02.06.2013 Aufrufe

Die gesamte Habilitationsschrift als .pdf-Datei - Institut für Berufs ...

Die gesamte Habilitationsschrift als .pdf-Datei - Institut für Berufs ...

Die gesamte Habilitationsschrift als .pdf-Datei - Institut für Berufs ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Kapitel 1: Problemstellung<br />

solet werden lassen; ... ob nicht das Kriterium, daß ‘jede Kenntnis, jede Fertigkeit,<br />

die nicht durch vollständige Einsicht der streng aufgezählten Gründe oder durch Erhebung<br />

zu einer allgemeingültigen Anschauung ... die Denk- und Einbildungskraft<br />

erhöhte, tot und unfruchtbar’ sei, exakt das Kriterium der <strong>Berufs</strong>bildung in einer ökonomisch-technisch<br />

dynamischen und komplexen Gesellschaft zu sein habe“<br />

(BLANKERTZ 1971a, S. 96).<br />

<strong>Die</strong> Einlösung dieses Anspruches setzt freilich andererseits voraus, daß die Organisation und<br />

Gestaltung von Lernprozessen in der <strong>Berufs</strong>bildung in einer Weise erfolgt, die diesem Bildungsziel<br />

gerecht zu werden vermag; die <strong>als</strong>o an der Ausbildung von individueller Einsicht,<br />

Urteilsfähigkeit, Handlungskompetenz und Verantwortungsbereitschaft nicht nur orientiert ist,<br />

sondern sich darin auch <strong>als</strong> erfolgreich erweist.<br />

Eine wesentliche Konsequenz <strong>für</strong> die Gestaltung von Lernprozessen in diesem Sinne formulierte<br />

die Bildungskommission des DEUTSCHEN BILDUNGSRATES im Jahre 1974 in ihrem<br />

„Konzept <strong>für</strong> eine Verbindung von allgemeinem und beruflichem Lernen“, das von einer explizit<br />

antidualistischen Position ausging. Zur Erläuterung des didaktischen Grundsatzes<br />

„Handlungsbezug“ heißt es dort:<br />

„Für alle Bildungsgänge der Sekundarstufe II soll ein Wechselbezug von reflexionsbezogenem<br />

und handlungsbezogenem Lernen gelten. Handlung und Reflexion sind<br />

jedoch nicht <strong>als</strong> voneinander abtrennbare Lernbereiche aufzufassen; vielmehr bezeichnen<br />

sie zwei Aspekte des Lernens, die einander wechselseitig bedingen und<br />

stützen ...<br />

Da die allgemeinen Ziele des fachlichen Lernens die Bewältigung von Lebenssituationen<br />

sowie Urteils- und Handlungsfähigkeit in den verschiedenen Bereichen des<br />

Lebens sind, müssen entsprechend auch die Methoden des Lernens durch den Wechselbezug<br />

von Reflexion und Handlung gekennzeichnet sein. Der Wechselbezug ist in<br />

den Angeboten eines jeden Lernorts didaktisch sicherzustellen. Es gibt <strong>als</strong>o keine<br />

Verteilung des reflexionsbezogenen und des handlungsbezogenen Lernens auf verschiedene<br />

Lernorte“ (DEUTSCHER BILDUNGSRAT 1974, S. 53f.).<br />

Hiermit ist zumindest die Richtung angedeutet, in die sich eine Reform der beruflichen Bildung<br />

bewegen muß, wenn sie einen Beitrag zur Überwindung des Dualismus leisten will. Zugleich<br />

haben wir einen normativen Bezugspunkt angesprochen, von dem ausgehend sich die<br />

zentralen Problemfelder der derzeitigen Praxis und damit auch die Ansatzpunkte einer Verbesserung<br />

identifizieren lassen. Wir sehen hierbei zumindest vier eng miteinander verknüpfte<br />

Aspekte:<br />

1. Aspekt: Das Akzeptanzproblem<br />

Kern dieses Problems ist die Tatsache, daß die Gleichwertigkeit beruflicher Bildungsprozesse<br />

nicht über theoretische Interpretationsleistungen zu realisieren ist, sondern nur dadurch, daß<br />

diese grundsätzliche Einsicht durch eine entsprechende Praxis eingeholt und unter Beweis<br />

gestellt wird. <strong>Die</strong>s setzt voraus, daß Entscheidungsträger und Handelnde auf allen Ebenen von<br />

der Möglichkeit und Notwendigkeit einer solchen Neuorientierung überzeugt sind, und es<br />

setzt voraus, daß sie willens und in der Lage sind, ihr Handeln an den Kriterien einer so verstandenen<br />

<strong>Berufs</strong>bildungskonzeption auszurichten. Es setzt schließlich voraus, daß die Entscheidungsträger<br />

auf den unterschiedlichen Handlungsebenen in diesem Bemühen effizient<br />

10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!