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6 - ADÜ Nord

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Computer und Internet<br />

Ein Großprojekt im Alleingang<br />

Im letzten Infoblatt hatte Dr. Arnim Mennecke den Umfang und die Vorbereitungen für das Großprojekt beschrieben. Im<br />

zweiten Teil geht es um den Einsatz von Wordfast und Makros sowie Projektmanagement und Zahlungsmodalitäten.<br />

Die schlechte Nachricht vorweg: Das Translation-<br />

Memory-Programm »Wordfast« (www.champollion.net)<br />

ist nicht mehr kostenlos erhältlich. Die Einzelplatzlizenz<br />

kostet jetzt 170 €, ist damit allerdings immer noch deutlich<br />

preisgünstiger als alle Mitbewerber.<br />

Vorübersetzung<br />

Auch ohne vorhandenen Übersetzungsspeicher ist es bei<br />

meinem Verfahren sinnvoll, den gesamten Text vor<br />

Beginn automatisch in Wordfast »übersetzen« zu lassen –<br />

und zwar mit der Option »CopySourceWhenNoMatch«.<br />

Die Datei enthält danach Segment für Segment jeweils<br />

Ausgangs- und Zieltext hintereinander, die durch spezielle<br />

Codes gekennzeichnet sind. Die Ausgangssegmente<br />

werden von Wordfast als »verborgen« formatiert; mit der<br />

entsprechenden Word-Einstellung (Extras-Optionen-<br />

Ansicht) werden sie aber trotzdem auf dem Bildschirm<br />

angezeigt. In den Zielsegmenten steht, soweit nicht schon<br />

Matches gefunden und eingesetzt worden waren, der zu<br />

übersetzende Text – wie beim Übersetzen durch Überschreiben.<br />

Der Einsatz globaler Such- und Ersetzbefehle ist jetzt also<br />

möglich. Da meine Makros so eingerichtet sind, dass sie<br />

die als »verborgen« formatierten Textteile unverändert<br />

lassen, sind somit die Voraussetzungen dafür geschaffen,<br />

dass sie in Kombination mit Wordfast eingesetzt werden<br />

können. Mit dem Fortschreiten der Arbeit werden bei dieser<br />

automatischen Vorübersetzung natürlich mehr und<br />

mehr Ziel-Segmente mit Matches und Fuzzy Matches aufgefüllt.<br />

(Siehe auch Kasten am Textende)<br />

Makro-Einsatz<br />

An diesem Punkt gibt es eine weitere Möglichkeit, die<br />

Dateien durch automatisch ablaufende Makros noch<br />

besser vorzubereiten. Der Übersetzungsspeicher arbeitet<br />

auf Segmentebene, also in der Regel auf Satzebene. Aber<br />

auch unterhalb dieser Ebene enthalten Texte vom Typ<br />

Online-Hilfe (und andere Textsorten) Wiederholungen:<br />

Formulierungen und Termini, deren Übersetzung standardisiert<br />

ist. Ein Beispiel: Die Phrase Opens a secondary<br />

window in which you can kann bedenkenlos global ersetzt<br />

werden durch Öffnet ein Sekundärfenster, in welchem Sie<br />

... können oder eine ähnliche Formulierung. Oder File<br />

Menu durch Datei-Menü. Solche Such- und Ersetzoperationen<br />

setze ich beim Übersetzen entsprechender Texte<br />

konsequent ein. Während ich mich von vorne nach hinten<br />

durch einen Text arbeite, wird ein immer größer werdender<br />

Teil auf dieser Phraseologie- und Terminologieebene<br />

vorübersetzt. Ich brauche dann oft bloß noch die<br />

Syntax zu korrigieren.<br />

Bei einem Großprojekt lag die Idee nahe, eine Liste solcher<br />

Phraseologismen und Termini zusammenzustellen,<br />

während der Arbeit weiter zu pflegen und die entsprechenden<br />

Such- und Ersetzoperationen in den zu übersetzenden<br />

Dateien automatisch ablaufen zu lassen. Die Liste<br />

muss abnehmend nach der Länge der Einträge geordnet<br />

sein, damit umfassendere Einheiten (route variant =<br />

Unterline vor route = Linie) ersetzt werden, weil andernfalls<br />

Linie variant herauskommen würde. Ein entsprechendes<br />

Makro war schnell programmiert, und ich<br />

konnte Kaffee trinken gehen oder fasziniert zusehen,<br />

während mir das Makro die öderen Aspekte des Übersetzens<br />

abnahm.<br />

Das eigentliche Übersetzen<br />

Jetzt konnte die »händische« Übersetzungstätigkeit beginnen.<br />

Dank der leistungsstarken Kombination aus Wordfast<br />

und meinen eigenen Makros konnte ich meinen täglichen<br />

Durchsatz von anfangs 2000 Wörtern schließlich<br />

auf 6000 bis 8000 steigern. Auf die ganze Zeit gesehen<br />

habe ich einen Schnitt von etwa 20.000 Wörtern Rohübersetzung<br />

pro Woche erreicht. (Meine Woche hatte<br />

während dieser Zeit etwa 50 Stunden.) Hinzu kamen<br />

noch die laufenden Korrekturen in Abstimmung mit der<br />

Hochbahn sowie das Formatieren und Einfügen der<br />

Übersetzung in die RC-Dateien. Die Rohübersetzung<br />

machte nur ungefähr 50 Prozent der gesamten Projektarbeit<br />

aus.<br />

Weitere Vorteile<br />

Der Einsatz der hier beschriebenen Techniken ermöglicht<br />

nicht nur eine beträchtliche Steigerung des Durchsatzes,<br />

sondern hilft auch, Konsistenz zu wahren und Tippfehler<br />

zu vermeiden. Im Zweifel macht es mir auch mehr Spaß,<br />

etwas Zeit mit dem Basteln eines Makros zu verbringen,<br />

das dann Routinearbeiten erleichtert. Andererseits: Je<br />

mehr mechanische Arbeiten automatisiert werden, desto<br />

stärker verdichtet ist die übrig bleibende Arbeit, und es ist<br />

ständig höchste Konzentration erforderlich.<br />

Der Zeitrahmen war am Ende nicht ganz so eng, wie es<br />

am Anfang ausgesehen hatte. Der Projektbeginn verzögerte<br />

sich um einige Wochen – Vorlaufzeit, die ich zum<br />

Entwickeln der Makros und zum Vorbereiten der Glossare<br />

und Übersetzungsspeicher nutzen konnte. Anfang<br />

Februar kamen die zu übersetzenden Dateien per E-Mail.<br />

Mitte Februar begann die heiße Phase. Mitte Juli war die<br />

Rohübersetzung im Wesentlichen fertig gestellt.<br />

Zahlungsmodalitäten<br />

Wenn man mehrere Monate fast ausschließlich mit einem<br />

einzigen Projekt beschäftigt ist, kann man in der Regel mit<br />

8 <strong>ADÜ</strong> <strong>Nord</strong> · Infoblatt 6/2002

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