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Entwicklungsverzögerte Heimkinder? - BSCW

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Theoretische Überlegungen und Fragestellungen – Kinderheim 14<br />

Resilienz<br />

Gemäss Wustmann und Simoni (2010) hat die neuere Resilienzforschung bewiesen, dass<br />

auch psychosozial belastete Kinder, mittels wertschätzender Unterstützung ihres Lebensumfelds,<br />

sich zu selbstsicheren Persönlichkeiten mit Kompetenzen und Leistungsfähigkeiten<br />

entwickeln können. Greve (2008) beschreibt den Begriff Resilienz, der in diesem Zusammenhang<br />

eine wichtige Rolle spielt, als normale Entwicklung trotz unnormaler Bedingungen.<br />

Die Resilienzforschung untersucht also die Bedingungen für die psychische Gesundheit und<br />

Stabilität bei Kindern, die besonderen Entwicklungsrisiken ausgesetzt sind.<br />

Anmerkungen<br />

Als Abschluss dieses Kapitels sind noch einige Ergänzungen von Schleiffer (2007) anzufügen.<br />

Dieser fasst zusammen, dass sich die Evaluation der Heimerziehung als recht schwierig<br />

erweist und die in der Fachliteratur vorfindbaren Äusserungen zum Erfolg der Heimerziehung<br />

oft widersprüchlich sind. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass sich die meisten Befunde aus<br />

der Entwicklungspsychopathologie auf Korrelationen beziehen. Das bedeutet, dass diese<br />

statistischen Zusammenhänge keine eindeutige Ursachenzuschreibung erlauben. Auch bei<br />

der von Schmid (2007) dargestellten Untersuchung wird angefügt, dass die Störungen in diesem<br />

Beispiel oft der Grund zur Aufnahme in ein Heim waren. Viele Probanden entwickelten<br />

die Störung also nicht, weil sie in einem Heim lebten, sondern wurden grösstenteils wegen<br />

dieser Störungen in ein Heim eingewiesen.<br />

Schleiffer betont, dass es darum geht, die Risiko- und Schutzfaktoren im Einzelfall zu untersuchen,<br />

da diese sich wechselseitig beeinflussen.<br />

Es sind mithin immer komplexe Verhältnisse in Rechnung zu stellen, will man die Beziehungen zwischen<br />

Bindung, psychischer Entwicklung und Auffälligkeit angemessen verstehen. Dabei reicht das Wissen um<br />

die statistischen Zusammenhänge sicherlich nicht aus. Vielmehr geht es darum, die pathogenetischen Mechanismen<br />

zu verstehen, die diesen Zusammenhängen zugrunde liegen. (Schleiffer, 2007, S. 118)<br />

Auch wenn wissenschaftlich bewiesen werden kann, dass Kinder, die in einem Heim leben<br />

aufgrund der psychosozialen Risikofaktoren, in ihrer Entwicklung gefährdeter sind als Kinder,<br />

die bei ihren Eltern aufwachsen, kann nicht gesagt werden, dass bei den Kindern aus dem<br />

Monikaheim in jedem Fall Entwicklungsrückstände festgestellt werden können. Auch im<br />

Rahmen der vorliegenden Arbeit müssen die acht Kinder einzeln betrachtet werden. Anschliessend<br />

wird eine Aussage darüber getroffen, ob die Tendenz besteht, dass die Mehrheit<br />

der Kinder Entwicklungsrückstände aufweisen.<br />

2.2.3 Therapie im Heim<br />

Bei der Aufnahme in ein Heim geht es nach wie vor primär um die Erziehungshilfe, obwohl<br />

beispielsweise in der obenstehenden Untersuchung bei fast der Hälfte der Kinder und Jugendlichen<br />

aus Heimen eine psychische Störung vorlag. Folglich sollte es auch um Heimtherapie,<br />

nicht nur um Heimerziehung gehen (vgl. Schmid, 2007).<br />

Vor einem bindungstheoretischen Hintergrund, erwähnt Schleiffer (2007), dass für die Probleme<br />

und Konflikte in einem Heim ein vertieftes Verständnis vorhanden sein muss. Diese<br />

prägen den Heimalltag und erschweren die Erziehungsarbeit. Er geht davon aus, dass es<br />

fliessende Übergänge zwischen Erziehung und Therapie gibt und die Unterscheidung der<br />

zwei Tätigkeitsbereiche nicht ganz einfach ist. Da es schwierig ist, Abgrenzungen zu finden,<br />

wird vielfach auf die Unterscheidung verzichtet und der jeweils andere Tätigkeitsbereich in<br />

den eigenen aufgenommen. Die Gefahr bei einer Gleichsetzung von Erziehung und Therapie

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