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Entwicklungsverzögerte Heimkinder? - BSCW

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Theoretische Überlegungen und Fragestellungen – Prävention 10<br />

wird schon früh von seiner Umwelt angeregt und bildet seine neuronalen Strukturen durch<br />

Erfahrungen. Die Bildung eines „sozialen“ Gehirns vollzieht sich in Wechselwirkung mit Interaktionen<br />

und Aktivitäten aus der Umwelt. Durch eine angeregte Umwelt wird im Gehirn fortlaufend<br />

die Umgebung konstruiert. Aus diesem Grund kann das Gehirn als Produkt der Erziehung<br />

angesehen werden (vgl. Speck, 2008).<br />

Der Frühförderung kommt weiterhin ein besonderer Stellenwert zu, da das Gehirn in der<br />

Kindheit zum einen die Fähigkeit hat neue Strukturen (Nervenzellen-Netzwerke) zu bilden<br />

und zu festigen. Solche Strukturen werden beispielsweise beim Erlernen einer Sprache, bei<br />

bestimmten Bewegungsabläufen sowie bei sozialen Kontakten gebildet. Zum anderen verfügt<br />

das Gehirn in der frühen Kindheit über eine grosse Plastizität. Aus diesem Grund ist es<br />

wichtig, schon früh äussere Bedingungen zu schaffen, die eine erwünschte Strukturbildung<br />

im Gehirn ermöglichen. Früh entwickelte neuronale Strukturen haben so einen wichtigen Einfluss<br />

auf die weitere Entwicklung (vgl. Hafen, 2010).<br />

Durch Studien konnte nachgewiesen werden, dass Stress in der frühen Kindheit zur Beeinträchtigung<br />

in der Hirnentwicklung beitragen kann. Belastungsfaktoren, wie unsichere Bindung,<br />

emotionale Verwahrlosung, Gewalt, Missbrauch oder psychische Störungen der Erziehungspersonen,<br />

hinterlassen im Gehirn Spuren. Dies kann auf die gesamte Entwicklung eines<br />

Kindes Einfluss haben. Erfährt ein Kind schon früh unzureichende emotionale Zuwendung,<br />

so kann dies Auswirkungen auf seine spätere Beziehungsfähigkeit haben. Neuronen,<br />

die für soziale Beziehungen bedeutsam sind, können sich unter schwierigen Bedingungen<br />

nicht in vollem Masse entwickeln. Stress in der frühen Kindheit kann zudem zu lebenslangen<br />

Lern- und Konzentrationsstörungen sowie zu Verhaltensauffälligkeiten führen (vgl. Speck,<br />

2008).<br />

Zimmer (2006) nennt folgende Bereiche, in denen die Schwerpunkte eines psychomotorischen<br />

Angebots in der Frühförderung liegen sollten. Erstens die Wahrnehmungsförderung<br />

der Basissinne, also die taktile, kinästhetische und vestibuläre Wahrnehmung. Zweitens die<br />

Förderung der Grundbewegungsformen wie gehen, laufen, kriechen, klettern, springen, rutschen<br />

und rollen. Drittens das Angebot von Spielen zur Unterstützung der sozialen Aktivitäten<br />

zwischen den Kindern. Als vierten und letzten Punkt wird schliesslich die Erfahrung der<br />

eigenen Selbstwirksamkeit genannt – das Bewusstmachen des eigenen Könnens. Zudem<br />

wird betont, dass gerade in den ersten Lebensjahren die Basis für die Entstehung eines positiven<br />

Selbstkonzepts gelegt wird.<br />

Mit Grundlage dieser theoretischen Überlegungen lässt sich erahnen, dass vor allem <strong>Heimkinder</strong>,<br />

die in ihrer frühen Kindheit verschiedenen Belastungsfaktoren ausgesetzt waren, in<br />

besonderem Masse von einer psychomotorischen Frühförderung profitieren können. Aufgrund<br />

dessen wurde ein Psychomotorisches Präventionsangebot für Kinder, die in einem<br />

Heim leben, entwickelt.

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