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Schopenhauer und das Erkennen der Welt

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<strong>Schopenhauer</strong> sagt: "Die ganze <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> Objekte ist <strong>und</strong> bleibt Vorstellung,<br />

<strong>und</strong> eben deswegen durchaus <strong>und</strong> in alle Ewigkeit durch <strong>das</strong> Subjekt bedingt."<br />

Die anschauliche <strong>Welt</strong> – die <strong>Welt</strong> als Anschauung <strong>und</strong> Vorstellung: wie<br />

unterscheidet sie sich von <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> Träume, die ja auch Anschauung <strong>und</strong><br />

Vorstellung sind? An<strong>der</strong>s gefragt: Wenn die <strong>Welt</strong> des Realen Anschauung<br />

<strong>und</strong> Vorstellung ist, <strong>und</strong> die <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> Träume auch – wie lassen sich dann<br />

Traum <strong>und</strong> Wirklichkeit, wie lassen sich Phantasie <strong>und</strong> Realität voneinan<strong>der</strong><br />

unterscheiden? Für <strong>Schopenhauer</strong> besteht <strong>der</strong> einzige Unterschied darin, <strong>das</strong>s<br />

wir nach dem Träumen erwachen, wodurch die geträumten Begebenheiten<br />

von den Begebenheiten im Wachsein getrennt erscheinen <strong>und</strong> dadurch<br />

unterscheidbar werden. Das aber sagt nichts an<strong>der</strong>es, als <strong>das</strong>s es lediglich<br />

einen Unterschied zwischen einem Schlaftraum <strong>und</strong> einem Wachtraum zu<br />

geben scheint. Mit an<strong>der</strong>en Worten: im Wachsein träumen wir die<br />

Vorstellung einer Realität, <strong>und</strong> im Schlaf träumen wir die Wirklichkeit <strong>der</strong><br />

Vorstellung. Im tibetischen Yoga des Träumens, den TENZIN WANGYAL<br />

RINPOCHE beschreibt, heißt es: Betrachte die Realität, als würdest du sie<br />

träumen. Betrachte deinen Traum, als wäre er Realität.<br />

Aus dem bisher Gesagten ergibt sich, <strong>das</strong>s auch <strong>der</strong> Körper, den man hat, nur<br />

als Vorstellung existiert. Insofern <strong>der</strong> Körper ein Objekt, <strong>und</strong> die <strong>Welt</strong> <strong>der</strong><br />

Objekte eine mentale Konstruktion, also Vorstellung ist, insofern ist demnach<br />

auch <strong>der</strong> Körper eine Vorstellung. Hier zeigt sich uns eine Parallele zum<br />

buddhistische o<strong>der</strong> hiduistischen Denken; zum Beispiel wenn gesagt wird,<br />

<strong>das</strong>s die <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> Erscheinungen <strong>und</strong> somit auch wir selbst keine inhärente<br />

Existenz besitzen. Das heißt: Es gibt eine Erscheinung nur als Komposition<br />

von Bedingungen, die den, die Erscheinung beobachtenden Menschen, stets<br />

<strong>und</strong> unausweichlich mit ein beziehen. Und weil <strong>das</strong> für jede Form einer<br />

Erscheinung <strong>der</strong> Objektwelt gilt, betrifft dies auch unseren Körper mit dem<br />

wir uns unbewusst identifizieren. Nur durch ein Daten organisierendes<br />

Gehirn, <strong>das</strong> Vorstellungen ermöglicht, erfahren wir unseren Körper als ein in<br />

Copyright Atelier Edition Hanus, München 2007 12

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