27.06.2013 Aufrufe

Paraplegiker 3/2011

Paraplegiker 3/2011

Paraplegiker 3/2011

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

kurzgeschichte<br />

30<br />

PARAPLEGIKER 3/11<br />

ren lassen, von niemandem, so sensationell<br />

war jetzt das weiche und köstlich glitschige<br />

Gefühl an seinen Fingern, dass in einer Welle<br />

sein Herz überflutete und sich über seinen<br />

ganzen Körper ausbreitete.<br />

Sie machte ihn schwach, blies Zustimmung in<br />

sein Ohr, ächzte unter dem kundigen Druck<br />

seines Daumens an der richtigen Stelle und<br />

dem scheinbar unaufhörlichen Versinken seiner<br />

Hand. Noch nie hatte sie sich so gefühlt,<br />

hatte sich so vollständig geöffnet. „Ja“, sagte<br />

sie jetzt laut, „fester!“ Er verstand und steigerte<br />

sein Knabbern an ihren stehenden Nippeln<br />

durch den Stoff. „Hol sie raus“, das war schon<br />

fast ein Befehl, eine dringende Bitte, die keinen<br />

Aufschub duldete. Mit der freien Hand<br />

zerriss er die Knopfleiste, sie schrie leise. Jetzt<br />

war sie nicht mehr zu halten, das hätte er<br />

auch kaum gewollt, sie riss ihn mit, fast warf<br />

sie ihn um. Ihre weichen Hügel glänzten im<br />

Halbdunkel vor Schweiß und Speichel. Ihre<br />

Schreie an seinem Hals waren nur halb unterdrückt,<br />

vermutlich über die ganze Bucht zu<br />

hören. Sie kam so sehr, dass er das Gefühl hatte,<br />

seine Hand in eine warme Brandungswelle<br />

zu halten.<br />

Der Rückweg wurde ein wenig kompliziert.<br />

Nach der großen Hitze zitternd versteckte<br />

sie sich notdürftig hinter einem Gebüsch. Er<br />

holte eine Jacke aus dem Zimmer, sie wankte<br />

nach Luft schnappend durch die Lobby, der<br />

Versuch, sich auf dem Weg zum Aufzug unauffällig<br />

zu bedecken, glückte nur teilweise. Japsend<br />

vor Glück und Gelächter fielen sie aufs<br />

Bett, um noch ein wenig weiter zu spielen. Er<br />

wollte schmecken, wie sehr sie ihn wollte.<br />

Sie wollte ihn<br />

Daran bestand kein Zweifel. Nach nichts hatte<br />

sie sich so gesehnt wie nach einem Lover,<br />

der sich um sie kümmerte, für den ihre erotischen<br />

Wünsche und Träume im Vordergrund<br />

standen. Geträumt hatte sie immer davon, für<br />

Stunden nur ruhig da zu liegen und zum Höhepunkt<br />

geleckt und gestreichelt zu werden.<br />

Direkt danach wollte sie es immer ganz wild,<br />

aber zuerst mit der Hand und erst nach vie-<br />

len kleinen Gipfeln einen herzhaften Beischlaf<br />

zum Nachtisch. Bisher allerdings hatten sie<br />

keinen Mann kennen gelernt, der ausreichend<br />

Geduld aufgebracht hätte, die Entladung der<br />

eigenen Lust so lange zurück zu stellen, bis<br />

sie selbst wenigstens einmal dahin gekommen<br />

war, wohin sie immer schon wollte. Bei<br />

jedem neuen Versuch, also jedem neuen Typ,<br />

hatte sie wieder das Gefühl, der Herr wäre der<br />

Ansicht, dieses humpelnde Mädchen müsse<br />

doch dankbar sein, wenn er sie mit seinem<br />

mächtigen Stängel beglücke. Ja denkste. Gekommen<br />

waren sie alle in ihr, aber für sie war<br />

nicht viel geblieben.<br />

Und ausgerechnet dieser Junge im Rollstuhl<br />

wollte erstmal nichts anderes als herausfinden,<br />

was sie wollte. Er wurde nicht müde darin<br />

sie zu erforschen. Überall an und in ihrem<br />

Körper fand er unentdeckte Landstriche. Sie<br />

fühlte sich geliebt und ernst genommen. Und<br />

sie hatte sich noch nie so gut und geil gefühlt.<br />

Buchstäblich konnte sie nicht genug bekommen<br />

von seinen Handflächen, seinen Fingerspitzen,<br />

seiner Zunge. Er streichelte, drückte,<br />

knabberte, küsste und leckte. Und er setzte<br />

seine Finger, später als sie beinahe überlief,<br />

seine ganze Hand ein. Sie wollte es fester,<br />

er folgte ihr, blieb immer zärtlich dabei. Und<br />

das kannte sie nicht: Hängte sich an ihre Lust,<br />

genoss ihre Höhepunkte, verkroch sich in ihr,<br />

legte sich unter sie, um mit ihr zu atmen und<br />

liebte es. Er kam beinahe, aber dann doch erst<br />

wirklich, als sie erhitzt und erschöpft auch ihn<br />

in den Mund nahm und in sich saugte. Sie waren<br />

am Ende beide völlig leer vor Glück und Erschöpfung.<br />

Kurz bevor sie kurz nacheinander<br />

einschliefen, träumten sie beide fast gleichzeitig<br />

von der schnellen Welle, die sie zuvor draußen<br />

so rauschend mitgerissen hatte.<br />

Es war nicht einfach gewesen, das Hotel zu finden.<br />

Aber die Kleinigkeiten, die hier störten,<br />

das enge Bad, der tiefe Teppich, machten ihm<br />

jetzt nichts mehr aus. Das Bett war nicht zu<br />

weich und das Haus unglaublich ruhig. Nichts<br />

und niemand störte sie hier. Es hätte immer<br />

so bleiben können.<br />

Text: Peter Mand

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!