als PDF - Deutscher Fluglärmdienst eV
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der flugleiter 2012/02 Luftwaffe<br />
56<br />
✈ Wegen eines Virus im Wartungscomputer abgestürzt?<br />
MD-82 der Spanair beim Anflug auf Madrid.<br />
Photo: Javier Pedreira / Wikimedia-CC-Lizenz 2.0<br />
ist es <strong>als</strong>o möglich, die Steuerung von unbemannten Luftfahrzeugen<br />
zu stören oder diese gar zu manipulieren? Eigentlich<br />
nicht, meint das Bundesamt für Wehrtechnik und<br />
Beschaffung (BWB), das für die Beschaffung und Einführung<br />
des EuroHawk verantwortlich ist. Denn, so führt das BWB<br />
aus, die „Datenlinks für die Flugführug sind nach US-Standards<br />
verschlüsselt. Damit ist eine hinreichende Vertraulichkeit<br />
und Sicherheit der Daten gegeben.“<br />
Das ist beruhigend. Doch dann passierte im Dezember letzten<br />
Jahres etwas erstaunliches, <strong>als</strong> die USA eine Aufklärungsdrohne<br />
vom Typ RQ-170 „Sentinel“ über dem iran verloren<br />
hatten. Nun ist dies nicht zum ersten Mal passiert, aber<br />
dieses Mal haben die iraner ein Schnäppchen gemacht.<br />
Denn das UAS war mit der modernsten Spionagetechnik<br />
ausgerüstet. Noch weiß man nicht, weshalb diese Drohne<br />
auf iranischem Territorium niedergegangen ist. Die iraner<br />
behaupten zwar, sie hätten das Ding abgeschossen. Aber<br />
das ist nicht besonders glaubhaft, da sie der Öffentlichkeit<br />
eine ziemlich unbeschädigte RQ-170 präsentiert haben. Am<br />
bedenklichsten wäre, wenn es den iranern gelungen wäre, in<br />
das Steuerungssystem des UAS einzudringen. Denn wenn<br />
dies den iranern gelungen wäre, dann wären auch Personen<br />
mit nicht gerade altruistischen Neigungen (z.B. Terroristen)<br />
dazu in der Lage. Oder auch nur ein, wie Craig Wright in seinem<br />
Beitrag für DiE ZEiT meint, „junger idiot, der sich zu viel<br />
mit Computern und zu viel mit Superheldencomics beschäftigt<br />
(und) Rache an der Gesellschaft üben“ will.<br />
Nicht auszuschließen ist jedoch, dass ein Fehler im Steuerungssystem<br />
der RQ-170 aufgetreten war oder die Datenverbindung<br />
zu der Drohne abgebrochen oder gestört worden<br />
war. Wobei letzteres zumindest beim EuroHawk eigentlich<br />
gar nicht auftreten dürfte. Denn dieser fliegt dann, so führte<br />
das Amt für Flugsicherung der Bundeswehr (AFSBw) aus,<br />
„autonom auf dem vorab programmierten Plan.“ Zumindest<br />
in der Theorie. Denn in der DFS-Firmenpostille „transmission“<br />
wurde beim Bericht über die erste Landung des Euro-<br />
Hawk in Manching von „unerwarteten Situationen, die es<br />
während des Fluges gegeben habe („Holger Matthies: „Cleared<br />
to land für Wal mit Flügeln“, transmission 3/2011,<br />
S. 14/15) gesprochen. Welcher Art diese „unerwarteten Situationen“<br />
waren, wurde nicht erwähnt.<br />
Ganz so unwahrscheinlich scheint der Fall, bei welchem sich<br />
ein unbemanntes Luftfahrzeug der Kontrolle entzieht, nicht<br />
zu sein. Am 2. August 2010 hatte sich ein unbemannter<br />
Hubschrauber der amerikanischen Marine vom Typ MQ-8B<br />
„Firescout“ in der Nähe eines dicht beflogenen Luftraums<br />
selbstständig gemacht und Kurs auf Washington genommen.<br />
Admiral Sandy Winnefeld, Kommandeur des Northern<br />
Command und der Luftverteidigungszentrale NORAD, stand<br />
vor einer schwierigen Entscheidung: „Do You let it run out of<br />
gas and hopefully crash in a farmer´s field or do You actually<br />
take action to shoot it down?“. Das Problem wurde gelöst –<br />
nach 20 Minuten wurde der „Firescout“ wieder unter Kontrolle<br />
gebracht. Kurz bevor F-16 – Abfangjäger auf den Weg<br />
geschickt werden sollten.<br />
Ohne vernetzte iT-Systeme wird es in unserer schnelllebigen<br />
und globalisierten Welt nicht mehr gehen. Unbemannte Luftfahrzeuge<br />
gehören irgendwie dazu. Dabei muss die Frage<br />
nach der Sicherheit dieser Systeme bei den Luftfahrtunternehmen,<br />
Flughäfen und den Flugsicherungsdienstleistern<br />
zur Chefsache werden. Sofern sie dies noch nicht ist. Die bereits<br />
erwähnte MiTRE-Corporation hat mit ihrem „Model For<br />
Effective Cyber Security“ einen Weg dahin aufgezeigt. Und<br />
arbeitet an einer Lösung für „ausgebüxte“ UAS („Keeping<br />
Track of Unmanned Aircraft by Overcoming Lost Links“). Auf<br />
der anderen Seite stellte sich ein nachdenklicher Admiral<br />
Winnefeld die Frage, ob für bestimmte Aufgaben langsam<br />
fliegende und in niedrigen Höhen operierende bemannte<br />
Luftfahrzeuge nicht die bessere Alternative wären, um irgendwelche<br />
Massenveranstaltungen zu überwachen.