Paraplegiker 3/2011
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Paraplegiker 3/2011
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kurzgeschichte<br />
30<br />
PARAPLEGIKER 3/11<br />
ren lassen, von niemandem, so sensationell<br />
war jetzt das weiche und köstlich glitschige<br />
Gefühl an seinen Fingern, dass in einer Welle<br />
sein Herz überflutete und sich über seinen<br />
ganzen Körper ausbreitete.<br />
Sie machte ihn schwach, blies Zustimmung in<br />
sein Ohr, ächzte unter dem kundigen Druck<br />
seines Daumens an der richtigen Stelle und<br />
dem scheinbar unaufhörlichen Versinken seiner<br />
Hand. Noch nie hatte sie sich so gefühlt,<br />
hatte sich so vollständig geöffnet. „Ja“, sagte<br />
sie jetzt laut, „fester!“ Er verstand und steigerte<br />
sein Knabbern an ihren stehenden Nippeln<br />
durch den Stoff. „Hol sie raus“, das war schon<br />
fast ein Befehl, eine dringende Bitte, die keinen<br />
Aufschub duldete. Mit der freien Hand<br />
zerriss er die Knopfleiste, sie schrie leise. Jetzt<br />
war sie nicht mehr zu halten, das hätte er<br />
auch kaum gewollt, sie riss ihn mit, fast warf<br />
sie ihn um. Ihre weichen Hügel glänzten im<br />
Halbdunkel vor Schweiß und Speichel. Ihre<br />
Schreie an seinem Hals waren nur halb unterdrückt,<br />
vermutlich über die ganze Bucht zu<br />
hören. Sie kam so sehr, dass er das Gefühl hatte,<br />
seine Hand in eine warme Brandungswelle<br />
zu halten.<br />
Der Rückweg wurde ein wenig kompliziert.<br />
Nach der großen Hitze zitternd versteckte<br />
sie sich notdürftig hinter einem Gebüsch. Er<br />
holte eine Jacke aus dem Zimmer, sie wankte<br />
nach Luft schnappend durch die Lobby, der<br />
Versuch, sich auf dem Weg zum Aufzug unauffällig<br />
zu bedecken, glückte nur teilweise. Japsend<br />
vor Glück und Gelächter fielen sie aufs<br />
Bett, um noch ein wenig weiter zu spielen. Er<br />
wollte schmecken, wie sehr sie ihn wollte.<br />
Sie wollte ihn<br />
Daran bestand kein Zweifel. Nach nichts hatte<br />
sie sich so gesehnt wie nach einem Lover,<br />
der sich um sie kümmerte, für den ihre erotischen<br />
Wünsche und Träume im Vordergrund<br />
standen. Geträumt hatte sie immer davon, für<br />
Stunden nur ruhig da zu liegen und zum Höhepunkt<br />
geleckt und gestreichelt zu werden.<br />
Direkt danach wollte sie es immer ganz wild,<br />
aber zuerst mit der Hand und erst nach vie-<br />
len kleinen Gipfeln einen herzhaften Beischlaf<br />
zum Nachtisch. Bisher allerdings hatten sie<br />
keinen Mann kennen gelernt, der ausreichend<br />
Geduld aufgebracht hätte, die Entladung der<br />
eigenen Lust so lange zurück zu stellen, bis<br />
sie selbst wenigstens einmal dahin gekommen<br />
war, wohin sie immer schon wollte. Bei<br />
jedem neuen Versuch, also jedem neuen Typ,<br />
hatte sie wieder das Gefühl, der Herr wäre der<br />
Ansicht, dieses humpelnde Mädchen müsse<br />
doch dankbar sein, wenn er sie mit seinem<br />
mächtigen Stängel beglücke. Ja denkste. Gekommen<br />
waren sie alle in ihr, aber für sie war<br />
nicht viel geblieben.<br />
Und ausgerechnet dieser Junge im Rollstuhl<br />
wollte erstmal nichts anderes als herausfinden,<br />
was sie wollte. Er wurde nicht müde darin<br />
sie zu erforschen. Überall an und in ihrem<br />
Körper fand er unentdeckte Landstriche. Sie<br />
fühlte sich geliebt und ernst genommen. Und<br />
sie hatte sich noch nie so gut und geil gefühlt.<br />
Buchstäblich konnte sie nicht genug bekommen<br />
von seinen Handflächen, seinen Fingerspitzen,<br />
seiner Zunge. Er streichelte, drückte,<br />
knabberte, küsste und leckte. Und er setzte<br />
seine Finger, später als sie beinahe überlief,<br />
seine ganze Hand ein. Sie wollte es fester,<br />
er folgte ihr, blieb immer zärtlich dabei. Und<br />
das kannte sie nicht: Hängte sich an ihre Lust,<br />
genoss ihre Höhepunkte, verkroch sich in ihr,<br />
legte sich unter sie, um mit ihr zu atmen und<br />
liebte es. Er kam beinahe, aber dann doch erst<br />
wirklich, als sie erhitzt und erschöpft auch ihn<br />
in den Mund nahm und in sich saugte. Sie waren<br />
am Ende beide völlig leer vor Glück und Erschöpfung.<br />
Kurz bevor sie kurz nacheinander<br />
einschliefen, träumten sie beide fast gleichzeitig<br />
von der schnellen Welle, die sie zuvor draußen<br />
so rauschend mitgerissen hatte.<br />
Es war nicht einfach gewesen, das Hotel zu finden.<br />
Aber die Kleinigkeiten, die hier störten,<br />
das enge Bad, der tiefe Teppich, machten ihm<br />
jetzt nichts mehr aus. Das Bett war nicht zu<br />
weich und das Haus unglaublich ruhig. Nichts<br />
und niemand störte sie hier. Es hätte immer<br />
so bleiben können.<br />
Text: Peter Mand