1041 KB - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
1041 KB - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
1041 KB - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
4.10 Auswertung des Zwillingskollektivs<br />
Auffällig ist zunächst eine Zwillingshäufigkeit im Fehlbildungskollektiv von 4,04%. In der Literatur<br />
wird meist eine Häufigkeit für Zwillinge von 1:80, das sind 1,25% angegeben. Damit sind<br />
im Fehlbildungskollektiv mehr als 3-mal so viele Zwillinge vertreten. Das Geschlechtsverhältnis<br />
beträgt 61,3% Knaben vs. 35,5% Mädchen. Laut einer Studie von CUI et al. (2005), die ein<br />
Zwillingspärchenkollektiv auf Fehlbildungen untersuchte, bestand in diesem Fehlbildungszwillingskollektiv,<br />
das allerdings nur geschlechtergetrennte Pärchen erfasste, ein Geschlechtsverhältnis<br />
von 56,25% Knaben vs 43,75% Mädchen. Damit ist das Verhältnis zwar auch knabenlastig,<br />
allerdings nicht so ausgeprägt, wobei zusätzlich die geringere Fallzahl im Register<br />
Mecklenburg-Vorpommerns zu beachten ist.<br />
Das mittlere Geburtsgewicht beträgt 2086 g und liegt damit deutlich unter dem mittlerern Geburtsgewicht<br />
des übrigen Fehlbildungskollektivs (3280 g) sowie auch unter dem des Normalkollektivs<br />
(3378 g). Dies entspricht auch den Daten von WILSON (1974), der feststellte, dass die<br />
durchschnittliche Größe von Zwillingen mit 33 SSW der von Einlingen im Bereich der 36. Perzentile<br />
entspricht, bei Zwillingen mit 40 SSW sogar einer Perzentile bei Einlingen < 5. Ähnlich<br />
stellten BLEKER et al.(1979) fest, dass Zwillinge im Vergleich mit Einlingen deutlich weniger<br />
wiegen. Schlussendlich muss betont werden, dass für Zwillinge eigene Perzentilenstandards<br />
gelten sollten (BUCKLER u. GREEN 1994, HENNEQUIN et al. 1999). Dies bestätigt sich auch für die<br />
Länge und den Kopfumfang. Hier zeigt sich für die Zwillinge eine durchschnittliche Länge von<br />
44,4 cm und ein durchschnittlicher Kopfumfang von 31,1 cm. Damit sind sie deutlich kleiner<br />
als die Kinder des übrigen Fehlbildungs- (Länge: 49,1; KU: 34,5) und Normalkollektivs (Länge:<br />
51,4; KU 34,8). Für eine genauerere Datenlage sind sicher mehr Fälle notwendig, so dass andere<br />
Studienergebnisse, wie z.B. die Studie nach MIN et al. (2000), die besagt, dass regelrecht herangewachsene<br />
Zwillinge sich nicht – wie bislang geglaubt – stark von Einlingen unterscheiden,<br />
zunächst auch bei anderer Datenlage nicht wirklich widerlegt werden kann.<br />
Bezüglich der Entstehung der Zwillingsschwangerschaften ist auffällig, dass 37% (10 von 27)<br />
induziert wurden, was fern der Meinung des Hipprokrates liegt (erste überlieferte Aussage zu<br />
Zwillingsschwangerschaften), der in einer Zwillingsschwangerschaft eine ideale Konzeption<br />
sah (DASEN 1998). Generell ist heutzutage bekannt, dass die Häufigkeit von Zwillingsschwangerschaften<br />
analog zur Häufigkeit der Durchführung assistierter reproduktiver Maßnahmen<br />
deutlich zugenommen hat (PINBORG 2005). Vergleicht man die Häufigkeit der induzierten<br />
Schwangerschaften mit dem gesamten Fehlbildungskollektiv, dann beträgt dort die Rate nur<br />
4,1%. Diese Häufung von Zwillingsschwangerschaften mit Fehlbildungen, die durch reproduktive<br />
Techniken entstanden sind, wird auch bei KUWATA et al. (2004) beschrieben, der die<br />
Fehlbildungshäufigkeit für zweieiige Zwillinge aus einer reproduzierten Schwangerschaft mit<br />
zweieiigen Zwillingen aus einer spontan entstandenen Schwangerschaft vergleicht und feststellt,<br />
dass die erstere Gruppe eine deutlich höhere Fehlbildungsrate aufweist.<br />
86