Beobachter Kompakt Vorsorge: Sichern Sie das Kinderglück
Beobachter Kompakt Vorsorge: Sichern Sie das Kinderglück
Beobachter Kompakt Vorsorge: Sichern Sie das Kinderglück
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
mehr als ein Fünftel der Unterhaltspflichtigen<br />
zahlt die vom Gericht festgelegten<br />
Kinderalimente nicht regelmässig, nicht<br />
rechtzeitig oder gar nicht.<br />
Auf Antrag der Alleinerziehenden springen<br />
in diesem Fall die vom Kanton bestimmten<br />
Amtsstellen in die Lücke. <strong>Sie</strong><br />
geben einen Vorschuss auf die Kinderalimente<br />
und besorgen <strong>das</strong> Inkasso bei<br />
den säumigen Unterhaltspflichtigen. Das<br />
Prozedere ist kantonal geregelt.<br />
Das Armutsrisiko von Alleinerziehenden ist<br />
im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt<br />
mehr als doppelt so gross. Fachleute<br />
schätzen, <strong>das</strong>s in der Schweiz über<br />
100 000 Menschen in Einelternfamilien<br />
von Armut betroffen sind. Hoch ist der<br />
Anteil von Müttern, die trotz Erwerbstätigkeit<br />
nicht genügend verdienen, um<br />
ihre Kleinstfamilie zu unterhalten: Rund<br />
ein Drittel der erwerbstätigen Alleinerziehenden<br />
zählt zu den Working Poor<br />
(siehe auch «Einelternfamilien: Frauen<br />
sind meist die Leidtragenden»).<br />
Wenn Alimente und Erwerbseinkommen<br />
für den Lebensunterhalt nicht reichen,<br />
bleibt vielen Betroffenen nur noch der<br />
Gang zum Sozialamt. Obwohl der Anspruch<br />
auf Sozialhilfe gesetzlich geregelt<br />
ist, scheuen sich viele Bezugsberechtigte<br />
vor diesem Schritt – nicht zuletzt wegen<br />
der politischen Kampagnen gegen «Sozialschmarotzer».<br />
Dabei soll Sozialhilfe eine bescheidene,<br />
staatlich gesicherte Existenz ermöglichen.<br />
<strong>Sie</strong> umfasst die Wohnkosten, die medizinische<br />
Grundversorgung und den Grundbedarf<br />
für den Lebensunterhalt. Dazu<br />
kommen situationsbedingte Leistungen,<br />
zum Beispiel für den Musikunterricht<br />
eines Kindes oder die berufliche Weiterbildung.<br />
Leistungen der Sozialhilfe sind rückzahlbar,<br />
wenn die unterstützte Person in «wirtschaftlich<br />
günstige Verhältnisse» gelangt.<br />
In der Praxis ist dies zum Beispiel der Fall,<br />
wenn jemand ein grösseres Vermögen<br />
erbt. Hat eine Sozialhilfeempfängerin<br />
QUELLE: «ALLEINERZIEHENDE ZWIScHEN KINDERKRIPPE, ARBEITSPLATZ<br />
UND SoZIALAMT»; cARITAS, 2007<br />
wohlhabende Eltern, wird abgeklärt, ob<br />
diese ihrer Tochter im Rahmen der gesetzlichen<br />
Verwandtenunterstützungspflicht<br />
finanziell beistehen können.<br />
Die finanziell prekären Verhältnisse vieler<br />
Alleinerziehender wirken sich auch negativ<br />
auf die Altersvorsorge aus. Wer jahrelang<br />
am Existenzminimum lebt, zahlt wenig<br />
AHV-Prämien und ist vielleicht über<br />
längere Zeit gar nicht in einer Pensionskasse.<br />
Auch fehlen die Mittel, um Sparbeiträge<br />
in die steuerprivilegierte dritte Säule<br />
einzuzahlen. Selbst bei einer vollen Be-<br />
VORSORGE BEOBACHTER KOMPAKT 22/2008 27<br />
Eltern: Wie Familie und Beruf unter einen Hut bringen?<br />
w Reden <strong>Sie</strong> – schon bevor <strong>Sie</strong> heiraten und Kinder haben – über die<br />
erwünschte Rollenaufteilung und über Ihre individuellen Ziele in<br />
Beruf und Lebensgestaltung.<br />
w Wählen <strong>Sie</strong> eine Lebensweise, die Mann und Frau (wenn möglich)<br />
gleichwertige Entwicklungschancen bietet – im Beruf und in der<br />
Familie.<br />
w Übernehmen <strong>Sie</strong> als Vater Ihren Anteil an der Verantwortung für die<br />
Erziehung der Kinder und für die Haushaltsarbeiten.<br />
w Steigen <strong>Sie</strong> auch bei einer konventionellen Rollenteilung als Mutter<br />
nie ganz und nicht für längere Zeit aus dem Erwerbsleben aus.<br />
Einelternfamilien: Frauen sind meist die Leidtragenden<br />
w Jede sechste Familie in der Schweiz ist eine Einelternfamilie.<br />
In städtischen Gebieten sind es bereits über 20 Prozent.<br />
w Drei Viertel der Einelternfamilien sind durch Trennung oder Scheidung<br />
entstanden. Ein Sechstel der Alleinerziehenden ist verwitwet.<br />
w Jedes achte Kind wächst bei einem alleinerziehenden Elternteil auf.<br />
w 59 Prozent der Alleinerziehenden haben ein Kind, 32 Prozent zwei<br />
und neun Prozent drei oder mehr Kinder.<br />
w 85 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen, 15 Prozent Männer.<br />
w 86 Prozent der alleinerziehenden Mütter sind berufstätig; fast<br />
70 Prozent von ihnen mit einem Pensum von über 50 Prozent.<br />
w Nur knapp ein Fünftel der alleinerziehenden Väter arbeitet Teilzeit<br />
oder ist nicht erwerbstätig.<br />
w Einelternfamilien erhalten durchschnittlich 1250 Franken Alimente<br />
im Monat.<br />
w Die Armutsquote von Alleinerziehenden liegt bei 24 Prozent; für die<br />
Gesamtbevölkerung beträgt sie neun Prozent.<br />
rufstätigkeit nach Abschluss der Erziehungsaufgaben<br />
lassen sich die einmal entstandenen<br />
Lücken oft nicht mehr schliessen<br />
– eine Armutsfalle, aus der die Betroffenen<br />
meist nie mehr herauskommen. n<br />
Weitere Infos<br />
w Buchtipp<br />
Ruth Eigenmann: «Allein erziehen –<br />
so schaff ichs!»; <strong>Beobachter</strong>Buchverlag,<br />
2005, 152 Seiten, 26 Franken (für<br />
<strong>Beobachter</strong>Mitglieder 22 Franken)