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Klenkes 5-2011

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Analytische Malerei<br />

Markus Baldeggers neueste Bilder<br />

Der Schweizer Markus Baldegger verfolgt als Maler<br />

einen analytischen Ansatz. Das hat er gemeinsam<br />

mit seiner ursprünglichen Ausbildung und Tätigkeit<br />

als Germanist. Er hat spät zur Malerei gefunden, die<br />

er in Köln studierte, aber bald einen sehr eigenen<br />

Weg verfolgt, der Bilder als Wahrnehmungsexperimente<br />

behandelt.<br />

Obwohl seine Bilder rein abstrakt wirken, befassen<br />

sie sich mit Naturvorbildern, aber im Sinne einer<br />

Aneignung der grundsätzlichen Erscheinungsbilder<br />

von Natur. Licht und Farbe sind darin die Träger<br />

der Sichtbarkeit und Erfahrbarkeit von Welt.<br />

Das hat notwendigerweise zu einem abstrakten Stil<br />

geführt, in dem er Formen, Module und farbliche<br />

Möglichkeiten gesucht hat, durch die er mit Malerei<br />

sich und den Betrachter zu einem präziserem Sehen<br />

verleiten kann: Einem Sehen als Wahrnehmungserzeugnis<br />

und nicht als blosses Wiedererkennen.<br />

Wir sind ständig von lichtabhängiger Farbe umgeben,<br />

die sich durch Reflektion überlagert, die wir<br />

an konkreten Orten erfassen und als Oberflächen<br />

oder Zwischenräume wahrnehmen. Dass die Erkenntnisse<br />

und Ergebnisse auch des Malens von Orten<br />

und ihren Lichtverhältnissen abhängen, zeigen<br />

als Teil der Ausstellung in Kornelimünster Peter<br />

Hinschlägers Dokumentationsfotos der verschieden<br />

belichteten Ateliers, die Baldegger seit 1987 in Köln,<br />

Verviers, Dolhain und Lontzen genutzt hat.<br />

Mal kam das Licht neutral von oben, mal intensiv<br />

oder wechselhaft mit vielen Schatten- und Fleckenbildungen<br />

von der Seite oder zuletzt als deutlich unterscheidbarer<br />

Tagesverlauf aus dem beidseitig belichteten<br />

Atelier in Lontzen, das zudem durch ein<br />

Lichtband den Fokus auf den Himmel ohne Landschaft<br />

lenkte.<br />

Eine bewusste Klassifizierung von Morgen, Nachmittag<br />

und Abend in Lichtstimmungen ist nicht beabsichtigt.<br />

Tag und Nacht bezeichnen vielmehr die<br />

„Die KunstTour ist nicht verantwortlich für die Folgen<br />

eines langen Wochenendes voll zeitgenössischer<br />

Kunst, Klang- und New Media-Kunst und Design.“<br />

Was als Fußnote in der offiziellen Programmvorschau<br />

erscheint, sollte wichtig genug sein für ein generelles<br />

Einstimmen in das, was am 28. und 29. Mai in Maastricht<br />

passieren wird: die KunstTour <strong>2011</strong>, ein get in<br />

touch mit beinahe allen Ateliers, Brutplätzen, Kunstinstitutionen,<br />

Museen und Galerien der Stadt.<br />

Die Veranstaltung ist ein Statement. Nicht nur weil<br />

sie mit zwei wichtigen Preisverleihungen einhergeht<br />

(Hermine van Bers-Kunstpreis für den Nachwuchs<br />

und Gulpener Puurzaam Publikumspreis). Wichtiger<br />

noch ist, dass die Veranstalter durch die Breite und<br />

Eventisierung von Kunst das Sockeldenken verneinen<br />

und Zugänge schaffen. Sie wollen die Debatte: Ist der<br />

Künstler nun Unternehmer, Sozialarbeiter, Schama-<br />

Markus Baldegger: „Saturnia III“, 2010<br />

Brutplätze der Kunst<br />

Mehr als 200 Künstler bei der Maastrichter KunstTour <strong>2011</strong><br />

Grenzen verschiedener Helligkeitsstufen, deren<br />

Bandbreite erforscht wird. Tag ist nicht immer<br />

strahlend hell, Nacht nicht stockdunkel.<br />

Dämmriges, streifig abschattiertes Farbgut, aus<br />

der Tiefe dringende Farbüberlagerung bilden den<br />

Kern der Bilder, die nach flächenfüllenden Strukturen<br />

suchen, die nicht kulturell vorbelastet sind oder<br />

als harmonisch verteilte und graphisch abstrakte<br />

Formenwelt gelesen werden können.<br />

Darüber hinaus findet Baldegger aber Formen,<br />

die sowohl eine neue Form von Neutralität darstellen,<br />

als auch die Seherfahrung als einen Verlauf<br />

kennzeichnen.<br />

In seiner Farbdurchsetztheit ist der Lichtschleier<br />

abhängig von Zeit und Ort. Als steten Verlauf macht<br />

ihn Baldegger durch Überlagerungsstreifen von<br />

Farbschichten und durch kreisende Bewegungsspuren<br />

deutlich. Diese Liniengespinste überziehen die<br />

ne? Und dieser Diskurs darf, nein: soll, geführt werden,<br />

initiiert u.a. durch Maarten van Berg, seines Zeichens<br />

Dichter, Künstler und Taxifahrer, und durch<br />

Poetryslammer und „Guerilladichter“ im Rahmen der<br />

„Performance Night“ am Eröffnungsabend (27.5.).<br />

Die Tour selbst besteht übrigens aus mehreren Touren.<br />

Mit dem Fahrrad, per Bus oder zu Fuß, mit unterschiedlichen<br />

Themen wie „Underground Art Tour“<br />

oder „for Dummies“. Insgesamt stellen mehr als 200<br />

Künstler aus und es können 50 verschiedene Orte<br />

besucht werden. /// lb<br />

27.5. (Eröffnungsabend)<br />

28./29.5.<br />

KunstTour Maastricht <strong>2011</strong><br />

11-18 Uhr, diverse Orte<br />

kunsttour.com<br />

Foto: KunstTour <strong>2011</strong><br />

kunst<br />

Fläche und haben etwas von den Partikelspuren in<br />

einer Nebelkammer. Genau wie dort wird durch diese<br />

Linienspur konturlose Bewegung und richtungsnivellierter<br />

Verlauf als Sinnbild sichtbar. Ein Sinnbild<br />

für die Lebendigkeit von Natur und Licht als<br />

Zeichen, nicht als pulsierendes Atmen, sondern als<br />

eindringliche schwebende Stille, als Intensität, die<br />

zum Wahrnehmen verleitet. Man sieht in diesen Bildern<br />

nichts als Malerei, dh. sie spiegeln nicht die<br />

Wirklichkeit wieder, sondern sie sind die Wirklichkeit.<br />

Die subtilen Katalogtexte vermögen dieses<br />

Farbgeschehen sprachlich adäquat zu vermitteln.<br />

Kunst aus NRW bietet mit den Originalen die dazugehörige<br />

Seherfahrung. /// dito<br />

bis 8.5.<br />

Markus Baldegger – TagNacht<br />

Kunst aus NRW<br />

Ende Mai stehen 50 Ateliers, Galerien und Museen für<br />

die Besucher offen.<br />

25<br />

Foto: Peter Hinschläger

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