VORSORGE BEOBACHTER KOMPAKT 22/2008 KostEnfAKtor KinD Kinder sind uns lieb – und teuer Kinder gehen ins Geld: Rund 17 000 Franken jährlich kostet ein Kind, bis es 20 ist. Es liegt aber auch im Ermessen der Eltern, wie viel sie für den Nachwuchs ausgeben. Die Kinderzulage beträgt ab 1. Januar 2009 mindestens 200 Franken. Text: Claude Chatelain Die Studie ist zwar nicht mehr taufrisch, hat aber an Aktualität kaum eingebüsst: Die Kosten für ein Kind summieren sich bis zum 20. Altersjahr auf 340 000 Franken. Das sind 17 000 Franken pro Jahr; 1417 Franken pro Monat. Das zweite Kind kostet dann nicht mehr ganz so viel, aber immer noch zwischen 150 000 und 180 000 Franken. All diese Angaben gelten für mittlere Einkommen. Bei hohem Haushaltseinkommen sind die Kinderzulagen im Vergleich Kanton Kinderzulage für <strong>das</strong> erste Kind in Franken pro Monat AG 170 AI 200 AR 200 BE 160, 190* BL 200 BS 200 FR 230 GE 200 GL 200 GR 195 JU 160 LU 200, 210* NE 180 NW 220 OW 200 SG 200 SH 200 SO 200 SZ 200 TG 200 TI 200 UR 200 VD 200 VS 273 ZG 250 ZH 170, 195* *Der erste Ansatz gilt für Kinder bis 12, der zweite für Kinder über 12 Jahre. Ab dem 1. Januar 2009 beträgt die Kinderzulage in allen Kantonen mindestens 200 Franken. direkten Kinderkosten proportional höher, bei tiefem Einkommen proportional niedriger. Diese Zahlen stammen aus der breitangelegten Studie «Kinder, Zeit und Geld» aus dem Jahr 1998. Verfasst wurde sie vom Büro für arbeits und sozialpolitische Studien (Bass) im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen. Die indirekten Kosten, also die Aufgabe oder zumindest die Reduktion der Erwerbstätigkeit, sind bei diesen Schätzungen noch nicht berücksichtigt. Diese sogenannten Zeitkosten sind noch höher als die direkten Kosten. Die Autoren der Bass Studie beziffern diese auf 480 000 Franken. Die meisten Mütter reduzieren ihr Pensum, wenn sie ein Kind zu betreuen haben. Einige sind bereits nach wenigen Jahren wieder 100prozentig erwerbstätig; andere erst wenn die Kinder aus der Schule sind. Im Schnitt beträgt der Erwerbsausfall der Mütter acht Jahre, so die Schätzung der Autoren. Die direkten Kosten von 340 000 und die indirekten Kosten von 480 000 Franken ergeben somit einen Betrag von 820 000 Franken: So viel kostet ein Kind über all die Jahre bis zum 20. Altersjahr. Bei zwei Kindern steigt dieser Gesamtbetrag auf 1,17 Millionen, bei drei Kindern auf 1,42 Millionen Franken. Eine andere Studie der Universität Freiburg ergab, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> erste Kind einer Familie zusätzliche Kosten von 24 Prozent verursacht, <strong>das</strong> zweite 19 und <strong>das</strong> dritte noch 17 Prozent. Damit müsste ein Ehepaar mit einem Kind <strong>das</strong> 1,24fache Einkommen eines kinderlosen Paars haben, um auf denselben Lebensstandard zu kommen, eines mit zwei Kindern <strong>das</strong> 1,43fache, eines mit drei Kindern <strong>das</strong> 1,6fache. Der Anstieg der Belastung verringert sich also nach dem ersten Kind. Dass <strong>das</strong> theoretisch nötige zusätzliche Einkommen von der Grösse des bestehenden Haushalts abhängt, leuchtet ein: Wenn in einer fünfköpfigen Familie noch ein weiteres Kind dazukommt, ist die Veränderung nicht gleich gross, wie wenn eine alleinstehende Frau ein Kind bekommt. Einen Anhaltspunkt für die Kosten eines Kindes liefert die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (SKOS). Die SKOS Zahlen sagen nichts darüber aus, wie viel ein Kind braucht; die SKOS rechnet mit Pauschalbeträgen, die nach Haushaltsgrösse abgestuft sind: Ein Zweipersonenhaushalt erhält einen Grundbedarf von 1469 Franken; ein Fünfpersonenhaushalt 2323 Franken. Der ProKopfBedarf schwankt also zwischen 735 und 465 Franken. Wohnungskosten, Krankenkassenprämien, Fremdbetreuung und Ferien sind darin nicht eingerechnet. Laut SKOS Geschäftsführer Ueli Tecklenburg muss man für ein Kind grob geschätzt mit 400 bis 600 Franken an monatlichen Kosten rechnen. Einen weiteren Anhaltspunkt liefert die AHV. Stirbt ein Elternteil, hat <strong>das</strong> Kind Anspruch auf eine Waisenrente. Die maximale Waisenrente beträgt derzeit 884 Franken. Dies ist häufig auch der maximale Betrag, den eine Gemeinde an Alimenten vorschiesst, falls der säumige Ehegatte seiner Zahlungspflicht nicht nachkommt. Pro Jahr sind <strong>das</strong> maximal 10 608 Franken. Aufgerechnet auf 20 Jahre, ergibt <strong>das</strong> einen Betrag von 212 160 Franken. Ein Klacks im Vergleich zu den 340 000 Franken, die die BassAutoren errechnet haben. Dieser markante Unterschied lässt sich damit erklären, <strong>das</strong>s es in einer Wohlstandsgemeinschaft im Ermessen der Erziehenden liegt, wie viel sie für <strong>das</strong> Kind ausgeben möchten. Den Eltern ist es freigestellt, ob sie auf jeden modischen Trend aufspringen, den Kindern Designerkleider anziehen und sie mit allen erdenklichen Spielsachen eindecken. Wer auch schon mal eine Kleider oder Spielzeugbörse besucht hat, wird bestätigen: Was nicht als einwandfreie Ware daherkommt, bleibt liegen. Die Kinderwagen, denen man auf den Trottoirs begegnet, sind meist neu und häufig topmodern, obschon in manchen
«Ich bin froh, <strong>das</strong>s ich Mutter und Vater habe. Und zwei Brüder, der kleinere ist noch ein Baby. Ich helfe Mami beim Hüten. Später will ich einmal zwei Kinder haben. Und Kinderärztin werden.» Chimi, 8 VORSORGE BEOBACHTER KOMPAKT 22/2008 9