28.04.2013 Aufrufe

Schopenhauer und das Erkennen der Welt

Schopenhauer und das Erkennen der Welt

Schopenhauer und das Erkennen der Welt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

sehr gut am Unterschied von Phänomen <strong>und</strong> Phänomenologie darstellen. Das<br />

Phänomen entspräche dem unmittelbaren <strong>Erkennen</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>; sie begnügt sich<br />

mit <strong>der</strong> Anschauung <strong>und</strong> ist demnach ein Ausdruck von Verstand. Die<br />

Phänomenologie dagegen entspräche den mitgeteilten Gedanken, die eine auf<br />

Begriffen beruhende Beschreibung in <strong>der</strong> gesprochenen o<strong>der</strong> geschriebenen<br />

Vermittlung des anschaulich erkannten Phänomens sind.<br />

Bei <strong>Schopenhauer</strong> sind Anschauung, Verstand <strong>und</strong> Vernunft des Subjekts <strong>der</strong><br />

Ausgangspunkt aller Erkenntnis. Der einzige Ausgangspunkt. Die<br />

Wissenschaften, so meint er, machen den Fehler anzunehmen, <strong>das</strong>s ein<br />

Objekt unabhängig vom betrachtenden Menschen erkannt werden kann. Er<br />

jedoch sagt: Objekt <strong>und</strong> Vorstellung sind Korrelata; <strong>das</strong> heißt, eines ist für <strong>das</strong><br />

an<strong>der</strong>e da <strong>und</strong> keines für sich allein. Beide - Objekt <strong>und</strong> Vorstellung -<br />

entstehen <strong>und</strong> vergehen zusammen. Eigentlich sind sie ein <strong>und</strong> <strong>das</strong> Selbe, von<br />

zwei entgegen gesetzten Seiten aus betrachtet. Die Naturwissenschaften<br />

vermeinen nur, die Objekte <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> objektiv erkennen zu können. Aber,<br />

<strong>Schopenhauer</strong> ist hier ganz eindeutig: es gibt kein Objekt ohne ein Subjekt,<br />

<strong>das</strong> dieses wahrnimmt. Das Subjekt ist <strong>das</strong> Zentrum jeglichen <strong>Erkennen</strong>s.<br />

"Dasjenige, <strong>das</strong> alles erkennt <strong>und</strong> von keinem erkannt wird ist <strong>das</strong> Subjekt. Es<br />

ist die durchgängige vorausgesetzte Bedingung alles Erscheinenden", sagt er.<br />

Was bleibt übrig von den Dingen <strong>und</strong> Objekten, wenn wir hinter ihre<br />

Erscheinung blicken könnten? Gibt es eine Beschaffenheit eines Objekts<br />

unabhängig davon, wie es uns erscheint? Da <strong>der</strong> Mensch nur durch seine<br />

Sinne Zugang zur <strong>Welt</strong> hat, kann er die <strong>Welt</strong> nur so wahrnehmen, wie sie<br />

ihm durch seine Sinnesorgane vermittelt wird. Das ist die <strong>Welt</strong> als<br />

Vorstellung, die ein Produkt des Verstandes <strong>und</strong> damit des Gehirns ist.<br />

Aber: wenn die <strong>Welt</strong> ein Gehirnphänomen ist, wenn sie lediglich<br />

Anschauung, wenn sie Vorstellung ist: worin unterscheidet sie sich dann vom<br />

Traum? Denn die Vorstellungen im Traum, <strong>und</strong> die <strong>Welt</strong> als Vorstellung im<br />

Wachleben, sind, wenn auch verschieden, im Phänomen <strong>der</strong> Anschauung <strong>das</strong><br />

Selbe.<br />

Copyright Atelier Edition Hanus, München 2007 20

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!