Beobachter Kompakt Vorsorge: Sichern Sie das Kinderglück
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VORSORGE BEOBACHTER KOMPAKT 22/2008<br />
Ein genaues Budget aufzustellen, halten<br />
etliche Menschen für überflüssig. <strong>Sie</strong> sind<br />
überzeugt, <strong>das</strong>s sie ihre Finanzen auch so<br />
überblicken. Für die einen trifft <strong>das</strong> sicher<br />
zu. Andere stehen eines Tages vor einem<br />
Schuldenberg. Besonders wenn plötzlich<br />
ein Teil des Einkommens wegfällt, ist es<br />
hilfreich, alle Ausgaben genau aufzulisten<br />
(siehe «Was bleibt Ende Monat? So kriegen<br />
<strong>Sie</strong> Ihr Haushaltsbudget in den Griff»).<br />
Vielleicht zeigt <strong>das</strong> Haushaltsbudget auf,<br />
<strong>das</strong>s in den nächsten Jahren keine ThailandFerien<br />
mehr drinliegen. Ein Kind zu<br />
bekommen bedeutet für die Mehrheit der<br />
Paare mit einem Durchschnittseinkommen,<br />
etwas bescheidener leben zu müssen.<br />
Doch längst nicht alle empfinden dies als<br />
Einschränkung. So sagt etwa Katja Widmer<br />
aus Ebmatingen ZH: «Ich muss nicht<br />
wirklich sparen. Ich gehe einfach ökonomischer<br />
mit dem Geld um.» Die 38Jährige<br />
fügt an: «Geld für den Ausgang brauchen<br />
wir sowieso keines mehr, wir laden lieber<br />
Freunde zu uns nach Hause ein. Unser<br />
Kind steht jetzt im Mittelpunkt.» Wie<br />
Widmers denken viele: Für den Nachwuchs<br />
ist man gern bereit, auf ein Stück<br />
Luxus zu verzichten.<br />
Eltern haben oft eine klare Vorstellung<br />
davon, wie ihr Kind aufwachsen soll. <strong>Sie</strong><br />
malen sich aus, wie sie <strong>das</strong> Kinderzimmer<br />
einrichten. Möchten, <strong>das</strong>s der Sprössling<br />
einen Spielplatz vor dem Haus hat, die<br />
Umgebung kinderfreundlich und der<br />
Schulweg sicher ist. Deshalb begeben sich<br />
viele Paare, sobald sie wissen, <strong>das</strong>s sie<br />
Nachwuchs erwarten, gleich auf Wohnungssuche.<br />
Aus finanzieller Sicht kann es<br />
jedoch sinnvoll sein, damit noch ein, zwei<br />
Jahre zu warten. Bis dahin wissen die Eltern,<br />
welches Arbeitspensum sie neben der<br />
Kinderbetreuung bewältigen können −<br />
und haben einen besseren Überblick über<br />
die tatsächlichen Kosten. So können sie in<br />
Ruhe eine Miet oder Eigentumswohnung<br />
suchen, die ihren finanziellen Möglichkeiten<br />
entspricht. Ebenso hohe Erwartungen<br />
haben viele Eltern an die Babyausstattung.<br />
In Frage kommen nur Pullis aus der Kinderboutique<br />
und der trendigste Kinderbuggy.<br />
Doch wer nicht den Anspruch<br />
erhebt, <strong>das</strong>s die gesamte Ausstattung neu<br />
sein muss, kann eine Menge Geld sparen.<br />
Dem kleinen Liebling ist es nämlich egal,<br />
ob der Kinderwagen, der Schoppenwärmer<br />
und <strong>das</strong> Reisebettchen in einem teuren<br />
Laden oder an der Kinderbörse gekauft<br />
wurden.<br />
Vieles, was nur wenige Monate benötigt<br />
wird – wie eine Wiege und eine Waage –,<br />
In der Familie sollten<br />
Geldfragen nicht ständig<br />
im Mittelpunkt stehen.<br />
kann im Freundeskreis ausgeliehen werden.<br />
Dasselbe gilt für Kleider, die schon<br />
nach einem Monat nicht mehr passen und<br />
daher meist noch gut erhalten sind. Auch<br />
bei Windeln lässt sich mehr Geld sparen,<br />
als der Durchschnittsverbraucher vermutet.<br />
«Ich habe für meinen Sohn noch nie<br />
Windeln zum Normalpreis gekauft», sagt<br />
Katja Widmer. «Im Sonderangebot gibt es<br />
oft welche zum halben Preis. Davon kaufe<br />
ich dann gleich eine grössere Menge.»<br />
Katja Widmer hat ausgerechnet, <strong>das</strong>s sie<br />
so in einem Jahr 300 Franken spart.<br />
bei Spielsachen lohnt es sich, öfter zu fragen:<br />
Braucht mein Kind <strong>das</strong> wirklich? Etwa<br />
wenn einen im Warenhaus ein Plüsch<br />
Eisbär treuherzig anschaut, zu Hause aber<br />
schon sechs Stofftiere auf dem Bett sitzen.<br />
Will man wissen, ob der Sprössling ein<br />
Spielzeug auch in einem Monat noch interessant<br />
findet, leiht man es sich am besten<br />
zuerst in einer Ludothek aus.<br />
Nicht sparen sollte man hingegen bei der<br />
Ernährung des Kindes. Die Frage «Selber<br />
kochen oder Fertignahrung?» muss jedes<br />
Elternpaar für sich beantworten. Unbestritten<br />
ist, <strong>das</strong>s die erste Variante wesentlich<br />
kostengünstiger ist – vorausgesetzt,<br />
man rechnet den zusätzlichen Zeitaufwand<br />
nicht ein. Zeit sparen können Eltern,<br />
wenn sie von jedem Menü gleich sechs bis<br />
acht Portionen kochen und sie anschliessend<br />
einfrieren.<br />
Insgesamt sind die Nahrungsmittelkosten<br />
jedoch ein relativ kleiner Posten. Viel stärker<br />
ins Gewicht fallen die Kinderbetreuungskosten.<br />
Glück hat, wer auf Verwandte<br />
wie Grosseltern oder Bekannte zählen<br />
kann. Monika Göldi ermuntert ihre Klientinnen<br />
dazu, Freundinnen oder Nachbarinnen<br />
zu suchen, die am gegenseitigen<br />
Kinderhüten interessiert sind. «Ich würde<br />
es schön finden, wenn es noch mehr Mütter<br />
gäbe, die sich mit anderen zusammentun,<br />
um sich beim Kinderhüten abzuwechseln»,<br />
meint die Schaffhauserin, die selber<br />
gute Erfahrungen mit dieser Betreuungsform<br />
gemacht hat. Ein Vorteil ist, <strong>das</strong>s<br />
Eltern viel Geld sparen können, wenn sie<br />
ihren Sprössling nicht in die Krippe bringen<br />
müssen. Die Kosten für einen Krippenplatz<br />
variieren stark, insbesondere bei<br />
subventionierten Krippen bestehen lange<br />
Wartefristen. Etwas günstiger kommt in<br />
der Regel die Betreuung durch eine Tagesmutter:<br />
Bei dieser Lösung müssen Eltern<br />
mit ungefähr fünf bis fünfzehn Franken<br />
pro Stunde rechnen.<br />
Wird <strong>das</strong> Kind älter, steigen auch die Unterhaltskosten<br />
(siehe «Kinder sind uns lieb –<br />
und teuer», Seite 8). Kleider, Schuhe und<br />
Nahrung kosten mehr; möglicherweise<br />
braucht die Familie auch eine grössere<br />
Wohnung. Vielleicht muss ein neuer Computer<br />
her, oder <strong>das</strong> Kind will reiten lernen.<br />
Oder es braucht Nachhilfestunden. Budgetberater<br />
empfehlen, die Kinderzulagen<br />
nicht auszugeben, sondern von Geburt an<br />
auf ein Sparkonto zu überweisen. Vom Ersparten<br />
können die Eltern dem Kind dann<br />
später spezielle Wünsche wie Klavier oder<br />
Reitstunden erfüllen. «Im Familienleben<br />
sollte Geld nicht <strong>das</strong> Wichtigste sein»,<br />
meint Monika Göldi. «Die Eltern sollten<br />
<strong>das</strong> Finanzielle gut regeln, damit <strong>das</strong> Geld<br />
nicht ständig im Mittelpunkt steht.» n