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Franziskaner Mission 03/06 - Neue Provinzleitung der Deutschen ...

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Information o<strong>der</strong> Illusion – Medien verän<strong>der</strong>n — <strong>Franziskaner</strong> <strong>Mission</strong> 3 | 20<strong>06</strong><br />

Besuch von meinen Enkeln<br />

Eine Geschichte aus <strong>der</strong> nahen Zukunft<br />

Gestern hatte ich Besuch von meinen<br />

Enkelkin<strong>der</strong>n. Ich bin die einzige,<br />

die sie noch persönlich besuchen,<br />

weil ich kein Handy habe. Dass sie<br />

sich den weiten Weg machen, hängt<br />

nicht unbedingt damit zusammen,<br />

dass sie mich so gern haben, da<br />

mache ich mir nichts vor. Es liegt<br />

eher daran, dass sie das eines Tages<br />

wie<strong>der</strong>um ihren Enkelkin<strong>der</strong>n<br />

erzählen wollen: »Stell Dir vor, meine<br />

Großmutter damals, die hatte nicht<br />

einmal ein Handy.« Ja, ich habe auch<br />

immer davon geträumt, den letzten<br />

Nean<strong>der</strong>taler kennen gelernt zu haben.<br />

»Oma, Oma, erzähl doch noch mal,<br />

wie das damals war, als es noch keine<br />

Handys gab!« riefen sie, als wir am<br />

Kaffeetisch saßen. »Also«, habe ich<br />

angefangen zu erzählen, »damals<br />

waren die Telefonapparate an einer<br />

Stelle <strong>der</strong> Wohnung fest eingebaut.<br />

Von dieser einen Stelle aus konnte<br />

man dann telefonieren.«<br />

»Was!« schrieen sie, »nur von dieser<br />

einen Stelle!« Und meine älteste<br />

Enkelin meinte, »Das ist ja irre,<br />

Oma, wie habt ihr denn euer Leben<br />

geregelt, wenn ihr nie eure Wohnung<br />

verlassen konntet?« Ich blickte sie<br />

irritiert an, »Aber wieso das denn?«<br />

»Na, wenn das Telefon fest installiert<br />

war, musstet ihr doch immer in <strong>der</strong><br />

Wohnung bleiben, um erreichbar zu<br />

sein.«<br />

»Na ja«, antwortete ich, »wir<br />

waren einfach nicht immer erreichbar.«<br />

Unter meinen Enkelkin<strong>der</strong>n brach<br />

ein Tumult aus. »Wie, nicht immer<br />

erreichbar, ihr seid einfach ohne<br />

Telefon aus dem Haus gegangen?<br />

Und wenn dann jemand versucht<br />

hat, euch zu erreichen?«<br />

»Denkt mal an«, sagte ich, »dann<br />

musste die Sache eben verschoben<br />

werden. Dann hat <strong>der</strong>jenige einfach<br />

später noch mal angerufen.«<br />

Wie<strong>der</strong> Tumult. »Und wenn ihr<br />

von unterwegs telefonieren musstet,<br />

wie war das zum Beispiel im Supermarkt«,<br />

fragte mein jüngster Enkel,<br />

»wenn ihr da nicht telefonieren<br />

konntet, wie wusstet ihr denn dann,<br />

was ihr kaufen solltet?«<br />

Ich klopfte mir gegen den Kopf.<br />

»Wir haben einfach überlegt.« Meine<br />

Enkel starrten mich an, als hätte ich<br />

gesagt, dass wir damals auch fliegen<br />

und uns unsichtbar machen konnten.<br />

»Wie jetzt«, fragte meine älteste<br />

Enkelin, »überlegt«. »O<strong>der</strong> einen<br />

Einkaufszettel geschrieben«, fügte<br />

ich hinzu. »Was ist denn das?« riefen<br />

alle durcheinan<strong>der</strong>. »Ein Zettel, auf<br />

den man schrieb, was man einkaufen<br />

wollte. Den hat man im Supermarkt<br />

dann abgearbeitet. Ein Palm aus<br />

Papier, sozusagen.« Sie lachten, dass<br />

sie sich die Seiten halten mussten.<br />

»Hattest du zum Rechnen statt eines<br />

Taschenrechners auch noch so ein<br />

Holzdings, bei dem man Perlen von<br />

einer Seite auf die an<strong>der</strong>e schieben<br />

konnte?«<br />

»Ja, ja«, schrie die jüngste Enkelin,<br />

»so ein Ding habe ich zuletzt mit<br />

<strong>der</strong> Schule im Museum für Ur- und<br />

Frühgeschichte gesehen!«<br />

»Nein«, sagte ich, »gerechnet<br />

haben wir meistens im Kopf.«<br />

Wie<strong>der</strong> starrten sie mich an.<br />

Jetzt würden sie doch noch nach<br />

<strong>der</strong> Sache mit dem Zaubern und<br />

Unsichtbarwerden fragen.<br />

»Na gut«, sagte mein jüngster<br />

Enkel etwas misstrauisch. »Aber<br />

wie habt ihr denn unterwegs Photos<br />

gemacht und verschickt?«<br />

»Gar nicht«, antwortete ich.<br />

»Das war irgendwie nicht nötig.<br />

Wenn wir mal unbedingt Photos<br />

machen mussten, dann haben wir<br />

einen Fotoapparat mitgenommen.«<br />

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