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Opferschutz

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Vortrag Sabine Rupp „Sekundäre Traumatisierung durch Behördenprozesse“<br />

einzige Ausweg. Das Opfer flieht nicht durch aktive Handlung, sondern durch eine<br />

Veränderung des Bewusstseinszustandes aus der Ohnmacht und der Hilflosigkeit.<br />

Auf der körperlichen Ebene kommt es in einer lebensbedrohlichen Situation durch die<br />

Übererregung zur Ausschüttung von Stresshormonen. Die normale Reaktion ist Flucht<br />

oder Angriff. Da keines von beiden möglich ist, kommt es zur Erstarrung, zum<br />

Gelähmtsein.<br />

Bei einer Offenlegung durch Kinder oder bei Befragungen (Kripo/Gericht) treten sehr<br />

starke Wiederholungen der Symptome auf. Es lässt sich nur Erzählen durch Erinnern,<br />

das heißt. innere Bilder entstehen, das Trauma wird reaktualisiert und die Symptome<br />

treten wieder stärker in den Vordergrund.<br />

Wenn keine Resonanz bei den fragenden Personen kommt, fühlen sich Opfer oftmals<br />

„benutzt“ (hier als Informationsquelle) und das Gefühl von „verrückt-sein“ kehrt wieder<br />

zurück (sekundäre Traumatisierung).<br />

2. Die Dialektik des Traumas<br />

Nach einem traumatischen Ereignis entsteht zwischen den beiden gegensätzlichen<br />

Reaktionsmustern der Intrusion (Zustand der ständigen Erregung - Weckerläuten) und<br />

Konstriktion (Dumpfheit) ein ständig wechselnder Rhythmus, ein Pendeln. Traumatisierte<br />

sind gefangen zwischen Gedächtnisverlust und Wiedererleben, überwältigenden<br />

Gefühlen und absoluter Gefühllosigkeit, impulsiver Aktion und totaler Blockade.<br />

Dieser Verarbeitungsprozess ist jedoch sehr störanfällig, da das innere Gleichgewicht<br />

fehlt (zum Beispiel wenn im sozialen Umfeld Gespräche verweigert, Wahrnehmungen<br />

nicht ernst genommen, Ereignisse negiert werden, etc.). Das Pendeln zwischen<br />

Gedächtnisverlust und Wiedererleben kann sich daher möglicherweise für immer<br />

fortsetzen.<br />

3. Strategien der Traumabewältigung<br />

Menschen reagieren in der bei einer Katastrophe üblichen Weise. Schon während der<br />

Traumatisierung, zumindest aber unmittelbar danach oder in Vorbereitung auf eine<br />

wiederkehrende, also absehbare Traumatisierung entwickeln sie Coping-Mechanismen<br />

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