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als PDF - Deutscher Fluglärmdienst eV

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Was lange währt – GBAS <strong>als</strong><br />

primäres Anflugverfahren zugelassen<br />

Die Vorteile eines satellitengestützten Anflugverfahrens sind<br />

hinlänglich bekannt. Es wird nicht durch Hindernisse in seiner<br />

Funktionsweise beeinträchtigt und kann deshalb auch in terrestrisch<br />

anspruchsvollen Gebieten eingesetzt werden, es ist<br />

keinen Störungen durch Fahrzeuge und andere Luftfahrzeuge<br />

ausgesetzt, weshalb es im Gegensatz zum iLS keine Schutzzone<br />

benötigt und es kann gleich mehrere, genau bis zu 26 Pisten<br />

(auch an unterschiedlichen Flughäfen) gleichzeitig bedienen.<br />

Zusätzlich bietet es die Möglichkeit, höhere Gleitwinkel<br />

zu fliegen, was dem Lärmschutz dann zugute kommen würde.<br />

Ob dieser höhere Gleitwinkel dann auch von allen Luftfahrzeugmustern<br />

akzeptiert werden kann, ist eine andere Frage.<br />

Dennoch versprechen satellitengestützte Anflugsysteme betriebliche<br />

und vor allem wirtschaftliche Vorteile.<br />

Bereits im September 2007, <strong>als</strong>o vor rund viereinhalb Jahren,<br />

hat die DFS am Flughafen Bremen ein satellitengestütztes<br />

Präzisionsanflugsystem GBAS („Ground Based Augmentation<br />

System“) eingerichtet, das am 5. September 2007 <strong>als</strong> erstes<br />

von einer B737-800 der TUifly genutzt wurde. Nachdem der<br />

GBAS-Station von der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA<br />

die Musterzulassung erteilt wurde, konnte in Bremen das Verfahren<br />

seit dem 16. November 2009 genutzt werden. TUifly<br />

hat sich inzwischen von Bremen verabschiedet und wurde,<br />

was die Nutzung bzw. die Tests der satellitengestützten Anflugverfahren<br />

betrifft, von Air Berlin abgelöst. Air Berlin war<br />

denn auch die erste Fluggesellschaft, die für ihre B737NG-<br />

Flotte die Zulassung zur Nutzung der GBAS-Verfahren erhielt.<br />

Nachdem nun auch das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung<br />

(BAF) nach langer und intensiver Prüfung der Bodenstation<br />

die Musterzulassung erteilt hat, können in Bremen GBAS-<br />

Anflugverfahrennunganzoffiziell<strong>als</strong>primäresAnflugverfahren<br />

genutzt werden. Eine B737 der Air Berlin war die erste, die<br />

dies am Abend des 9. Februar realisierte. Was natürlich nicht<br />

nur von der DFS, sondern auch von der zweitgrößten Fluggesellschaft<br />

mit einer Pressemeldung und entsprechendem<br />

Stolz verkündet wurde. „Mit dieser innovativen Technologie<br />

wird es möglich sein, Landeanflüge noch effizienter und lärmreduzierter<br />

darzustellen. GBAS wird auch zukünftig ein zentraler<br />

Bestandteil unserer bordseitigen Navigation auf der<br />

Boeing-Flotte sein“, verkündete Tim Techt, der technische Pi-<br />

Photo: Air Berlin / DFS<br />

ATC<br />

lot der Airline. Mit anderen Worten: Air Berlin marschiert ´mal<br />

wieder an der Spitze des Fortschritts.<br />

Gegen einen derartigen PR-Auftritt ist natürlich nichts einzuwenden.<br />

Tue Gutes und rede darüber. Allerdings wird es noch<br />

etwas dauern, bis sich die steileren Anflugwinkel beim Lärmschutz<br />

auswirken. Zum einen, weil GBAS-Anflüge bis jetzt nur<br />

bis zur Betriebsstufe i (CAT i) durchgeführt werden dürfen.<br />

Wenn die Vögel <strong>als</strong>o zu Fuß gehen und die fliegende Kundschaft<br />

dennoch auf einen regulären Flugbetrieb Wert legt, wird es<br />

nichts mit weniger Lärm am Boden. Bis GBAS-Anflüge auch<br />

nach CAT ii/iii – Bedingungen zugelassen werden, wird noch ein<br />

wenig Zeit vergehen. So bis Mitte des Jahrzehnts, meint die DFS.<br />

Was letztlich auch davon abhängt, wie die neuen Verfahren von<br />

den Airlines angenommen werden. Schließlich gibt es neben Air<br />

Berlin auch noch ein paar andere. Zum anderen müssen anfliegende<br />

Luftfahrzeuge in einer Höhe von 1 000 Fuß über Grund,<br />

oder um genauer zu sein, bei 1 000 Fuß über der Landeschwelle<br />

in Landekonfiguration gebracht sein (bei Visual Approaches<br />

sind es 500 Fuß). Und von da sollte es mit einem moderaten<br />

Anflugwinkel weitergehen. Unmittelbare Flughafenanwohner<br />

werden durch die GBAS-Verfahren <strong>als</strong>o wenig Lärmentlastung<br />

erfahren. Von den Bremer Kollegen werden GBAS-Anflüge übrigens<br />

genauso abgearbeitet wie Flüge, die den herkömmlichen<br />

iLS-Verfahren folgen. Der Gleitweg beträgt drei Grad, der Endanflug<br />

beginnt in derselben Höhe und in einer Entfernung von<br />

zehn Seemeilen. Business as usual, <strong>als</strong>o. Was nicht bedeutet,<br />

dass sich dies irgendwann einmal ändern wird.<br />

Nachdem das BAF inzwischen für Anflüge mit Vertikalführung<br />

auch die Nutzung von EGNOS (European Geostationary Navigation<br />

Overlay Service) zugelassen hat, können entsprechende<br />

Anflüge nach Angaben der DFS seit dem 15. Dezember letzten<br />

Jahres an 38 deutschen Plätzen durchgeführt werden. Allerdings<br />

wurden in Europa bisher an lediglich sechs Flughäfen entsprechende<br />

Anflugverfahren eingerichtet. Drei davon befinden<br />

sich in Frankreich (Pau, Clermont-Ferrand und Le Bourget), zwei<br />

in der Schweiz (St. Gallen-Altenrhein und Les Eplatures) und<br />

einer auf der insel Alderney im Ärmelkanal. WeFis<br />

✈ Air Berlin – Besatzung nach dem ersten regulären<br />

GBAS-Anflug am 09. Februar in Bremen.<br />

der flugleiter 2012/02<br />

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