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DIE GEMEINDE

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G EMEINDEPORTRÄT BWGZ 1/2009<br />

Im Jahr 1258 zum ersten Mal urkundlich erwähnt<br />

An Mönchweiler führt kein Weg vorbei<br />

Von Wilfried Heupel *<br />

Im Jahr 1258 wurde Mönchweiler erstmals urkundlich<br />

erwähnt. Doch der Ort ist wesentlich älter und dürfte bereits<br />

um das Jahr 800 n. Chr. gegründet worden sein. Für die rund<br />

3200 Einwohner zählende Gemeinde also Anlass genug, im Jahr<br />

2008 das seltene Jubiläum „750 Jahre Ersterwähnung“ ausgiebig<br />

zu feiern und sich der ereignisreichen Geschichte in etlichen<br />

informativen und unterhaltsamen Veranstaltungen zu erinnern.<br />

Denn das Dorf war schon vor rund 1000 Jahren für die Zähringer<br />

bei der Erschließung des mittleren Schwarzwaldes bedeutend.<br />

Und auch heute gilt für die aktive Gemeinde im Schwarzwald-<br />

Baar-Kreis: An Mönchweiler führt kein Weg vorbei.<br />

In nomini domini amen. Erhabenes Kirchenlatein<br />

ziert jene denkwürdige Verkaufsurkunde,<br />

die zwar mit Mönchweiler<br />

wenig zu tun hat, gleichwohl für den Ort<br />

von enormer Bedeutung ist. Es geht darin<br />

um den Verkauf eines Hofes des Klosters<br />

Salem an das Kloster Rottenmünster, bei<br />

dem als Zeuge ein Plebanus de Mvnechewilar<br />

genannt wird. Datiert ist das überaus<br />

wertvolle Dokument, das sich im Original<br />

im Hauptstaatsarchiv Stuttgart befindet,<br />

mit dem 6. März 1258. Das also ist das<br />

historisch belegte Datum der Ersterwähnung<br />

Mönchweilers – der papierne Beleg<br />

für die Existenz eines Weilers mit damals<br />

etwa 170 bis 200 Bewohnern.<br />

Dass Mönchweiler wesentlich älter ist, ergibt<br />

sich aus der Tatsache, dass der Plebanus<br />

de Mvnechewilar als offensichtlich<br />

vertrauenswürdige Person bei etlichen<br />

wichtigen Verkäufen als Zeuge benannt<br />

wurde. Die Bedeutung des Kaufzeugen<br />

spricht für die Bedeutung des namentlich<br />

erwähnten Ortes. Es ist deshalb davon auszugehen,<br />

dass die Anfänge Mönchweilers<br />

lange vor der urkundlichen Erstnennung<br />

im Jahre 1258 liegen. Dabei dürfte die Lage<br />

des Ortes und die Erschließung des<br />

Schwarzwaldes unter den Zähringern für<br />

die Entstehung Mvnechewilars von großer<br />

Bedeutung gewesen sein.<br />

* Der Autor ist freier Journalist.<br />

Exponierte Verkehrslage<br />

Die exponierte Verkehrslage Mönchweilers<br />

und die daraus resultierende Bedeutung<br />

des Ortes ergab sich aus der erklärten<br />

Absicht der Zähringer, den Schwarzwald<br />

bis hinunter ins Kinzigtal zu erschließen.<br />

Deshalb unterstützten sie 1084 den Bau<br />

des Reformklosters St. Georgen. Bischof<br />

Gebhard von Konstanz hat das Kloster<br />

nicht nur geweiht, er hat es auch gefördert.<br />

Gebhard wiederum war ein Bruder des<br />

Herzogs Berthold von Zähringen, der die<br />

junge Klostergründung von Villingen aus<br />

schützte.<br />

Die im Zähringer Städtenetz wichtige Position<br />

kann ein Beleg dafür sein, dass<br />

Mönchweiler als kleine Ansiedlung aus<br />

sich selbst heraus entstanden und mit den<br />

Entschließungsabsichten der Zähringer<br />

weiter gewachsen ist. Wenn man die relativ<br />

günstige Entwicklung auf der Baar zwi-<br />

schen dem 11. und frühen 13. Jahrhundert,<br />

auch bedingt durch die in unserer Region<br />

stabilisierende politische Großwetterlage<br />

unter den Sachsen-, Salier- und Staufer-<br />

Kaisern, berücksichtigt und die unmittelbare<br />

Zeit vor der Erstnennung im Jahr<br />

1258 sorgfältig einordnet, dann steht<br />

Mönchweiler mehr für ein zwar langsam,<br />

aber organisch gewachsenes selbständiges<br />

Gebilde. Weniger für eine Gründung von<br />

St. Georgen aus.<br />

Der Kontakt zu den Benediktinern des<br />

Klosters St. Georgen bestand dergestalt,<br />

dass Teile Mönchweilers im Laufe der Zeit<br />

nach und nach durch Kauf oder Übergabe<br />

erworben wurden, was darauf schließen<br />

lässt, dass Mvnechewilar nicht erst vom<br />

Kloster gegründet wurde.<br />

Am Anfang waren Mönche<br />

Wie ist es eigentlich entstanden, das Dorf<br />

Mönchweiler, und warum heißt es so? Am<br />

Anfang waren Mönche – davon ist auszugehen.<br />

Woher sie kamen, ist schwer zu<br />

sagen. Aber dass es jene waren, die es mit<br />

„Ora et labora“ (bete und arbeite) des Heiligen<br />

Benedikt sehr ernst nahmen, dürfte<br />

klar sein. Es ist anzunehmen, dass sie von<br />

der Insel Reichenau kamen.<br />

Eine sehr plausible und seriöse Erklärung<br />

zur Entstehungsgeschichte des Ortes hat<br />

Johann Dietrich Pechmann erforscht: Um<br />

das Jahr 800 n. Chr. , wahrscheinlich noch<br />

früher, spätestens aber kurz vor dem Jahr<br />

Idylle ja –<br />

verschlafen nein:<br />

Mönchweiler<br />

hat sich<br />

insbesondere<br />

als „Mediendorf“<br />

profitiert.<br />

54 <strong>GEMEINDE</strong>TAG BADEN-WÜRTTEMBERG

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