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Die gesamte Habilitationsschrift als .pdf-Datei - Institut für Berufs ...

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Kapitel 1: Problemstellung<br />

Eine unzureichende Erfahrungsauswertung sehen wir auch darin, daß die Erfahrungen<br />

Dritter oft nicht genügend beachtet werden. <strong>Die</strong>s betrifft zum einen Erfahrungen,<br />

die dem wissenschaftlichen Arbeitskontext entstammen, insbesondere<br />

<strong>als</strong>o bereits veröffentlichte empirische Ergebnisse. Zum anderen betrifft dieser<br />

Aspekt die oft mangelhafte Kommunikation und Kooperation zwischen solchen<br />

curricularen Arbeitsgruppen an verschiedenen Schulen. Auch über Modellversuche<br />

oder Maßnahmen der Lehrerfortbildung ist es bislang noch nicht hinreichend<br />

gelungen, dieses Defizit abzubauen.<br />

(c) Beide Schwächen schulischer Curriculumarbeit führen letztlich zur Gefahr des<br />

mittel- oder langfristigen Scheiterns solcher Projekte und schränken damit deren<br />

Legitimationsbasis und zugleich auch ihren Ausstrahlungseffekt nach außen hin<br />

ein.<br />

<strong>Die</strong> Gefahr des Scheiterns sehen wir vor allem darin, daß die Protagonisten derartiger<br />

Vorhaben extrem stark belastet werden - oft sogar in wachsendem Maße,<br />

weil sich im Verlauf derartiger Projekte ein Expertentum herausbildet, das die entlastende<br />

Einbeziehung weiterer Kollegen immer schwieriger macht und die Verantwortlichkeit<br />

der Initiatoren immer mehr steigert. Zugleich birgt die Einbeziehung<br />

zusätzlicher Kollegen die Gefahr, die Innovation in Richtung auf tradierte<br />

didaktische Muster zu domestizieren, weil Lehrer aufgrund der fehlenden theoretischen<br />

und normativen Orientierung kaum noch eine Chance haben, hinter dem<br />

mittlerweile erreichten Projektstand, der oft von vielen Zwängen, pragmatischen<br />

Lösungen und vielleicht auch Inkonsistenzen geprägt ist, selbständig die Leitideen<br />

zu erkennen, sich <strong>als</strong>o in das Vorhaben „hineinzufinden“ und aus dem Geist des<br />

Projekts heraus selbst gestaltend mitzuwirken.<br />

Mangelnde Legitimationskraft nach außen hin, was häufig schon die Ebene des<br />

Gesamtkollegiums oder der Schulleitung, darüber hinaus die Schulverwaltung, die<br />

Eltern und/oder Betriebe betrifft, resultiert wiederum im wesentlichen aus den<br />

beiden vorgenannten Einwänden, <strong>als</strong>o aus dem Mangel an theoretischer und normativer<br />

Begründung und aus dem Empiriedefizit. Beides wird im allgemeinen so<br />

lange nicht virulent, wie das Vorhaben von anderen Mechanismen und Interessen<br />

her gestützt wird - häufig sind dies z.B. didaktische Trends und Slogans,<br />

Konjunkturen bestimmter Ideen etc.; sobald diese jedoch überholt sind und das<br />

Vorhaben sich nicht mehr auf einen Common sense stützen kann, tritt das<br />

Legitimationsdefizit klar zutage, womit sich naturgemäß Belastung und Frustration<br />

der Projektmitarbeiter erhöhen.<br />

(3) <strong>Die</strong> vielleicht nachhaltigste Konsequenz der Curriculumdiskussion der 70er Jahre kann<br />

darin gesehen werden, daß die administrative Normierung des Unterrichtsgeschehens<br />

sich erhöht hat. Gerade die Lernzieldiskussion, aber auch gescheiterte Ansätze einer inhaltlichen<br />

Curriculumreform unter emanzipatorischem Interesse haben die Sensibilität<br />

<strong>für</strong> die Bedeutung der inhaltlich-intentionalen Dimension des Unterrichtsgeschehens erhöht<br />

und zu substantiellen oder prozeduralen Festlegungen curricularer Entscheidungen<br />

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