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Die gesamte Habilitationsschrift als .pdf-Datei - Institut für Berufs ...

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Kapitel 1: Problemstellung<br />

ren des Handelns und Wahrnehmens“ zu elaborieren (1980, S. 20). Kognition hat „die Strukturen<br />

und ihre Ordnung zum Gegenstand“ (ebenda, S. 21). Reflexion schließlich stellt ein „Innehalten<br />

in der praktischen Tätigkeit und Austausch des praktischen Tuns gegen eine Tätigkeitsform<br />

[dar], die die Strukturanalyse erleichtert. Das kann sein: Ersatz der praktischen<br />

Handlung durch ihren innerlichen, vorstellungsmäßigen Vollzug, Übersetzung verschiedener<br />

möglicher Handlungsabläufe in Worte, Zuhilfenahme einer anschaulichen Darstellung, in der<br />

die raumzeitlichen Beziehungen simultan vergegenwärtigt werden können (z. B. auf einem<br />

Stadtplan), Abstraktion von unproblematischen Aspekten der Handlung und Zentrierung auf<br />

die problematischen, kurz: Zentrierung der Struktur“ (ebenda, S. 22).<br />

Den engen Zusammenhang von Handeln und Denken hebt AEBLI ausdrücklich hervor, wenn<br />

er betont, „(1) daß in der Reflexion die Struktur der problematischen Handlung erhalten bleiben<br />

muß, denn gerade sie ist es, die gesichert und ausgebaut werden soll, (2) daß das Denken<br />

zwar neue Medien der Vergegenwärtigung der Struktur einführt, daß es sich dabei jedoch um<br />

verwandte Formen des Tuns handelt“ (ebenda). Denken oder Reflexion, so resümiert AEBLI,<br />

„ist <strong>als</strong>o eine Metatätigkeit über dem konkreten Handeln. Es ist aber nicht ein ganz neues<br />

Verhalten, sondern besteht sozusagen aus dem gleichen, nur verfeinerten und daher seinem<br />

Zwecke besser angepaßten Stoff“ (ebenda, S. 22). Denken ist auch im Prozeßablauf nicht vom<br />

Handeln zu separieren:<br />

„Der handelnde und der denkende Mensch reflektieren im Zuge des Handelns und<br />

Denkens laufend ihr eigenes Tun. Sie tun dies nicht in abstracto, sondern in engem<br />

Zusammenhang mit der Beurteilung der realisierten Schritte und der noch zurückzulegenden<br />

Distanz zum Ziel. Reflexion des eigenen Handelns und Denkens ist deren<br />

integrierender Bestandteil. Wir nennen es Handlungssteuerung und Steuerung des<br />

Denkvorgangs“ (ebenda, S. 27).<br />

Lernen stellt in diesem Verständnis vor allem einen Prozeß der beständigen Reorganisation<br />

und Anreicherung kognitiver Orientierungs- und Regulationssysteme dar, der gleichermaßen<br />

auf das Informationsangebot, das sich aus der Interaktion des Subjekts mit seiner gegenständlichen<br />

und sozialen Umwelt ergibt, angewiesen ist wie auf die kognitiven Prozesse zur sinnstiftenden<br />

Informationsaufnahme, zur Auswertung, Einordnung und Speicherung von Informationen<br />

- kurz auf die Denkprozesse, die die Interaktion vorbereiten, begleiten und auswerten<br />

und über die sich letztlich „Erfahrungen“ (vgl. DEWEY 1964) erst konstituieren. Ein derartiges<br />

Lernverständnis ist nicht auf schulisches Lernen begrenzt; es ist universell auf menschliche<br />

Daseinsbewältigung zu beziehen.<br />

<strong>Die</strong> zentrale Konsequenz dieser normativen und theoretischen Ausführungen liegt in der Zurückweisung<br />

dualistischer Sichtweisen und im Postulat, daß Denken und Handeln nicht nur,<br />

wie AEBLI sagt, funktional, intentional und strukturell verwandt sind, sondern daß sich erst<br />

über die Qualität der „Denkseite“ im Handeln (DEWEY) das Niveau dieses Handelns und die<br />

Qualität der hiermit verbundenen Erfahrungen bestimmen. Aus dieser Perspektive heraus<br />

werden sowohl dualistisch geprägte Lehr-Lern-Konzepte <strong>als</strong> auch dualistisch überformte Prozesse<br />

wissenschaftlicher Erfahrungsbildung oder wissenschaftlich gestützter Praxisgestaltung<br />

fragwürdig.<br />

Positiv gewendet sehen wir in diesem Postulat eine regulativ wirksame Leitidee sowohl in bezug<br />

auf die Form curricularer Arbeit (die Curriculumstrategie) <strong>als</strong> auch hinsichtlich des In-<br />

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