Kosten-Nutzen-Bewertung - Leo Schütze Gmbh
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gpk SONDERAUSGABE GESELLSCHAFTSPOLITISCHE KOMMENTARE Nr. 3/08 – November 2008 – Seite 8<br />
Infektionen liegen zwar in Deutschland nicht vor.<br />
Wenn man aber allein die Fälle von Blinddarm- oder<br />
Gallengangblasentzündungen zusammennimmt<br />
(130.000 pro Jahr), so kommt man auf Einsparungen<br />
von etwa 130 Millionen Euro pro Jahr (vgl. Abb. 2).<br />
Diese Einsparung ist natürlich nur ein theoretischer<br />
Wert, da man beim Einsatz von Antibiotika noch andere<br />
Dinge beachten muss, wie z.B. die Resistenzbildung.<br />
Aber es ist ein Beispiel, das zeigt, dass man mit<br />
neuen Therapien durchaus auch <strong>Kosten</strong> einsparen<br />
kann.<br />
Fügt man diese Therapie nun in das Effektivitätsraster<br />
ein, so liegt sie im oberen linken Quadranten. Sie ist<br />
<strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-<strong>Bewertung</strong>en sind mit einem hohen<br />
zeitlichen Aufwand verbunden<br />
Beispiel 1: Intraabdominelle Infektionen – A vs. B<br />
Abbildung 2<br />
Inkrementelle <strong>Kosten</strong> und <strong>Nutzen</strong> von A<br />
Zusatzkosten (hier:<br />
Minderkosten) pro Patient<br />
Zusatznutzen pro Patient<br />
(durchschnittliche Erfolgsrate*)<br />
Minderkosten pro Jahr<br />
(Berechnung für Appendizitis und<br />
Cholezystitis**)<br />
- 991 •<br />
+ 12,24%<br />
-130,75 Mio. •<br />
* Heilung bzw. verbesserter Gesundheitsstatus<br />
**Basis: Inzidenz für akute Appendizitis (Blinddarmentzündung) und akute Cholezystitis (Gallensteinentzündung)<br />
Quelle: Dietrich ES et al. In: Pharmacoeconomics 2001; 19:79<br />
billiger und besser als die Standardtherapie und sie<br />
wird daher als dominant bezeichnet. Sie ist ein echter<br />
Gewinn für die GKV oder auch für das Krankenhaus.<br />
Nur leider kommen ungefähr 90 Prozent der Publikationen<br />
gegenwärtig zu anderen Ergebnissen.<br />
Nehmen wir als Beispiel eine Studie zu Hepatitis C.<br />
Auch hier wurden zwei Therapien verglichen und es<br />
wurden die diskontierten, lebenslangen Therapiekosten<br />
ermittelt. Sie enthalten die <strong>Kosten</strong> für ambulante<br />
und stationäre Behandlung, Diagnostik, Labor, Arzneimittel,<br />
Begleiterkrankungen und auch therapiebedingte<br />
Lebensverlängerung. Außerdem wurde auch<br />
der Verlust von Arbeitskraft berücksichtigt.<br />
Wir finden hier nun zwar einen Zusatznutzen von 0,69<br />
QALYs, aber auch zusätzliche <strong>Kosten</strong> in Höhe von<br />
14.000 Euro pro Patient, hochgerechnet also über 20<br />
Millionen Euro an Mehrkosten. Trägt man dieses im<br />
Raster auf, liegt die neue Therapie im rechten oberen<br />
Quadranten und interessanterweise finden sich in der<br />
Literatur in den letzten Jahren fast nur noch solche<br />
Studienergebnisse.<br />
Ob hierauf Workshops einen Einfluss haben, bei denen<br />
vermittelt wird, ein Modell so anzulegen, dass<br />
z.B. maximal 30.000 Euro pro QALY herauskommen,<br />
das ist eine <strong>Bewertung</strong>, über die sich jeder selbst ein<br />
Urteil bilden muss.<br />
Zusammenfassend ist jedoch festzuhalten, dass jede<br />
Therapie, die einen Zusatznutzen bei Zusatzkosten<br />
bringt, zu einer Beitragssatzerhöhung führen kann,<br />
sofern nicht andere Maßnahmen aus dem Leistungskatalog<br />
der GKV herausgestrichen werden oder<br />
an anderer Stelle Einsparungen erzielt werden.<br />
Der Ursprung der Pharmakoökonomie war jedoch ein<br />
anderer. Der alte Leitsatz lautete: Mit Arzneimitteln<br />
sparen statt an Arzneimitteln. Das heißt, dass man<br />
durchaus auch einmal ein hochpreisiges Präparat<br />
einsetzen kann, aber unter dem Strich gleiche oder<br />
weniger Gesamtkosten erzielt werden. Aber dieser<br />
Leitsatz scheint im Moment ausgedient zu haben.<br />
Lange Dauer des <strong>Bewertung</strong>sverfahrens<br />
Doch wie viele <strong>Bewertung</strong>en und Beschlüsse kann<br />
der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) mit Unterstützung<br />
des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit<br />
im Gesundheitswesen (IQWiG) überhaupt<br />
umsetzen? In den Jahren 1999 bis 2004 dauerte es<br />
im Schnitt 35 Wochen von der Anhörung bis zur Publikation<br />
im Bundesanzeiger, d.h. bis zum Inkrafttreten<br />
der entsprechenden Therapiehinweise.<br />
Der Anhörung voran geht natürlich die Erarbeitung<br />
dieser Texte, die auch Zeit in Anspruch nimmt und<br />
bisher weitgehend durch den G-BA erfolgte. Der<br />
G-BA kann sich bei einer Änderung der Richtlinien auf<br />
<strong>Bewertung</strong>en des IQWiG stützen, und für derartige<br />
<strong>Bewertung</strong>en benötigte das IQWiG bisher im Durchschnitt<br />
91 Wochen.<br />
Dieser Berechnung liegen sieben Arzneimittelbewertungen<br />
zugrunde, die das IQWiG seit 2004 im Auftrag<br />
des G-BA durchgeführt hat. Zwei Rapid Reports sind<br />
hier allerdings nicht mit eingerechnet. Welcher Zeithorizont<br />
erwartet uns also bei den <strong>Kosten</strong>-<strong>Nutzen</strong>-<br />
<strong>Bewertung</strong>en? Derzeit befinden wir uns noch mitten in<br />
der Methodendiskussion. Diese wird sicherlich noch<br />
einige Monate andauern. Danach kann die eigentliche<br />
Arbeit beginnen.<br />
Es werden Präparate ausgewählt, die eine <strong>Nutzen</strong>bewertung<br />
beim G-BA oder ggf. mit Unterstützung des