Franziskaner Mission 03/06 - Neue Provinzleitung der Deutschen ...

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10 Franziskaner Mission 3 | 2006 — Information oder Illusion – Medien verändern »Mal schnell« ins Internet? Das Projekt »Internet für Einheimische« in Kivumu Mal schnell etwas im Internet nachschauen – das ist für die meisten von uns mittlerweile schon genau so normal wie telefonieren, sodass das Internet aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Dass dies nicht überall so ist, wird beim Blick in viele Länder außerhalb der westlichen Welt schnell deutlich. Dort stellt das Internet für weite Teile der Bevölkerung noch etwas völlig Unbekanntes und Fremdes dar. Der Grund dafür liegt darin, dass oftmals nicht einmal die technischen Voraussetzungen für die Nutzung des Internets wie Strom und Telefonleitungen, ganz zu schweigen von Computergeräten selbst, vorhanden sind. Deshalb müssen dort zunächst diese Vorbedingungen erfüllt werden, um anschließend die Einheimischen an eine sinnvolle und »gewinnbringende« Verwendung von Computer und Internet heranführen zu können. Auf dem Weg zu diesem Ziel befinden sich derzeit einige Einwohner der Gemeinde Kivumu in Ruanda, in der die Franziskaner ein Spital und eine Berufsschule leiten sowie weitere Einrichtungen betreuen. Auch in diesem ca. 40 Kilometer westlich der Hauptstadt Kigali gelegenen Ort hat das Internet bis vor kurzem überhaupt keine Rolle gespielt. Doch seit mehr als einem Jahr haben die dortigen Brüder Zugang zu dem neuen Informations- und Kommunikationsmedium. Da sie auch zuvor schon sehr viel mit dem Computer garbeitet hatten, war der Erwerb der Grundkenntnisse im Umgang mit dem Internet für sie unproblematisch. Wie für so viele andere ist auch für die Brüder das Internet in der Zwischenzeit unverzichtbares Hilfsmittel bei ihrer täglichen Arbeit geworden – nicht zuletzt deswegen, weil Informations- und Kommuni- kationsfluss in einer solch großen Provinz wie der von Nairobi anders nur weitaus schwieriger aufrecht zu erhalten wären. Nichtsdestoweniger bleibt es hier weiterhin unmöglich, jederzeit schnell etwas online nachzusehen, weil es immer noch eines Generators (und für diesen wiederum des Treibstoffes) zur Stromerzeugung bedarf, um die Geräte in Betrieb nehmen zu können – der Strom kommt hier nicht so selbstverständlich aus der Steckdose wie bei uns. Da es in Kivumu insgesamt zwei Generatoren gibt, die bei ausreichend vorhandenem Treibstoff jederzeit in Betrieb genommen werden können, ist der Internetzugang zumindest nach kurzer Wartezeit fast immer möglich. Anders stellt sich die Situation in der von den Brüdern geleiteten benachbarten Pater-Vjeko-Schule, einer Berufsschule, dar. Hier gibt es seit Mai 2006 fünf neue Rechner, die mittels kurzer technischer Adaption internettauglich gemacht werden können. Zurzeit werden den Lehrern der Schule, die alle noch nie mit einem Computer gearbeitet haben, Grundkenntnisse im Umgang mit dem Computer beigebracht, damit sie danach das neuartige Informationsmedium nutzen können. Das Projekt »Internet für Einheimische« in Kivumu steckt also noch in den Kinderschuhen, doch sobald diese anfänglichen Hürden überwunden sind, wird das Internet auch hier entscheidend an Bedeutung gewinnen. Mittelfristig wird seine Nutzung Vorteile in zweifacher Hinsicht für die Lehrer bringen: Im Hinblick auf ihre berufliche Tätigkeit werden die Lehrer mit Hilfe von Computer und Internet ihre Unter-
ichtsvorbereitung effizienter durchführen und dazu Anregungen aus dem Internet verwenden können. Auf einer allgemeinen Ebene werden sie imstande sein, jede gewünschte Information aus dem Internet zu erhalten. Durch zunehmende Beschäftigung mit dem Medium werden sie im weiteren Verlauf lernen, die unterschiedlichen Quellen zu vergleichen und zu bewerten. Auf diese Weise wird das Internet den Lehrern in Kivumu langfristig zu noch mehr »Mündigkeit« verhelfen. Neben den Lehrern werden mittel- bis langfristig auch die Schüler von diesem technischen Fortschritt profitieren, denn sobald die Lehrer sicher im Umgang mit diesen Medien sind, werden sie ihr Wissen weitergeben. Auf fachlicher Ebene können Computer und Internet den Schülern zur Veranschaulichung des Unterrichtsstoffes dienen und die Anfertigung von Entwürfen in den einzelnen Berufssparten erleichtern. Auf einer allgemeinen Ebene können dann auch die Schüler von den »mündigen« Lehrern zur kritischen Betrachtung der Medien erzogen werden. Selbst wenn – oder gerade weil – viele von den Jungen und Mädchen niemals die Möglichkeit der Internetnutzung bei sich zu Hause haben werden, bleibt das Heranführen an eine kritische Nutzung dieses immer weiter an Bedeutung zunehmenden Mediums eine wichtige Aufgabe, die die Pater- Vjeko-Schule übernehmen sollte. Abgesehen von den Franziskanern Information oder Illusion – Medien verändern — Franziskaner Mission 3 | 2006 selbst und der Schule könnte in Zukunft ebenfalls das örtliche Krankenhaus vom Internet profitieren, beispielsweise bei der Erleichterung von Kommunikation und Kooperation mit anderen Krankenhäusern sowie bei der Einholung fachbezogener Informationen jeglicher Art, z.B. Informationen zu Produkten und zu neuen Behandlungsmethoden, Preisvergleiche usw. Selbst in dem kleinen ruandischen Ort Kivumu hält also bereits das Zeitalter des Internets Einzug. Langsam aber stetig wird dieses Informations- und Kommunikationsmedium hier für viele Menschen seine Bedeutungslosigkeit verlieren und zu einem wichtigen Hilfsmittel im Alltag werden. Ob jedoch jemals der Zeitpunkt kommen wird, zu dem es auch in Kivumu für die meisten Bewohner normal sein wird, »mal schnell« etwas im Internet nachzuschauen, ist derzeit noch fraglich. Wolfgang Wyskocil Wolfgang Wyskocil, Mitglied des Gemeinderates der Katholischen Hochschulgemeinde von Hamburg, war vom 12. Juli bis zum 27. September 2006 als Missionar auf Zeit in Kivumu. Besuchen Sie die Homepage der Pater-Vjeko-Schule in Kivumu: www.vjeko-rwanda.info/ 11
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