1/2013 - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV
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Vorteil genutzt und nicht jedes mal eine Abstimmung o<strong>der</strong><br />
kreisende Diskussionen herbeigeführt, die lei<strong>der</strong> meistens<br />
alles auf den „kleinsten gemeinsamen Nenner“ zusammenschrumpfen.<br />
Wie mit vielen Dingen in Leben fällt es schwer, Entscheidungen<br />
auch mal loszulassen. Organisation und Führungskräfte<br />
haben das zu lernen, damit wirkliche Handlungsfreiheit an<br />
allen Stellen entsteht. Sicherlich wird es immer Begrenzungen<br />
geben, seien das finanzielle Mittel, unverzichtbare Regelwerke<br />
o<strong>der</strong> Ressourcen. Doch diese sollten nur noch einen<br />
Rahmen darstellen, in dem sich Mitarbeiter und Teams<br />
relativ ungestört bewegen können. Zielsetzungen bleiben<br />
beweglich, weil sich im Unternehmen und seiner Umwelt jeden<br />
Tag etwas än<strong>der</strong>n kann. Eine starre Planung, für die man<br />
sich hier soviel Mühe gemacht hat, kann morgen schon völlig<br />
obsolet sein. Sofern Planung nötig ist, dann erfolgt sie<br />
besser kontinuierlich und anlassbezogen.<br />
Bei uns gibt es jeden Tag eine Flut an Informationen. Druckt<br />
man die alle aus, kann man die ganze UZ damit tapezieren.<br />
Doch aus den wirklich bedeutsamen und entscheidungsrelevanten<br />
Dingen wird oft ein Geheimnis gemacht, weil sie<br />
Macht bedeuten. Das Wort „Macht“ bestimmt wie<strong>der</strong>um unseren<br />
Arbeitsalltag. Wie hat sie sich bisher geformt? Wie viel<br />
Verantwortung liegt auf einer Stelle o<strong>der</strong> einem Amt? Welche<br />
Mehrheiten und Beziehungen hat man im Unternehmen?<br />
Was kann eine Entscheidung bewirken?<br />
Extreme o<strong>der</strong> verkrustete Machtverhältnisse können Erneuerungsprozesse<br />
massiv behin<strong>der</strong>n. Machtdenken engt das<br />
Bewusstsein ein und unterdrückt Kreativität und Erneuerung.<br />
Legt ein Führen<strong>der</strong> beispielsweise Wert darauf, alles<br />
wissen und kontrollieren zu wollen, haben die Mitarbeiter<br />
keinen Bedarf und keine Chance, selbst Risiken zu tragen<br />
o<strong>der</strong> essenzielle Entscheidungen zu treffen – eine „geeignete“<br />
Methode, Potenzial und Freude am Engagement zu unterdrücken.<br />
Der Individualisierung im Unternehmen wurden Maßnahmen<br />
wie die Mitarbeiterbeurteilung nach dem „Kompetenzmodell“,<br />
standardisierte Assesmentcenter o<strong>der</strong> die konsequente<br />
Zentralisierung des Kommunikationsbereiches<br />
entgegengestellt. Menschen gleich zu machen ist jedoch<br />
unmöglich. Der Vorteil <strong>der</strong> Unterschiedlichkeit<br />
liegt schon im Wort –<br />
Vielfalt. Vielfalt an Ideen,<br />
Kreativität und Talenten.<br />
Auch wenn für bestimmte Berufsgruppen<br />
ähnliche Neigungen Grundlage<br />
sind, stellt das noch keine Notwendigkeit<br />
für kollektive Gleichmacherei dar.<br />
Zur Zeit wird in <strong>der</strong> DFS die zentrale Betriebsdienststruktur<br />
„COO“ und <strong>der</strong> Personalbereich auf den Prüfstand<br />
gestellt. Das BBT schlägt dazu beispielsweise<br />
folgende Eckpunkte vor:<br />
GDF Aktuell<br />
• Flache Hierarchien und Deregulierung<br />
• Einräumung von weitgehenden Entscheidungsspielräumen<br />
auf allen Ebenen<br />
• Lebendiger, enger Kontakt mit Kunden,<br />
europäischen Partnern und Politik<br />
• Zutrauen und Herausfor<strong>der</strong>ungen für die Mitarbeiter<br />
• Möglichst kleine, flexible Teams und Einheiten<br />
• Balance und wertschätzendes Verhalten<br />
zwischen Zentrale und dezentralen Einheiten<br />
• Kultur <strong>der</strong> Offenheit, des Wissensaustausches<br />
und des kooperativen Wettbewerbs<br />
• Kollektive Belohnung für Zusammenarbeit und<br />
Unternehmenserfolg<br />
Da die Arbeitnehmervertretungen zwangsläufig ein Spiegelbild<br />
des Unternehmens sind und auch dort <strong>der</strong> Wunsch nach<br />
Verän<strong>der</strong>ungen offenbart wurde, können diese Maßnahmen<br />
durchaus ein Weg sein.<br />
Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich geplante Neustrukturierungen<br />
in diese Richtung bewegen. Eine <strong>der</strong>artige Unternehmensphilosophie<br />
schenkt allen mehr Freiräume und basiert<br />
auf Vertrauen. Doch dieses braucht Geduld und<br />
Achtsamkeit, um entstehen und wachsen zu können.<br />
_______________________________<br />
Es ist anstrengend, etwas Neues zu entdecken. Also ziehen<br />
wir es vor, zu bleiben, wie wir sind. Und da liegt die eigentliche<br />
Schwierigkeit.<br />
-Krishnamurti-<br />
<strong>der</strong> flugleiter <strong>2013</strong>/01<br />
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