ForestFinest 2/2009
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.
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Waldwirtschaft<br />
Zertifikate für Palmkernöl und Regenwald<br />
Wieso kauft Henkel Zertifikate für nachhaltiges<br />
Palmöl?<br />
Bei der Entwicklung der Wasch- und Reinigungsmittel<br />
der neuen Marke Terra Activ haben<br />
wir das Ziel verfolgt, dass ein besonders großer<br />
Anteil der Inhaltsstoffe auf nachwachsenden<br />
Rohstoffen basiert. Dies trägt dazu bei, endliche<br />
Rohstoffquellen zu schonen. Um sicherzustellen,<br />
dass für die zur Herstellung der Tenside in je -<br />
dem einzelnen Terra Activ Produkt eingesetzte<br />
Menge an Palmkernöl eine entsprechende Men -<br />
ge an nachhaltigem Palmkernöl produziert und<br />
in den Markt gebracht wird, hat Henkel Zertifikate<br />
für nachhaltiges Palmkernöl gekauft.<br />
Die von Henkel erworbenen Zertifikate<br />
basieren auf einem „Book & Claim“-System.<br />
Wie funktioniert das?<br />
Der Round Table on Sustainable Palm Oil (RSPO)<br />
unterscheidet drei Systeme für den Handel mit<br />
zertifiziertem Palmöl. Das von Henkel unterstütz<br />
te System ist das sogenannte Book &<br />
Claim-Verfahren: Das Book & Claim-System des<br />
Zertifikatehandels trennt die Zertifikate von den<br />
physischen Produktströmen. Mit dem Kauf der<br />
Zertifikate ist sichergestellt, dass eine entsprechende<br />
Menge nachhaltiges Palmkernöl produziert<br />
und in den Markt gebracht worden ist.<br />
Aus unserer Sicht ist dies ein guter Ansatz, da<br />
es bereits jetzt eine Unterstützung der nachhaltigen<br />
Palmölwirtschaft ermöglicht. Das Ziel ist<br />
selbstverständlich, dass sich der gesamte Markt<br />
verändert und ausschließlich Produkte mit Inhaltsstoffen<br />
auf Basis von nachhaltigem Palmöl<br />
beziehungsweise Palmkernöl hergestellt, gehandelt<br />
und verwendet werden.<br />
Was unterscheidet Unternehmen, die vom<br />
Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl zertifiziert<br />
werden, von anderen palmkernverarbeitenden<br />
Betrieben?<br />
Foto: Henkel<br />
Henkel kauft als erstes Unternehmen Zertifikate für nachhaltiges Palmöl.<br />
<strong>ForestFinest</strong> fragte Dr. Roland Schröder, Global Director Sustainability von<br />
Henkel (links im Bild), wie es dazu kam und wie dieser Handel funktioniert.<br />
Am RSPO sind Unternehmen aus allen Teilen<br />
der Lieferkette von Palmöl und Palmkernöl aber<br />
auch Nichtregierungsorganisationen wie zum<br />
Beispiel WWF und Oxfam beteiligt. Alle haben<br />
sich zum Ziel gesetzt, dass diese nachwachsenden<br />
Rohstoffe unter strengen Kriterien der<br />
Nachhaltigkeit gewonnen werden, dieses mit<br />
Hilfe entsprechender Nachweise (Zertifikate) zu<br />
belegen und die Verwendung der so gewonnenen<br />
Rohstoffe zu fördern.<br />
Die Zertifizierung der Plantagen erfolgt nach<br />
den RSPO Principles & Criteria (www.rspo.org),<br />
die unter anderem Anbaumethoden und Arbeitsbedingungen<br />
auf den Plantagen festlegen.<br />
Nach den RSPO Principles & Criteria darf auch<br />
nicht mehr großflächig Regenwald für die Gewinnung<br />
von Palmöl und Palmkernöl abgeholzt<br />
werden, das heißt neue Plantagen werden vorzugsweise<br />
auf Brachland oder bereits landwirtschaftlich<br />
genutzten Flächen angelegt.<br />
Einer aktuellen Studie des WWF zufolge<br />
ignoriert die Mehrzahl der Unternehmen das<br />
Alternativangebot an nachhaltig produziertem<br />
Palmöl. Woran liegt dies?<br />
Vielen Unternehmen und Konsumenten dürfte<br />
der Unterschied zwischen nachhaltig und nichtnachhaltig<br />
hergestelltem Palmöl noch nicht bewusst<br />
sein. Es wird einfach noch nicht gesehen,<br />
welch wichtige Rolle die nachhaltige Palmölwirtschaft<br />
für den Schutz des Regenwalds und<br />
des Klimas spielt.<br />
Was halten Sie vom Vorschlag des WWF, die<br />
verwendeten Pflanzenöle auf den Produkten<br />
explizit zu kennzeichnen?<br />
Das Thema nachhaltiges Palmkernöl ist sehr<br />
komplex. Daher erscheint es uns sinnvoller, das<br />
Thema über das Internet zu kommunizieren als<br />
über ein Logo auf der Verpackung. Ein solches<br />
Logo würde von den Verbrauchern nur eingeschränkt<br />
wahrgenommen und wäre ohne entsprechende<br />
Hintergrundinformationen eventuell<br />
auch nicht aus sich selbst heraus verständlich.<br />
Welche Schritte wären Ihrer Meinung nach<br />
nötig, um der Regenwaldzerstörung durch<br />
Palmöl-Monokulturen Einhalt zu gebieten?<br />
Die Produktion von Palmöl wird in den nächsten<br />
Jahren aller Voraussicht nach deutlich zunehmen.<br />
Um die ansteigenden Produktionsmengen<br />
ohne Abholzung des Regenwaldes zu erzielen,<br />
ist für die Anlage von Plantagen verstärkt Ödland<br />
zu nutzen. Auch die Produktivität der bestehenden<br />
Plantagen kann beispielsweise durch<br />
eine bessere Schulung der Erntearbeiter gesteigert<br />
werden: So gibt es Plantagen, die nur eine<br />
Tonne Palmöl pro Hektar erzeugen, während<br />
andere auf fünf bis sechs Tonnen kommen.<br />
Zu guter Letzt eine Frage zu der Aussage im<br />
ÖkoTest-Septemberheft, dass das Konservierungsmittel<br />
im Allzweckreiniger von Terra<br />
Activ bedenklich sei. Was sagen Sie dazu?<br />
Die von Öko-Test veröffentlichten Ergebnisse<br />
können wir inhaltlich nicht nachvollziehen. Vor<br />
allem nicht die Kritik an dem von uns eingesetzten<br />
Konservierungsmittel. In Terra Activ Universal<br />
haben wir uns für das Konservierungsmittel<br />
Natriumhydroxymethylglycinat entschieden, weil<br />
seine besonders hohe Wirksamkeit eine geringe<br />
Konzentration ermöglicht. Diese liegt bei weniger<br />
als zehn Prozent des durch den Gesetzgeber<br />
zugelassenen Höchstwerts beispielsweise für<br />
Kosmetika wie Hautcremes. Damit ist Terra Activ<br />
Universal sicher für die Anwendung auch bei<br />
direktem Hautkontakt.<br />
26 FF www.forestfinance.de