DIE GEMEINDE
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BWGZ 1/2009 A LLGEMEINER T EIL<br />
Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ist<br />
zwingend auf Vertrauen angewiesen.<br />
Hierzu muss die Politik weiter beitragen. So<br />
richtig und wichtig der Maßnahmenkatalog<br />
der Bundesregierung ist, so wenig reicht er<br />
insgesamt aus. Darüber hinaus müssen gerade<br />
jetzt alle krisenverschärfenden bürokratischen<br />
Regelungen beseitigt werden.<br />
Ich nenne ein Beispiel: Wenn die Regierung<br />
schon nicht davon abzubringen ist, das Entsende-<br />
und Mindestarbeitsbedingungengesetz<br />
zu ändern, muss wenigstens der Tarifvorbehalt<br />
gewahrt werden. Es darf nicht<br />
sein, dass der Staat in bestehende Tarifverträge<br />
eingreift. Insgesamt gilt: Es muss alles<br />
unterlassen werden, was Unternehmen zusätzlich<br />
belastet, und alles getan werden,<br />
damit bei den Beschäftigten vom Brutto<br />
mehr netto ankommt.<br />
Vertrauen in die Soziale<br />
Marktwirtschaft schwindet – leider<br />
Wenn ich in das nun vor uns liegende Jahr<br />
blicke, dann macht mir neben der von großer<br />
Ungewissheit geprägten Situation vor<br />
allem das schwindende grundsätzliche<br />
Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in<br />
die Soziale Marktwirtschaft große Sorgen.<br />
Dieser Prozess ist schon seit einigen Jahren<br />
im Gang – und das betrübt mich sehr.<br />
Dass unser Wirtschaftssystem von der Bevölkerung<br />
ausgerechnet in einer Zeit in<br />
Frage gestellt wird, in der in einem stabilen<br />
Aufschwung rund 1,5 Millionen Menschen<br />
wieder in Lohn und Brot gebracht<br />
und damit vielen Familien in Deutschland<br />
wieder ein verlässliches Einkommen und<br />
eine sichere Lebensgrundlage geboten<br />
werden konnte, kann uns als Verantwortliche<br />
in der Wirtschaft nicht kalt lassen. Die<br />
Akzeptanz unseres Systems in weiten Teilen<br />
unserer Gesellschaft ist die Voraussetzung<br />
für den internationalen Erfolg unserer<br />
Volkswirtschaft.<br />
Ich verhehle nicht, dass auch mancher Akteur<br />
aus unseren Reihen sich nicht immer<br />
korrekt verhalten hat. Unternehmer und<br />
Manager stehen nun einmal besonders im<br />
Blickpunkt der Öffentlichkeit und haben<br />
auch deshalb eine besondere Verantwortung.<br />
Wenn aber wie in letzter Zeit nahezu<br />
die gesamte deutsche Wirtschaft für Verfehlungen<br />
einiger weniger kollektiv auf<br />
die Anklagebank gesetzt wird, dann schießen<br />
manche Kritiker<br />
nicht nur<br />
über das Ziel hinaus,<br />
sondern<br />
schaden damit<br />
dem gesamten<br />
System unserer<br />
Sozialen Marktwirtschaft.<br />
Der<br />
weitaus größte<br />
Teil der Manager<br />
und die ganz<br />
überwiegende<br />
Zahl zigtausender<br />
Unternehmer<br />
in Deutschland<br />
arbeiten verantwortungsbewusst<br />
und er-<br />
folgreich. Wäre dies anders, wäre der Beschäftigungserfolg<br />
in den abgelaufenen drei<br />
Jahren nicht möglich gewesen. Ich empfehle<br />
der an manchen Stellen recht aufgeheizten<br />
Debatte etwas mehr Gelassenheit und<br />
vor allem mehr Differenziertheit.<br />
Das derzeitige Wirtschaftssystem<br />
hat keine Alternative<br />
Ich gehe davon aus, dass wir eine gesellschafts-<br />
und wirtschaftspolitische Systemdebatte<br />
werden führen müssen. Die unsicheren<br />
Zeiten und so manche unerfreuliche<br />
Auswirkung der Rezession auf Weltmarktfähigkeit<br />
und Arbeitsplätze werden<br />
die Diskussionen an manchen Stellen<br />
möglicherweise verschärfen. Ich bin davon<br />
überzeugt, dass unser Wirtschaftssystem<br />
mit einem starken Staat, der den Ordnungsrahmen<br />
setzt, alternativlos ist. Deshalb<br />
werde ich mich mit Nachdruck dafür<br />
einsetzen, dass wir Unternehmer diese Debatte<br />
über die Soziale Marktwirtschaft<br />
sehr offensiv führen.<br />
Die Soziale Marktwirtschaft hat gerade<br />
ihren 60. Geburtstag gefeiert. Ich bin überzeugt,<br />
dass sie sich auch in den voraussichtlich<br />
vor uns liegenden Krisenzeiten<br />
einmal mehr als widerstandsfähige, zukunftsfähige<br />
und bestmögliche Wirtschaftsordnung<br />
in einer freiheitlich-demokratischen<br />
Gesellschaft erweisen wird.<br />
<strong>GEMEINDE</strong>TAG BADEN-WÜRTTEMBERG 49<br />
Az. 793.3