Kosten-Nutzen-Bewertung - Leo Schütze Gmbh
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gpk SONDERAUSGABE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE KOMMENTARE Nr. 3/08 – November 2008 – Seite 10<br />
dien durchzuführen oder vielleicht nach und nach das<br />
Design aktueller Studien weiterzuentwickeln.<br />
Was ist jedoch der Stellenwert der geplanten <strong>Bewertung</strong>en<br />
im Kontext des gesamten Gesundheitssystems?<br />
Professor Günter Neubauer brachte es vor<br />
einigen Wochen so auf den Punkt: Man wird an einer<br />
<strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-<strong>Bewertung</strong> über das ganze Versorgungssystem<br />
nicht vorbei kommen.<br />
Zentrale Stellschrauben im Therapieprozess<br />
Man muss sich hierbei etwas von der Vorstellung<br />
lösen, dass in Zukunft alle diese <strong>Bewertung</strong>en in Form<br />
von <strong>Bewertung</strong>sverfahren beim IQWiG, dem G-BA<br />
oder dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation<br />
und Information (DIMDI) durchgeführt werden.<br />
Sieht man sich den gesamten Therapieprozess<br />
und die zentralen Stellschrauben einmal etwas genauer<br />
an, stellt sich durchaus die Frage, wo denn<br />
überhaupt Optimierungsbedarf besteht? Wo kann<br />
man <strong>Kosten</strong> einsparen, <strong>Nutzen</strong> erhöhen, wirklich Effekte<br />
erzielen? Und wo sind eigentlich die größten<br />
Hindernisse?<br />
Zunächst muss ein Patient überhaupt zu einem<br />
Arzt gehen, muss ein Arztkontakt stattfinden.<br />
Der Arzt sollte eine korrekte Diagnose<br />
stellen und eine leitliniengerechte Therapie<br />
auswählen. Dabei wird er nicht nur Arzneimittelverordnungen<br />
ausstellen, sondern er wird<br />
auch gegebenenfalls andere Therapiemaßnahmen<br />
wählen. Er wird Empfehlungen zur<br />
Lebensführung geben. Der Patient sollte sein<br />
Rezept auch einlösen, das Arzneimittel einnehmen,<br />
er sollte die anderen Therapiemaßnahmen<br />
umsetzen, seine Lebensführung der<br />
Erkrankung anpassen, und schließlich sollte<br />
eine Kontrolle der Maßnahmen durch den Arzt<br />
erfolgen und eventuell die Therapie angepasst<br />
werden.<br />
Werden die Therapieziele nicht erreicht, so sind die<br />
Maßnahmen zu optimieren und fortzusetzen. Welche<br />
sind die bedeutendsten Stellschrauben, aber auch die<br />
Haupthindernisse im System? Sicherlich liegen diese<br />
beim Thema Lebensführung und der dauerhaften<br />
Umsetzung der angezeigten Maßnahmen. An zweiter<br />
Stelle spielen viele andere Faktoren eine wichtige<br />
Rolle, nämlich, ob überhaupt ein Arztkontakt erfolgt,<br />
ob der Arzt sich an Leitlinien orientiert, ob der Patient<br />
die Therapie abbricht oder ob auch eine Nachkontrolle<br />
und Anpassung der Maßnahmen stattfindet.<br />
Studien belegen erhebliche Defizite<br />
Weiterhin können auch Schnittstellenproblematiken,<br />
Ärztehopping und vielleicht auch einmal die Qualität<br />
des bezogenen Arzneimittels eine Rolle spielen. Allein<br />
die Verordnung eines Arzneimittels garantiert<br />
noch keinen <strong>Nutzen</strong> für den Patienten. Die Arzneiverordnung<br />
sollte leitliniengerecht bzw. evidenzbasiert<br />
und rational sein.<br />
Hier belegen verschiedene Studien Defizite. Als Beispiel<br />
sei eine Befragung von rund tausend niedergelassenen<br />
Haus- und Fachärzten vom Dezember 2007<br />
angeführt. Zwei Drittel gaben immerhin an, mit Leitlinien<br />
zu arbeiten, und die Hälfte konnte im Multiple-<br />
Choice-Verfahren die korrekte Definition von Evidenzbasierter<br />
Medizin (EBM) ankreuzen (vgl. Abb. 4).<br />
Das ist im Vergleich zu anderen Erhebungen, wie<br />
etwa der Hydrastudie, sicher noch ein recht positives<br />
Ergebnis. Dennoch gibt es in der Versorgungswirklichkeit<br />
noch erhebliche Mängel. In einer anderen Studie<br />
Medikamentennutzen ist abhängig von der Einbettung<br />
in eine rationale Arzneimitteltherapie<br />
Erhebliche Defizite bestehen hinsichtlich einer leitliniengerechten und<br />
evidenzbasierten Verordnung von Arzneimitteln.<br />
Nutzung von Leitlinien durch<br />
niedergelassene Ärzte<br />
29%<br />
5%<br />
66%<br />
Arbeite bereits mit Leitlinien<br />
Arbeite nur in Ausnahmefällen mit Leitlinien<br />
Keine Angabe<br />
TNS Healthcare / TK, Befragung von niedergelassenen Haus- und Fachärzten, Dezember 2007<br />
Kenntnisse zur Bedeutung von EbM für<br />
niedergelassene Ärzte<br />
49%<br />
Kennen korrekte Definition von EbM<br />
Haben unklare Vorstellungen der Bedeutung<br />
von EbM<br />
Abbildung 4<br />
sind bei 130 Patienten die Arzneimittelumstellungen<br />
analysiert worden, die zum einen bei der Einweisung<br />
ins Krankenhaus, aber auch bei der Entlassung aus<br />
dem Krankenhaus vorgenommen wurden (vgl. Abb. 5,<br />
S. 11).<br />
Nach den Ergebnissen dieser Studie waren 50 Prozent<br />
der Umstellungen überflüssig. Sicherlich ist dies<br />
auch eine Folge der Sektorentrennung und fehlender<br />
51%