2.4 Festkörperdetektoren
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<strong>2.4</strong> <strong>Festkörperdetektoren</strong> 163<br />
netischer Strahlung (Photonen mit für den Kristall charakteristischen Energien) emittiert oder sie<br />
wird durch den ganzen Kristall in Form kollektiver Gitterschwingungen (Phononen) aufgenommen<br />
und erhöht damit die thermische Energie des Kristalls. Elektronen und Defektelektronen treten also<br />
immer paarweise auf und verhalten sich formal nahezu identisch. Alle Aussagen zu Elektronen gel-<br />
ten daher in formal gleicher Weise auch für die Elektronenlöcher.<br />
<strong>2.4</strong>.1.1 Ideale und reale Kristalle<br />
Ideale Kristalle bestehen aus periodischen Anordnungen ruhender Atome (Fig. 2.12a). Die Bindung<br />
an einen Gitterplatz kann z. B. durch ionische Bindung (ionische Kristalle, Beispiel Kochsalz) oder<br />
durch kovalente Bindung der Gitteratome (Beispiel Diamant) bewirkt werden. Ideale Kristalle sind<br />
außerdem unendlich groß, d. h. sie haben keine Oberflächen. Dadurch hat jedes Atom an einem Git-<br />
terplatz die gleiche Zahl von Nachbarn, die Periodizität wird nicht durch Oberflächen gestört. Reale<br />
Kristalle dagegen sind endlich, sie haben also Oberflächen. Ihre Atome schwingen wegen der ther-<br />
mischen Bewegung um ihre Ruhelagen. Die Schwingungsamplituden der Gitteratome erreichen<br />
knapp unterhalb des Schmelzpunktes des Kristalls etwa 10% des Abstandes zum nächsten Gitter-<br />
platz. Die elektrischen Potentiale um die Atome in einem Kristallgitter, die für die Entstehung der<br />
Energiebänder verantwortlich sind, oszillieren etwa mit den gleichen Amplituden.<br />
Die Periodizität des Kristalls kann in realen Kristallen außerdem durch Einbau fremder Atome an<br />
Gitterplätze (Fig. 2.12b), durch Fehlbesetzungen von Gitterplätzen durch zwar zum Kristall gehöri-<br />
ge, aber an der falschen Stelle eingebaute Atome (Fig. 2.12d), durch besetzte Zwischengitterplätze<br />
(Fig. 2.12e), durch unbesetzte Gitterplätze (Fehlstellen, Fig. 2.12c) oder durch sonstige Unregel-<br />
mässigkeiten im Gitteraufbau, z. B. Versatz von Kristallebenen (Fig. 2.12f), gestört werden. Diese<br />
Kristallfehler, d. h. die Abweichungen von der idealen periodischen Kristallstruktur, sind von we-<br />
sentlicher Bedeutung für die Speicherfähigkeit der Kristalle für Strahlungs- oder Anregungsenergie.<br />
Die meisten Kristallfehlstellen sind mit Störungen der lokalen Ladungsneutralität verbunden, d. h.<br />
sie sind durch Überschuß oder Mangel an Ladungsträgern gekennzeichnet. Bleibt der Kristall als<br />
ganzer elektrisch neutral, so befinden sich die entsprechenden positiven oder negativen Überschuß-<br />
ladungen in der Nachbarschaft der Störstellen. Durch Kristallfehlstellen entstehen zusätzliche Ener-<br />
gieniveaus in der verbotenen Zone zwischen Valenz- und Leitungsband (Fig. 2.13). Diese Zustände<br />
sind in aller Regel ortsfest. Sofern diese Niveaus eine positive Überschußladung tragen, weil sie z.<br />
B. durch den Einbau eines Atomions mit anderer Wertigkeit oder das Fehlen eines negativen Git-<br />
teratoms entstanden sind, können sie frei bewegliche Elektronen einfangen, die vorher ins Lei-<br />
tungsband angeregt wurden und in diesem wandern. Solche Kristallfehlstellen werden deshalb<br />
Elektronenfallen (engl.: traps) genannt. Innerhalb der Traps können die eingefangenen Elektronen