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Schopenhauer und das Erkennen der Welt

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Rasters aus Begrifflichkeit <strong>und</strong> Grammatik ordnet <strong>und</strong> dadurch intersubjektiv<br />

kommunizierbar macht.<br />

"Vernunft" kommt von "Vernehmen", meint <strong>Schopenhauer</strong>, wobei er aber<br />

nicht ein auditives "Hören" meint, son<strong>der</strong>n <strong>das</strong> Innewerden <strong>der</strong> durch Worte<br />

mitgeteilten Gedanken. Für ihn hängt die <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> Erscheinungen, die auf<br />

den Menschen wirkt mit <strong>der</strong> Vernunft zusammen. Diese subjektive Vernunft,<br />

dieses Vernehmen-Können <strong>der</strong> Erscheinungen <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Vorstellungen unseres <strong>Welt</strong>-Bildes bedingen einan<strong>der</strong>. Seit die <strong>Welt</strong> <strong>der</strong><br />

Objekte den Menschen hervor gebracht hat, hat sie auch die auf Begriffen<br />

beruhende Vernunft hervor gebracht, womit die Erfahrungen <strong>der</strong><br />

Erscheinungen benannt, <strong>und</strong> dadurch eine von den Erscheinungen<br />

abstrahierte Dissoziation möglich wird. Diese Vernunft ist ebenso eine<br />

Konstruktion des Gehirns, wie die Vorstellung. Und so wie <strong>der</strong> Mensch als<br />

Ganzes ein Produkt <strong>der</strong> <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> Objekte <strong>und</strong> somit ein Produkt des<br />

archaischen Wollens ist, ist auch die abstrahierende Vernunft eine<br />

Erscheinung des Willens.<br />

In dem inzwischen vergriffenen Buch aus dem Jahr 1965 von ALFONSO<br />

VERDU "Abstraktion <strong>und</strong> Intuition als Wege zur Wahrheit in Yoga uns Zen"<br />

beschreibt <strong>der</strong> Verfasser zwei verschiedene Zugangsweisen zur Erkenntnis <strong>der</strong><br />

Wirklichkeit. Den yogischen Weg, <strong>der</strong> in die Richtung einer zunehmenden<br />

Abstraktion verläuft <strong>und</strong> einen an<strong>der</strong>en, den Weg des Zen, <strong>der</strong> in Richtung<br />

Intuition führt. In <strong>der</strong> Philosophie <strong>Schopenhauer</strong>s entspräche <strong>der</strong> yogische<br />

Weg <strong>der</strong> Abstraktion einem Weg auf dem man die Vernunft benutzt, um sich<br />

vom Zwang des archaischen Willens zu befreien. Der intuitive Zenweg<br />

hingegen entspräche einem Weg <strong>der</strong> reinen Anschauung, die, <strong>das</strong> ist<br />

begrifflich etwas irritierend, auf dem Verstand beruht. <strong>Schopenhauer</strong> versteht<br />

diesen Unterschied so: Wie <strong>der</strong> Verstand nur eine Funktion hat, nämlich <strong>das</strong><br />

unmittelbare <strong>Erkennen</strong> <strong>der</strong> Verhältnisse von Ursache <strong>und</strong> Wirkung, also die<br />

Anschauung <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>, so hat auch die Vernunft nur eine Funktion, nämlich<br />

die Bildung passen<strong>der</strong> Begriffe. Diese Definition <strong>Schopenhauer</strong>s kann man<br />

Copyright Atelier Edition Hanus, München 2007 19

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