Opferschutz
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Vortrag Sabine Rupp „Sekundäre Traumatisierung durch Behördenprozesse“<br />
Wissen über Traumatisierung und Kooperation sind die Mittel der Wahl zur Reduzierung<br />
von Sekundärschädigungen. Aber es ist leichter gesagt als getan.<br />
Jede Berufsgruppe, die im Laufe eines Falles an die Kinder herantritt, hat Auswirkungen<br />
sowohl auf die Kinder wie auch auf das weitere Prozedere. Positive wie negative.<br />
Werden beispielsweise Kinder freundlich aufgenommen, so wirkt das enorm<br />
angstreduzierend auf den nächsten folgenden Schritt in der Interventionskette. Viele<br />
verschiedene Ebenen sind dabei zu berücksichtigen: persönliche (zum Beispiel bei der<br />
Begrüßung), strukturelle (zum Beispiel Räumlichkeiten, wie ZeugInnenschutzraum),<br />
empathische (lassen sich ZuhörerInnen/Befragende von den Erzählungen der Kinder<br />
berühren oder gehen sie in Abwehr) und sprachliche Ebene (kindgerechte Sprache).<br />
Was ist ein Trauma?<br />
Ein Trauma entsteht durch eine Gewalttat. Dabei wird ein Mensch von einer<br />
überwältigenden Macht hilflos gemacht. Der Zustand der Traumatisierung ist<br />
gekennzeichnet durch eine Überflutung von Affektstürmen, die diffus undifferenziert,<br />
konfus oder heftig widersprüchlich sind, so dass Gefühle von Todesangst, Ekel,<br />
Schmerz, Scham, Verzweiflung, Demütigung, Ohnmacht und Wut gleichzeitig oder in<br />
raschem Wechsel durchlitten werden.<br />
Die normalen Anpassungsstrategien des Menschen sind bei traumatischen Ereignissen<br />
überfordert. Sie bedeuten eine Bedrohung für das Leben oder die körperliche<br />
Unversehrtheit und bringen die Begegnung mit Gewalt und Tod. Durch ein Trauma ist der<br />
Mensch in extremer Weise Hilflosigkeit und Angst ausgesetzt. Diese lebensbedrohlichen<br />
Situationen können nur beschränkt, nur geraume Zeit ausgehalten werden, dann drohen<br />
Überflutung durch Angst und das Gefühl ‘verrückt’ zu werden. Hinzu treten das Gefühl<br />
und das Bewusstsein völliger Ohnmacht und Hilflosigkeit, ohne Ausweg auf Veränderung<br />
in Form von Kampf oder Flucht. Die Fachsprache nennt diese Situation auch<br />
„inescapable shock“. (Ulrich Sachsse et al 1997, S. 12)<br />
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