Archivserver der Deutschen Nationalbibliothek
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Neurotransmittersubstanzen führt, um eine Signalübertragung zu angrenzenden Axonen zu<br />
ermöglichen.<br />
Die Transduktionsmechanismen für sauer und salzig beruhen auf Ionenpermeationen durch die<br />
Membranen <strong>der</strong> Mikrovilli o<strong>der</strong> „tight junctions“ ohne Beteiligung von Proteinrezeptoren.<br />
Noch bis vor einigen Jahren glaubte man, die Schmeckqualitäten „süß“, „sauer“, „salzig“ und<br />
„bitter“ bestimmten Zungenarealen zuordnen zu können: <strong>der</strong> salzige und <strong>der</strong> saure Geschmack<br />
seien beson<strong>der</strong>s an den Zungenrän<strong>der</strong>n wahrzunehmen, <strong>der</strong> süße Geschmack vor allem an <strong>der</strong><br />
Zungenspitze und das Bitterempfinden am Zungengrund. Derzeit gilt als gesichert, dass alle<br />
Qualitäten in allen sensorischen Bereichen <strong>der</strong> Zunge wahrgenommen werden können. Vielmehr<br />
beruht die differentielle topografische Zuordnung <strong>der</strong> Qualitäten auf einen Interpretationsfehler<br />
einer Veröffentlichung von Hänig aus dem Jahre 1901. 55 Auch in diesen Abbildungen wurde<br />
schon ein nur geringer prozentualer Unterschied <strong>der</strong> Schmeckqualitäten auf den verschiedenen<br />
Arealen <strong>der</strong> Zunge deutlich. 44 Es zeigte sich, dass jede Papille für mehrere, meist sogar für alle<br />
Schmeckqualitäten empfindlich ist.<br />
Schmeckrezeptoren können aber nicht nur durch diese chemischen Reize aktiviert werden. Wie<br />
jede an<strong>der</strong>e Zelle reagieren auch sie auf elektrische Reize. Durch den elektrischen Strom kommt<br />
es zu Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Potentiale an den Mikrovilli und auch zur Auslösung eines Rezeptorpotentials.<br />
Kathodenstrom kann eine süße o<strong>der</strong> bittere Empfindung auslösen, während<br />
Anodenstrom zu einer Sauerwahrnehmung o<strong>der</strong> Wahrnehmung eines metallischen Geschmacks<br />
führen kann. 56<br />
1.2 Untersuchung des Schmeckvermögens<br />
Das Schmeckvermögen kann mit verschiedenen Tests überprüft werden. Es kann das<br />
Gesamtschmeckvermögen („whole mouth tests“; synonym globales Schmeckvermögen 57 ) o<strong>der</strong><br />
das Schmeckvermögen nur in umschriebenen Regionen („regional tests“) 58 getestet werden. Die<br />
dafür üblicherweise verwendeten Reizstoffe sind Zucker, Zitronensäure, Natriumchlorid und<br />
Chinin o<strong>der</strong> Koffein. 59<br />
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