Archivserver der Deutschen Nationalbibliothek
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4.1 Gesunde Probanden: Capsaicin-Ganzmundtestung<br />
4.1.1 Capsaicin–Ganzmundtestung<br />
Die empfindungs- und intensitätsassoziierten trigeminalen Schwellen THR1 und THR2 <strong>der</strong><br />
Ganzmundtestung zeigten eine Test-Retest-Reliabilität von 0,78 (P < 0,001). Der Koeffizient ist<br />
vergleichbar mit dem <strong>der</strong> Schmeckstreifen-Ganzmundtestung. 67 Ferner zeigte sich kein<br />
signifikanter Unterschied zwischen <strong>der</strong> intensitäts- und empfindungsassoziierten Schwelle.<br />
Bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Altersgruppen ( 39 Jahre, 40 Jahre) zeigte sich ein signifikanter<br />
Unterschied zwischen den intensitätsassoziierten Schwellen (THR2) bei<strong>der</strong> Altersgruppen,<br />
wobei die jüngere Altergruppe niedrigere Schwellen aufwies als die ältere Altersgruppe. Bei den<br />
empfindungsassoziierten Schwellen (THR1) bei<strong>der</strong> Altersgruppen und beim Vergleich <strong>der</strong><br />
geschlechtsabhängigen Schwellen wurden keine signifikanten Unterschiede gefunden.<br />
Da die vom Probanden vorgenommene Einschätzung <strong>der</strong> Empfindung nach Capsaicinstimulation,<br />
insbeson<strong>der</strong>e bei den niedrigen Konzentrationen, mitunter sehr uneinheitlich und<br />
demzufolge die Auswahl <strong>der</strong> vorgegebenen Deskriptoren schwierig war, scheint die Bestimmung<br />
<strong>der</strong> intensitätsassoziierten Schwelle (THR2) im klinischen Alltag praktikabler zu sein, zumal<br />
diese Schwelle im Vergleich zur empfindungsassoziierten Schwelle sensitiver ist. 97-99<br />
Alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede werden in <strong>der</strong> Literatur auch beim<br />
Schmeckvermögen beobachtet. Hier zeigt sich, dass Frauen und Jüngere über eine größere<br />
Sensibilität für gustatorische Reize verfügen. 100<br />
Durch die Reizung mit dem Vanilloid Capsaicin werden die peripheren Nervenendigungen einer<br />
Subpopulation primär sensorischer Neurone, <strong>der</strong>en Somata im Spinal- o<strong>der</strong> Trigeminalganglion<br />
o<strong>der</strong> im Ganglion nodosum des Nervus vagus liegen, stimuliert. 101<br />
Capsaicin bindet am „Capsaicin“(VR-1)-Rezeptor 96 und depolarisiert die Endigungen <strong>der</strong><br />
Nozizeptoren, welche die Signale zum Rückenmark 102 o<strong>der</strong> Trigeminalganglion 103 zur<br />
Aktivierung <strong>der</strong> aufsteigenden Schmerzbahnen weiterleiten.<br />
Durch die Applikation von Capsaicin wird dadurch auf <strong>der</strong> Zungenschleimhaut ein Brennen,<br />
Prickeln, Stechen o<strong>der</strong> ein Schmerz hervorgerufen. Die Intensität <strong>der</strong> wahrgenommenen<br />
Empfindung ist neben <strong>der</strong> Größe des Stimulationsareals auf <strong>der</strong> Zunge auch von <strong>der</strong><br />
Konzentration des Reizstoffes abhängig. Bei <strong>der</strong> überschwelligen Testung zeigte sich, dass mit<br />
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