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Bühnensplitter<br />
„Die Pest oder Menschen<br />
im Belagerungszustand“<br />
Menschen im Belagerungszustand. Welche<br />
Entscheidungen sind zu treffen? Albert Camus,<br />
der in Algerien geborene Philosoph<br />
und Literat (Nobelpreis 1957), verarbeitete<br />
in seinem Roman „Die Pest“ seine Erlebnisse<br />
aus der Zeit des zweiten Weltkriegs.<br />
Hans-Werner Kroesinger nimmt die Themen<br />
von Albert Camus’ „Die Pest“ und<br />
klopft sie mit dem Ensemble in einer dokumentarischen<br />
Recherche ab.<br />
7. Mai Premiere<br />
20 Uhr, Kammer, Theater Aachen<br />
theater-aachen.de<br />
„Boys don’t cry“<br />
In der Nacht zum 31. Dezember 1993 werden<br />
Brandon Teena, Phillip DeVine und Lisa<br />
Lambert ermordet in einem kleinen Haus in<br />
Humboldt, Nebraska aufgefunden. Zwar<br />
sorgt der Mord für allerlei Wirbel, doch was<br />
die Menschen noch mehr beschäftigt, ist<br />
die Tatsache, dass Brandon Teena eigentlich<br />
ein Mädchen war und kein Junge. Die<br />
Sensation liegt in der Andersartigkeit des<br />
jungen Brandon. In Tanja Krones Inszenierung<br />
des Stoffes über Brandon Teena soll<br />
der Fall aus unterschiedlichen Perspektiven<br />
beleuchtet werden.<br />
12. Mai Premiere<br />
20 Uhr, Mörgens, Theater Aachen<br />
theater-aachen.de<br />
„Hiob“<br />
Das Verhängnis von Mendel Singer beginnt<br />
mit der Geburt seines vierten Kindes Menuchim,<br />
das an Epilepsie leidet. Die Beziehung<br />
zwischen ihm und seiner Frau Deborah erstirbt.<br />
Sein ältester Sohn zieht in den Krieg,<br />
sein zweiter wandert nach Amerika aus und<br />
die Tochter Mirjam lässt sich mit den Kosaken<br />
ein. Dann stirbt sein Sohn Sam, der andere<br />
Sohn wird vermisst, Mendels Frau Deborah<br />
stirbt vor Kummer und Mirjam wird<br />
verrückt. Jeden dieser Schicksalsschläge<br />
erträgt Mendel.<br />
27. Mai Premiere<br />
20 Uhr, Kammer, Theater Aachen<br />
theater-aachen.de<br />
„Dinner für Spinner“<br />
Der Verleger Pierre Brochant und seine<br />
Freunde teilen ein extravagantes Hobby:<br />
Allwöchentlich veranstalten sie ein „Dinner<br />
für Spinner“. Wer den absoluten Volltrottel<br />
als Begleiter mitbringt, gewinnt. Mit dem Finanzbeamten<br />
Francois Pignon glaubt<br />
Pierre, einen ganz besonderen Glücksgriff<br />
getan zu haben: Francois ist passionierter<br />
Zündholz-Modellbauer. Aber der Abend fällt<br />
ins Wasser, Pierre hat sich einen Hexenschuss<br />
eingefangen. Doch Pignon lässt sich<br />
nicht so leicht abwimmeln und zettelt, obwohl<br />
er Pierre in seiner Gutmütigkeit eigentlich<br />
nur helfen will, ein folgenschweres<br />
Chaos an ...<br />
27. Mai (Premiere)<br />
20 Uhr Grenzlandtheater Aachen<br />
grenzlandtheater-aachen.de<br />
New York. Ein Park. Eine Bank. Ein Mann. Italo-Amerikaner<br />
Ralph lebt nach dem Tod seiner Frau mit seiner<br />
Schwester Rose im gemeinsamen Alltagstrott. Erst als er es<br />
wagt seine Spazierroute zu ändern, trifft er die verhaltene<br />
Carol, die der Mitsiebziger mit selbstsicherem Charme sofort<br />
für sich gewinnen will. „Sie singen viel“, stellt Carol<br />
früh fest und so ist es auch. Als Opernliebhaber schwelgt<br />
Ralph seinem Jugendtraum hinterher, ein Stern am Opernhimmel<br />
zu werden. Doch die Liebelei entpuppt sich als<br />
kompliziert. Leben und Liebe haben bei Ralph, Carol und<br />
Rose Spuren hinterlassen und so trägt jeder Charakter des<br />
Drei-Gestirns sein ganz eigenes Päckchen. Auch die zauberhafte<br />
Carol hütet Geheimnisse.<br />
Erwin Geisler und Uta-Maria Schütze sind Ralph und<br />
Carol, die dem Publikum mit ihrem authentischen Spiel die<br />
Tragikomik der späten Liebe darlegen. Geisler spielt mit<br />
einer nonchalanten Possierlichkeit und fängt DiPietros lässigen<br />
Humor ein. „Ich würde mich auch hinknien, aber wer<br />
weiß, ob ich wieder hochkomme.“ Uta-Maria Schütze<br />
gleicht in ihrem Auftreten einer gereiften Romy Schneider<br />
und steht im Kontrast zu Jutta Schmidt, die Rose mit herrlicher<br />
italienischer Bissigkeit mimt. Und dann ist da noch<br />
Ralphs Alter Ego, der wie ein Geist als Blick in die Vergangenheit<br />
durch das Stück wandelt und aus den großen Opern<br />
vorsingt. Ralphs junges Pendent, gespielt und glänzend<br />
gesungen von Maximilian Krumm, schleicht durch das<br />
Stück wie ein bittersüßer Gedanke an das Was-wäre-wenn.<br />
In seinem Heimatland den USA kassierte der Bühnenautor<br />
Joe DiPietro mit seinen Off-Broadway und Musical-Stü-<br />
Späte Liebe für Carol (Uta-Maria Schütze) und Ralph (Erwin Geisler)<br />
grenzlandtheater<br />
Zweisam auf der Parkbank<br />
Seit dem 17.April zeigt das Grenzlandtheater die deutsche Erstaufführung von „Noch einmal<br />
verliebt“, in der Komödie und Oper ineinander greifen und die Tücken der späten Liebe auf die<br />
Reminiszenz an das eigene Leben geraten.<br />
cken Tony Awards und zahlreiche Nominierungen ein. Nach<br />
der Uraufführung 2008 in Amerika, verzaubert die gelungene<br />
„Noch einmal verliebt“-Inszenierung von Stefanie Stroebele<br />
im Einklang mit der überzeugenden Kulisse von Pascale<br />
Arndtz nun auch in Deutschland. Regie, Bühnenbild und<br />
Stück präsentieren das echte Leben, das lustig und traurig<br />
sein kann. Das Wechselspiel von Komödie und Operngesang<br />
ergreift und lässt keinen Zweifel daran, dass die Tragik des<br />
Verlustes, des Unmöglichen und Verdrängten im Alter immer<br />
noch präsent ist. Denn was das Stück gleichermaßen<br />
komisch wie schwermütig macht ist die Vergangenheit, die<br />
verblichene Zeit. „Man denkt, man hat alle Zeit der Welt<br />
und plötzlich ist sie um“ trifft hier auf „Das ist mir das letzte<br />
Mal passiert als ich ein Teenager war.“ DiPietros Stück handelt<br />
von der Suche nach Zweisamkeit und dem gemeinsam<br />
auf der Bank sitzen, wenn das Leben anders als einst geplant<br />
wurde. Am Ende ist die Liebe am Lebensabend wie in der<br />
Oper. „Die Liebenden wollen verliebt sein, aber das ist gar<br />
nicht so einfach. Das Leben kommt immer dazwischen.“<br />
Egal, wie schwermütig dies klingen mag, mit einschlägiger<br />
Situationskomik, Witz und sarkastischer Leichtigkeit ist<br />
DiPietros Interpretation vom Lebensabend aufregend<br />
verrückt. /// Sabine Hausmann<br />
17.4. bis 1.6.<br />
20 Uhr<br />
Grenzlandtheater, Aachen<br />
Foto: Kerstin Brandt-Heinrichs