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Schopenhauer und das Erkennen der Welt

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Ist nicht etwa <strong>das</strong> ganze Leben ein Traum?, philosophiert <strong>Schopenhauer</strong>. Gibt<br />

es ein sicheres Kriterium zwischen Traum <strong>und</strong> Wirklichkeit, zwischen<br />

Phantasie <strong>und</strong> realen Objekten? <strong>Schopenhauer</strong> macht keinen Unterschied<br />

zwischen Traum <strong>und</strong> Wachleben. Die Bildes des Tages <strong>und</strong> die des Traumes<br />

sind beides Erscheinungen unserer Anschauung. Keine <strong>der</strong> beiden<br />

Anschauungsformen kann mehr Recht auf Wirklichkeit beanspruchen als die<br />

an<strong>der</strong>e. Jede <strong>der</strong> beiden <strong>Welt</strong>en ist eine eigene <strong>Welt</strong> für sich. Nur durch die<br />

Art ihrer Darstellungen <strong>und</strong> ihrer Verknüpfungen unterscheiden sie sich. Die<br />

Zusammenhänge <strong>der</strong> Anschauungen im Wachbewusstsein erscheinen<br />

lediglich geordneter <strong>und</strong> stabiler. Aber auch die Anschauungen im Traum<br />

zeigen uns einen Zusammenhang. <strong>Schopenhauer</strong> findet zwischen den<br />

Anschauungen im Wacherleben <strong>und</strong> den Anschauungen im Traumerleben<br />

ihrem Wesen nach keinen markanten Unterschied. Die Wirklichkeit ist für<br />

ihn deshalb ein Traum neben an<strong>der</strong>en Träumen; aber ein materialisierter<br />

Traum.<br />

Doch auch wenn sich Traum <strong>und</strong> Wirklichkeit als Phänomene <strong>der</strong><br />

Anschauung nicht zu unterscheiden scheinen, geht <strong>Schopenhauer</strong> dennoch<br />

nicht so weit, damit die <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> greifbaren Materie zu leugnen. Denn die<br />

Anschauungen, die Erscheinungen kommen nicht aus sich selbst heraus<br />

zustande. Deshalb ist die Realität <strong>der</strong> Materie für ihn die eine unabdingbare<br />

Hälfte eines Ganzen. Die zweite Hälfte ist <strong>das</strong> dazu gehörige erkennende<br />

Subjekt.<br />

Wie können wir <strong>das</strong> alles wissen? Es zeigt sich, <strong>das</strong>s es, aus <strong>der</strong> Sicht<br />

<strong>Schopenhauer</strong>s völlig unerheblich ist, ob etwas gewusst wird. Er sagt: "Wissen<br />

ist <strong>das</strong> fixiert Haben in abstrakten Begriffen <strong>der</strong> Vernunft, des auf an<strong>der</strong>e<br />

Weise in unmittelbarer Anschauung Erkannten.“ Damit meint er: Zuerst<br />

verstehen wir im unmittelbaren <strong>Erkennen</strong> durch die Sinne, die <strong>Welt</strong> <strong>der</strong><br />

Objekte. Dann benennen wir die Objekte mit sprachlichen Begriffen <strong>und</strong><br />

schaffen so abstrakte Vorstellungen, die uns vom unmittelbaren <strong>Erkennen</strong><br />

Copyright Atelier Edition Hanus, München 2007 21

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