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Schopenhauer und das Erkennen der Welt

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kultivierter Sublimation. Seine höchste Form des Ausdrucks findet er im Nein<br />

zu sich selbst.<br />

Die Philosophie <strong>Schopenhauer</strong>s wird gerne als Menschen verachtend <strong>und</strong><br />

pessimistisch dargestellt. Von ihm selbst sagt man, er wäre ein Misanthrop<br />

gewesen. Wer <strong>das</strong> meint, <strong>der</strong> hat ihn nicht verstanden. Wenn <strong>Schopenhauer</strong><br />

den Großteil <strong>der</strong> Menschheit als Trieb gesteuerte Population domestizierter<br />

Raubaffen versteht, dann macht ihn <strong>das</strong> nicht zum Verächter <strong>der</strong> Menschen;<br />

er beschreibt damit nur ungeschminkt, schnörkellos <strong>und</strong> nicht beschönigend<br />

den Zustand, den er vor findet, wenn sein Blick bis in die Tiefen <strong>der</strong><br />

menschlichen Existenz vor dringt. Und wenn <strong>Schopenhauer</strong>, die Negation als<br />

einzige <strong>und</strong> unbedingt erfor<strong>der</strong>liche Reaktion auf den archaischen Triebwillen<br />

erkannt hat, dann steht er damit in einer viertausend Jahre alten Tradition<br />

großer Geister <strong>der</strong> Menschheit, die bis in die Zeit <strong>der</strong> Veden zurück reicht.<br />

Die Asketen, Einsiedler, Eremiten <strong>und</strong> Verneiner des Lebens - sie alle haben<br />

sich gegen den archaischen Willen zum Leben gestellt, <strong>und</strong> einen Willen<br />

kultiviert, <strong>der</strong> in die einsamen Höhen <strong>der</strong> geistigen Möglichkeiten des<br />

Menschen führt. Von dort wie<strong>der</strong> herab zu steigen <strong>und</strong> einzutauchen in <strong>das</strong><br />

Getriebe des Wollens <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>, scheint eine jener Herausfor<strong>der</strong>ungen zu sein,<br />

für die es keine vorgebahnten Wege gibt. Die lapidare For<strong>der</strong>ung SIGMUND<br />

FREUDS "wo Es ist, soll Ich werden", bekommt aus dieser Sicht <strong>der</strong><br />

Erkenntnisse <strong>Schopenhauer</strong>s eine philosophisch aktualisierte Bedeutung.<br />

Copyright Atelier Edition Hanus, München 2007 23

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