DIE GEMEINDE
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BWGZ 1/2009 A LLGEMEINER T EIL<br />
württembergische Handwerk seine hohe<br />
Ausbildungsleistung halten.<br />
Das Ausbildungspotenzial unserer Betriebe<br />
liegt allerdings deutlich höher. Schon in der<br />
Vergangenheit konnten viele Handwerksbetriebe<br />
ihre offenen Ausbildungsplätze<br />
nicht besetzen, obwohl auf dem Markt eine<br />
Überschussnachfrage nach Lehrstellen<br />
herrschte. Aufgrund des Mangels an qualifizierten<br />
Bewerbern konnten etwa 8.000<br />
Lehrstellen nicht besetzt werden.<br />
Gemeinsam nachhaltig<br />
wirtschaften<br />
Handwerk ist die kommunalste aller Wirtschaftsformen:<br />
Unternehmer aus dem lokalen<br />
Umfeld erbringen mit Mitarbeitern aus<br />
eben diesem Umfeld Leistungen für diese<br />
Region. Nicht ohne Grund sind Handwerksmeister<br />
mit ihrer Rollenvielfalt als Unternehmer,<br />
Steuerzahler, Kunde, Bürger, und<br />
Familienoberhaupt mit die wichtigsten Träger<br />
unserer kommunalen Selbstverwaltung.<br />
Diese breite und tief verwurzelte Partnerschaft<br />
will der Baden-Württembergische<br />
Handwerkstag auch in Zukunft in enger<br />
Partnerschaft zwischen Handwerk und den<br />
Kommunen fortschreiben.<br />
Gemeinsam Einfluss nehmen können wir<br />
zum Beispiel auf dem Feld der nachhaltigen,<br />
effizienten und Ressourcen schonenden<br />
Energiewirtschaft. Dabei gibt es drei<br />
Problempakete: die Kostenreduktion bei<br />
der Bewirtschaftung öffentlicher Liegenschaften,<br />
der Aktivierung des großen Potenzials<br />
privater Gebäude und das Feld der<br />
Gebührenpolitik und Konzessionsangebote.<br />
Der Faktor Energieeffizienz gewinnt im<br />
Haushalt einer Kommune einen immer<br />
größeren Stellenwert: Energiekosten erweisen<br />
sich als wachsende Belastung. Im<br />
Durchschnitt gehen beispielsweise allein<br />
30 Prozent der Stromkosten auf das Konto<br />
der Straßenbeleuchtung.<br />
In Fragen der Energieeffizienz haben die<br />
Betriebe des baden-württembergischen<br />
Handwerks bereits in der Vergangenheit<br />
Pionierleistungen erbracht. Sie verbessern<br />
ihre branchenübergreifenden Kompetenzen<br />
in energietechnischen und energiewirtschaftlichen<br />
Fragen fortlaufend. Damit<br />
trägt das Handwerk nicht nur in erheblichem<br />
Maße zum Klimaschutz bei, sondern<br />
hilft gerade auch den Kommunen ihr<br />
Einsparpotenzial zu nutzen. Seit 1999 ha-<br />
ben zum Beispiel Energiesparcheckberater<br />
aus dem Handwerk fast 35.000 vom Umweltministerium<br />
finanziell geförderte<br />
Energieberatungen durchgeführt. Die Ausbildung<br />
zum Gebäudeenergieberater haben<br />
zwischenzeitlich mehr als 700 der<br />
Energiecheckberater absolviert und sind<br />
damit berechtigt, sowohl den Energiesparcheck<br />
als auch den Energieausweis auszustellen.<br />
Gemeinsam mit den Kommunen und anderen<br />
Verantwortlichen unterstützt der<br />
Handwerkstag das Aktionsbündnis „Flächen<br />
gewinnen“. Zum einen sind die Innenentwicklung<br />
der Kommunen und die<br />
Bauwirtschaft zwei Komponenten, die unabdingbar<br />
zusammenhängen. Zum anderen<br />
kann nur mit der Sicherung und Weiterentwicklung<br />
wohnortnaher Arbeitsplatz-<br />
und Dienstleitungsangebote und mit<br />
Siedlungen der kurzen Wege eine Ressourcen<br />
schonende und nachhaltige Siedlungsgestaltung<br />
auf Dauer sichergestellt<br />
werden.<br />
Die Besinnung auf die Chancen der Innenentwicklung<br />
bedeutet auch eine Besinnung<br />
darauf, wie wir die gebaute Stadt für die<br />
gelebte Gemeinschaft in unserem Alltag<br />
nutzen wollen. Das Handwerk, das mit seinen<br />
Betrieben früher ganz selbstverständlich<br />
in den Innenstädten angesiedelt war,<br />
wanderte in die Randlagen ab. Zwischenzeitlich<br />
zeichnet sich zwar eine Tendenz<br />
zu einer teilweisen Rückkehr ins Zentrum<br />
und in ein Umfeld des gemischten Wohnens<br />
ab. Konflikte durch stärkere Verdichtung<br />
und des zunehmenden Problems der<br />
Lärm- oder Geruchsbelastung bleiben dabei<br />
aber nicht aus und sind oft ungeklärt.<br />
Die Handwerksorganisationen<br />
im<br />
Land schalten<br />
sich hier vermittelnd<br />
ein<br />
und engagieren<br />
sich für eine<br />
bessere Informationbeider<br />
Seiten. Wir<br />
stehen hier für<br />
die Kommunen<br />
jederzeit<br />
als Ansprechpartner<br />
zur<br />
Verfügung.<br />
Eine große Herausforderung kommt auf<br />
das Handwerk mit der flächendeckenden<br />
Einführung der elektronischen Vergabe im<br />
Land zu. In der staatlichen Vermögens-<br />
und Hochbauverwaltung, in der Straßenbauverwaltung<br />
sowie im Logistikzentrum<br />
Baden-Württemberg sind die Weichen<br />
schon gestellt. Bei allen anderen Vergabestellen<br />
des Landes und bei den Kommunen<br />
wird das E-Verfahren in naher Zukunft<br />
Einzug halten. Der Handwerkstag hat sich<br />
für ein stufenweises Verfahren eingesetzt,<br />
um auch die kleinen Betriebe mitzunehmen.<br />
Die Einführung eines vollelektronischen<br />
Verfahrens bis hin zu digitalen Angebotsabgabe<br />
braucht seine Zeit. Der Papierweg<br />
sollte deshalb noch möglichst<br />
lange parallel offen bleiben. Der Handwerkstag<br />
hat seine Informationskampagne<br />
intensiviert und bei Veranstaltungen im<br />
vergangenen Jahr schon mehr als 450 Betriebe<br />
aus den Bau-, Ausbau- und anlagentechnischen<br />
Handwerken erreicht.<br />
Um noch einmal zum Anfang zurückzukommen:<br />
Bei allen weltwirtschaftlichen<br />
Turbulenzen bin ich sicher, dass Handwerksunternehmer<br />
selten den Boden unter<br />
den Füßen verlieren. Sie schaffen keine<br />
virtuellen Werte, sondern arbeiten in der<br />
Realität. Handwerksmeister leben ihre<br />
Verantwortung für die Familie, ihre Mitarbeiter<br />
und ihre Region. Kleine und mittlere<br />
Betriebe, in denen verantwortungsvoll<br />
gewirtschaftet wird, die nachhaltige Wertschöpfung<br />
mit verständlichen Produkten<br />
und Dienstleistungen erzielen, bilden das<br />
Fundament unserer Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
Gerade in Baden-Württemberg.<br />
<strong>GEMEINDE</strong>TAG BADEN-WÜRTTEMBERG 53<br />
Az. 793.1