Mediterana-Hotelbau - GL VERLAGS GmbH
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www.<strong>GL</strong>Verlag.de <strong>GL</strong> KOMPAKT Nr. 04<br />
8<br />
Beratung, Betreuung, Begleitung: Die Kette e.V. unterstützt Menschen mit Behinderung und Erkrankung<br />
„Das Verständnis steigt mit der<br />
persönlichen Erfahrung“<br />
Die Kette e.V. wurde 1984 aus der<br />
Idee heraus gegründet, Menschen<br />
mit einer psychischen Behinderung<br />
oder Erkrankung eine Unterstützung<br />
zu bieten. Im Interview äußern<br />
sich (v.r.) Claudia Seydholdt<br />
(Vorstand), Silke Jungbluth (Vorstand),<br />
Kornelia Müller (Bereichsleitung)<br />
und Winfried Schönauer<br />
(Bereichsleitung).<br />
Hat sich an der leitlinie der Kette seit<br />
1984 Maßgebliches geändert?<br />
Seydholdt: Auch wenn unser Leistungsangebot<br />
heute erheblich breiter aufgestellt ist,<br />
versuchen wir nach wie vor, Menschen mit<br />
Behinderung – insbesondere mit psychischen<br />
Erkrankungen – wieder in die Gesellschaft zu<br />
integrieren.<br />
Sie bieten professionelle Hilfe in den<br />
Bereichen Beratung, Wohnen, Arbeit, berufliche<br />
Bildung (z.B. Reha-Maßnahmen)<br />
und mit der Praxis für Ergotherapie. Was<br />
jedoch hat es mit dem Angebot Tagesstruktur<br />
auf sich?<br />
Schönauer: Wir bieten psychisch kranken<br />
Menschen in der Tagesstätte Betreuung in<br />
Form von tagesstrukturierenden Maßnahmen<br />
und Unterstützung bei der Bewältigung von<br />
Alltagsproblemen. In der Kontaktstelle des<br />
SPZ finden zum anderen vielfältige Kurse und<br />
Gruppenangebote statt. Ein ebenfalls wichtiger<br />
Aspekt ist die Arbeitstherapie mit Angeboten<br />
in der Papier- und Druckverarbeitung,<br />
dem Bürotraining und dem Landschaftsgartenbau.<br />
ich – ottonormalbürger – fühle mich<br />
depressiv und weiß weder ein noch aus.<br />
Könnte ich mich in diesem Falle an die<br />
Kette wenden?<br />
Müller: Können Sie. Sollten Sie vorher keinen<br />
Arzt aufgesucht haben, werden wir hier<br />
vermittelnd tätig. Grundsätzlich leisten wir<br />
partnerschaftliche Hilfe bei seelischen Problemen<br />
in einer Lebenskrise, bei psychischer<br />
Erkrankung oder Behinderung, z.B. bei Ängsten,<br />
Wahnvorstellungen und Depressionen.<br />
Die Angehörigen beziehen wir im Regelfall<br />
intensiv mit ein. Eine gerontopsychiatrische<br />
Beratung für Betroffene z.B. an Demenz erkrankter<br />
Menschen und ihre Angehörigen<br />
sowie der sozialpsychiatrische Dienst zählen<br />
ebenfalls zu unseren Aufgaben.<br />
Wie viele Mitarbeiter hat die Kette inzwischen?<br />
Jungbluth: Zusammen mit unserem Integrationsbetrieb<br />
beschäftigen wir über 200 Mitarbeiter<br />
mit unterschiedlichen Qualifikationen,<br />
z.B. Sozialarbeiter, Ergotherapeuten, Erzieher<br />
und Hauswirtschaftskräfte.<br />
Die Kette unterhält inzwischen auch<br />
sechs Hausgemeinschaften in normalen<br />
Wohngegenden, in denen rund 60 Menschen<br />
leben, die in erster linie psychisch<br />
erkrankt sind. Was sagen die Nachbarn<br />
dazu?<br />
Jungbluth: Das Verständnis steigt mit der persönlichen<br />
Erfahrung. Anfängliche Vorurteile<br />
lösen sich aber nach einem gegenseitigen<br />
Kennenlernen immer auf.<br />
ist nicht ohnehin ein Trend zu mehr Toleranz<br />
in der Gesellschaft erkennbar?<br />
Müller: Durchaus, das beginnt schon mit der<br />
Enttabuisierung von Themen wie Burn-out-<br />
Syndrom. Jeder Dritte erleidet in seinem Leben<br />
einmal eine psychische Erkrankung, oft<br />
verursacht durch höheren Leistungsdruck,<br />
durch mehr Kontrolle im Arbeitsleben, etc.<br />
Vor diesem Hintergrund wächst auch die gesellschaftliche<br />
Bereitschaft, mit psychischen<br />
Erkrankungen offener umzugehen als früher.<br />
Stichwort leistungsdruck. Diesen erfahren<br />
auch Kinder und Jugendliche im<br />
Schulalter immer häufiger – werden Sie<br />
hier auch tätig?<br />
Die Kette e.V.<br />
Paffrather Straße 70<br />
51465 Bergisch Gladbach<br />
Tel: 02202-25 61 262<br />
www.die-kette.de<br />
Seydholdt: Wir möchten 2011 eine stationäre<br />
Jugendhilfeeinrichtung mit 12 Plätzen etablieren.<br />
Im Regelfall haben die 14- bis 21-Jährigen<br />
schon stationäre Hilfen durchlaufen. Wir<br />
wollen sie auf dem Weg zur Selbstständigkeit<br />
stabilisieren.<br />
Neu ist auch ihre Mittlertätigkeit bei einem<br />
Projekt des lVR. Hier geht es darum,<br />
dass psychisch erkrankte Menschen in<br />
Gastfamilien wohnen.<br />
Schönauer: Drei dieser Familien haben wir<br />
seit Mitte 2010 bereits gefunden. Die Familien<br />
– dies können auch Lebensgemeinschaften<br />
oder einzelne Personen sein – erhalten<br />
ein Entgelt für Kost, Logis und Begleitung.<br />
Wir sind Ansprechpartner für die Familie und<br />
begleiten den Gast im Rahmen des betreuten<br />
Wohnens. Das Leben in der Gastfamilie ist<br />
zeitlich nicht begrenzt.<br />
Seydholdt: Ein ganz neues Projekt sind unsere<br />
betreuten Wohngemeinschaften für<br />
Menschen mit Gedächtnisstörungen, die wir<br />
am 01. Oktober in Odenthal eröffnen. Hier erhalten<br />
ältere Menschen mit Pflegebedarf die<br />
Möglichkeit, zu sechst oder acht zusammen<br />
zu leben und von einer Alltagsmanagerin<br />
unterstützt zu werden. Jeder Bewohner verfügt<br />
über ein großes Zimmer mit Bad, hinzu<br />
kommen Gemeinschaftsräume und ein Garten.<br />
Die Menschen oder ihre Angehörigen<br />
treten als eigene Mieter auf und können sich<br />
weiterhin von ihrem vertrauten Pflegedienst<br />
betreuen lassen. Auch eine Nachtwache ist<br />
vorhanden. Da der Investor sich entschieden<br />
hat, öffentlich geförderten Wohnraum anzubieten,<br />
sind die Mieten trotz des guten Standards<br />
durchaus erschwinglich. Und natürlich<br />
sind uns die Angehörigen immer willkommen.