Paraplegiker 3/2011
Paraplegiker 3/2011
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q – querschnitt spezial<br />
Im Wirbelsäulenzentrum<br />
der Werner-<br />
Wicker-Klinik (WWK) in<br />
Bad Wildungen-Reinhardshausen<br />
wurden<br />
erstmals auf dem europäischen<br />
Festland magnetgesteuerte<br />
High-<br />
Tech Stäbe eingesetzt.<br />
Damit wurde in der<br />
WWK ein neuer Weg im<br />
Bereich der Skoliose-<br />
Operation eingeschlagen.<br />
Weitere Auskünfte können<br />
schriftlich bei der WWK<br />
erfragt werden:<br />
www.werner-wicker-klinik.de.<br />
44<br />
Neue OP-Methode bei Skoliose:<br />
Der Zauberstab<br />
PARAPLEGIKER 3/11<br />
Unter Skoliose ist eine Verkrümmung der<br />
Wirbelsäule zu verstehen. Diese entwickelt sich<br />
üblicherweise im jungen Kindesalter oder in<br />
der Pubertät. In Deutschland ist etwa ein Promille<br />
von einer Skoliose betroffen, von tausend<br />
Menschen hat also einer ein solches Problem.<br />
Die Behandlung von besonders schweren Skoliosen<br />
stellt besondere Herausforderungen an<br />
die behandelnden Ärzte. Das deshalb, weil bei<br />
einer Geradestellung der Wirbelsäule durch<br />
mechanische Hilfsmittel ein solcher Eingriff –<br />
bedingt durch das Wachstum – bisher mehrfach<br />
nachoperiert werden musste. Abhilfe<br />
schafft eine neue in den USA entwickelte Methode.<br />
Die Wirbelsäulen-Chirurgen der WWK<br />
im Team von Chefarzt Dr. Oliver Meier haben<br />
diese nun erfolgreich eingesetzt.<br />
Mit der neuen Methode ist es möglich, die<br />
mechanische Geradestellung der Skoliose<br />
mitwachsen zu lassen. Wo bei der bisher eingesetzten<br />
Technik durch fest eingebaute Stäbe<br />
etliche Operationen bis zum Erreichen des<br />
Wachstums-Endes notwendig waren, genügt<br />
mit der neuen Methode nur eine OP. Neben<br />
den körperlichen und seelischen Belastungen<br />
birgt jede Operation an der Wirbelsäule ver-<br />
Chefarzt Dr. Oliver Meier mit den Oberärzten Dr. Luis Ferraris, Dr. Heiko Koller und<br />
Axel Hempfing (von links).<br />
ständlicherweise auch Risiken, all das wird<br />
durch die neue Methode ausgeschlossen. Dr.<br />
Meier erklärt die neue Methode so: „Wir setzen<br />
nach der Begradigung der Skoliose eine Mechanik<br />
ein, die wir entsprechend dem Größenwachstum<br />
magnetisch an dieses Wachstum<br />
anpassen können.“ Eine solche Anpassung erfordert<br />
keine weitere Operation und ist für den<br />
Patienten schmerzlos. Entwickelt wurde dieses<br />
„wachstumslenkende“ Verfahren vom USamerikanischen<br />
Unternehmen Ellipse Technologies<br />
aus Irvine im Bundesstaat Kalifornien.<br />
Diesem Medizintechnik-Unternehmen gelang<br />
es mit der Entwicklung des „Magec-Systems“,<br />
einen durch einen Magnet angetriebenen Mini-Motor<br />
in einen Titanstab einzubringen. Dieser<br />
Motor lässt sich durch ein außerhalb des<br />
Körpers aufgebautes Magnetfeld ansteuern<br />
und damit den Teleskopstab entsprechend der<br />
benötigten Größe ausfahren.<br />
Die erste OP mit der neuen Technik wurde im<br />
Mai 2010 in London erfolgreich durchgeführt.<br />
Die erste und auch erfolgreiche OP in der WWK<br />
gab es am 4. April dieses Jahres. Die Oberärzte<br />
Dr. Luis Ferraris, Dr. Heiko Koller waren zum Anschauen<br />
einer OP nach der neuen Methode im<br />
März dieses Jahres in London. In der WWK werden<br />
Versteifungs-Operationen dieser Art seit<br />
langem erfolgreich durchgeführt, sie sind also<br />
sichere Routine. Bisher konnten aber nur feste<br />
Versteifungen eingesetzt werden. „Nachdem<br />
wir uns von den ersten Langzeitergebnissen<br />
des neuen Verfahrens der befreundeten Kollegen<br />
in New York und London vor Ort überzeugen<br />
konnten, haben wir als erste auf dem europäischen<br />
Festland das Verfahren erfolgreich<br />
eingesetzt“, so der begeisterte Dr. Luis Ferraris.<br />
Die vielversprechenden Erstergebnisse in Bad<br />
Wildungen, London und New York weisen daraufhin,<br />
dass tatsächlich eine großer Fortschritt<br />
in der Skoliose-Chirurgie erfolgt ist.<br />
Text & Foto:<br />
Hermann Sonderhüsken