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Schopenhauer und das Erkennen der Welt

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dissoziieren. Das ist die Voraussetzung für die Vernunft. Bis hierhin haben<br />

wir es mit einem Prozess zu tun. Aber dann halten wir an <strong>der</strong> Vernunft fest;<br />

wir fixieren sie. Das ist <strong>das</strong> Wissen. Der Gegensatz des Wissens wäre nach<br />

<strong>Schopenhauer</strong> <strong>das</strong> Gefühl, o<strong>der</strong> vielmehr, die Intuition; man könnte auch von<br />

einem intuitiven Gefühl sprechen, <strong>das</strong> ein Ausdruck <strong>der</strong> unmittelbaren<br />

Anschauung im Akt des Verstehens ist <strong>und</strong> demnach kein Ergebnis des<br />

Wissens sein kann. Wie je<strong>der</strong> bestimmt schon erfahren hat, löst sich diese<br />

gefühlte Intuition sofort auf <strong>und</strong> verflüchtigt sich, sobald <strong>das</strong> Wissen<br />

dazwischen tritt.<br />

Wissen beruht auf Denken, <strong>und</strong> Denken ist ein mechanischer Vorgang in <strong>der</strong><br />

Zeit, sagt JIDDHU KRISHNAMURTI in einem Gespräch mit dem englischen<br />

Physiker DAVID BOHM. Ein Computer kann deshalb wesentlich schneller<br />

denken, als ein Mensch; <strong>und</strong> deshalb kann auf <strong>der</strong> Festplatte eines Rechners<br />

wesentlich mehr an Informationen gespeichert sein als in einem menschlichen<br />

Gehirn. Trotzdem hat auch unser biologisches Gehirn viel mehr<br />

Informationen gespeichert, als jedem Einzelnen von uns bewusst ist. Ebenso,<br />

wie eine Festplatte kein Bewusstsein von den auf ihr gespeicherten<br />

Informationen hat, ist sich auch <strong>der</strong> Mensch über den Großteil seiner<br />

biologisch gespeicherten Informationen nicht bewusst; er weiß also nicht, was<br />

sein System weiß. Wissen ist gespeicherte Information.<br />

Schauen wir auf die Ganzheit des Lebens <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>, wie <strong>Schopenhauer</strong> es<br />

tut, dann sehen wir einen wissenden Willen; einen Willen, <strong>der</strong> sich<br />

Objektiviert <strong>und</strong> sich dadurch in <strong>der</strong> Vielfalt materieller Objekte aufspaltet,<br />

die sich zu Subjekten ausgestalten in denen sich <strong>der</strong> Eine archaische Wille<br />

selbst erkennt. Im Willen sind Anschauung, Verstand, Vernunft <strong>und</strong> Wissen,<br />

sind Objekt <strong>und</strong> Subjekt ein <strong>und</strong> <strong>das</strong> Selbe. Der Wille verbindet alles <strong>und</strong><br />

trennt es zugleich. Der Eine archaische Wille kann alles wollen. Sein Wollen<br />

reicht von barbarischer Brutalität bis zu transzendenter Liebe, vom Haften an<br />

elementarer Gier bis zum Verzicht, vom leidenschaftlichen Treib zu<br />

Copyright Atelier Edition Hanus, München 2007 22

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