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Schopenhauer und das Erkennen der Welt

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An die Eier eines Weibchen heran zu kommen, lässt sich natürlich auch mit<br />

an<strong>der</strong>en, weniger drastischen Methoden erreichen, in denen sich <strong>das</strong><br />

archaische Wollen in an<strong>der</strong>er Form zeigt. Das ist die sexuelle Strategie, ein<br />

sesshafter Zwerg zu werden. Dazu entwickeln sich die Männchen zu winzig<br />

kleinen Wesen, die entwe<strong>der</strong> innerhalb o<strong>der</strong> außerhalb eines Weibchens als<br />

tragbare Samenbank leben. Die Männchen haben sich zu einer parasitären<br />

Form entwickelt, die es ihnen ermöglicht, sich auf Dauer bei einem Weibchen<br />

einzunisten indem sie sich auf ein reines Fortpflanzungsorgan reduziert<br />

haben. Der Biologe ADRIAN FORSYTH schreibt: "Nichts spricht dafür, <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong>, was natürlich ist, auch gut ist. Der Mensch hat Verstand <strong>und</strong><br />

Willenskraft, <strong>und</strong> er kann diesem Szenario entgegen wirken."<br />

Wenn die <strong>Welt</strong>, wie <strong>Schopenhauer</strong> meint, eine Manifestation des Willens ist:<br />

Wessen Wollen ist es? Wer will etwas? Für ihn ist <strong>das</strong> universale Wollen <strong>das</strong>,<br />

was we<strong>der</strong> Anfang noch Ende hat. Weil es ist <strong>und</strong> von nichts Konkretem<br />

bedingt wird, demnach also ohne Ursache ist, deshalb ist es außerhalb von<br />

Raum <strong>und</strong> Zeit. Erst dadurch, <strong>das</strong>s sich <strong>das</strong> Wollen objektiviert, <strong>das</strong> heißt:<br />

indem es sich in Raum <strong>und</strong> Zeit aufspaltet <strong>und</strong> sich dadurch als<br />

Erscheinungen in Raum <strong>und</strong> Zeit objektiviert, erzeugt es Ursachen <strong>und</strong><br />

Wirkungen. Man könnte deshalb sagen: Die <strong>Welt</strong> ist, weil die <strong>Welt</strong> vom<br />

Willen gewollt wird; weil sich <strong>der</strong> Wille sich in <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Erscheinungen<br />

äußern <strong>und</strong> gestalten will. Die <strong>Welt</strong> <strong>der</strong> Objekte wird gewollt. Die Objekte<br />

sind ein Ausdruck des Wollens selbst. Deshalb ist jede Erscheinungsform ein<br />

Ausdruck des Einen Willens <strong>der</strong> sich in die Vielheit aufspaltet. Wenn ich <strong>das</strong><br />

in einem einfachen Beispiel darzustellen versuche, zeigt sich folgendes Bild:<br />

Der Eine Wille objektiviert sich in <strong>der</strong> Lebenswelt zu Lebewesen, die in ihrem<br />

Existieren voneinan<strong>der</strong> getrennt sind; in <strong>der</strong> menschlichen Lebenswelt<br />

entfaltet sich dieser Eine Wille zu Ich <strong>und</strong> Du. Er spaltet sich auf zu Ich <strong>und</strong><br />

Du; <strong>das</strong> führt dazu, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Ich etwas an<strong>der</strong>es wollen kann als <strong>das</strong> Du. Auf<br />

diese Weise entsteht <strong>und</strong> entfaltet sich die Komplexität <strong>der</strong> Lebenswelt mit all<br />

Copyright Atelier Edition Hanus, München 2007 7

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