01.2009 19:40 Uhr

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